Aachener Stiftung Kathy Beys

Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland Bericht | Brundtland Report)

World Commission on Environment and Development (WCED)

Im Jahr 1983 gründeten die Vereinten Nationen als unabhängige Sachverständigenkommission die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED = World Commission on Environment and Development) mit Sekretariat in Genf. Ihr Auftrag war die Erstellung eines Perspektivberichts zu langfristig tragfähiger, umweltschonender Entwicklung im Weltmaßstab bis zum Jahr 2000 und darüber hinaus.

Zusammensetzung
Die Sachverständigenkommission setzte sich aus 19 Bevollmächtigten aus 18 Ländern weltweit zusammen:

Zur Vorsitzenden wurde die frühere Umweltministerin und damalige Ministerpräsidentin von Norwegen, Gro Harlem Brundtland (seit 1998 Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO), gewählt. Seit 1988 wechselt der Vorsitz jährlich.

Brundtland Bericht, 1987
Die Kommission veröffentlichte vier Jahre später (1987) ihren auch als Brundtland-Bericht bekannt gewordenen Zukunftsbericht „Unsere gemeinsame Zukunft“ („Our Common Future“). Dieser beeinflusste die internationale Debatte über Entwicklungs- und Umweltpolitik maßgeblich. Er wurde auf zwei internationalen Konferenzen (1987 in London und 1988 in Mailand) eingehend diskutiert und war der auslösende Hauptfaktor für die Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992. Der Report kann auf der Dokumenten-Seite der UN eingesehen werden.

Die Kommission wurde am 31.12.1987 offiziell aufgelöst und im April 1988 als Centre for Our Common Future (Centre For Our Common Future) in Genf fortgeführt und im Rahmen der Rio-Konferenz 1992 reaktiviert.

Bedeutung
Der Abschlussbericht der Brundtland-Kommission „Unsere gemeinsame Zukunft“ ist deswegen so bedeutend für die internationale Debatte über Entwicklungs- und Umweltpolitik, weil hier erstmals das Leitbild einer „nachhaltigen Entwicklung“ entwickelt wurde. Die Kommission versteht darunter eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“

Das von der Kommission vorgestellte Konzept einer nachhaltigen Entwicklung bildete zum ersten Mal die Grundlage einer integrativen globalen Politikstrategie. So wurden herkömmlich als getrennt betrachtete Problembereiche wie u.a. Umweltverschmutzung in Industrieländern, globale Hochrüstung, Schuldenkrise, Bevölkerungsentwicklung und Wüstenausbreitung in der Dritten Welt in einem Wirkungsgeflecht gesehen, das durch einzelne Maßnahmen nicht würde gelöst werden können.

Nach Ansicht der Kommission muss einerseits die Armut in den Entwicklungsländern überwunden werden. In den Industrieländern ist dagegen der materielle Wohlstand mit der Erhaltung der Natur als Lebensgrundlage in Einklang zu bringen. Für die Zukunft muss davon ausgegangen werden, dass sich die Konsum- und Lebensweisen der westlichen Industrieländer nicht auf die gesamte derzeitige und zukünftige Weltbevölkerung übertragen lassen.

Weiter stellt die Kommission fest, dass die Weltwirtschaft zwar die Bedürfnisse und legitimen Wünsche der Menschen befriedigen müsse. Das Weltwirtschaftswachstum dürfe aber die ökologischen Grenzen der Erde nicht sprengen. Auch müssten die Menschen viele ihrer Tätigkeiten und Lebensweisen ändern, wenn die Welt nicht vor unannehmbare menschliche Leiden und Umweltschäden gestellt werden solle.

Konsequenz
Als Konsequenz forderte die Kommission „eine neue Ära einer umweltgerechten wirtschaftlichen Entwicklung“, und:

„Die Menschheit ist einer nachhaltigen Entwicklung fähig - sie kann gewährleisten, dass die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen.“

"Unsere gemeinsame Zukunft zeigt, daß die Zeit gekommen ist, Ökonomie und Ökologie zusammenzubringen, so daß die Regierungen und die Menschen Politiken für eine dauerhafte Entwicklung für unseren Planeten entwickeln können. Die Botschaft dieses Berichts lautet: Wir müssen handeln, jetzt! Dieser Bericht ist das wichtigste Dokument dieses Jahrhunderts für die Zukunft unserer Welt." (Zitat aus dem Einband des Buches)


Dokumente
"Report of the World Commission on Environment and Development: Our Common Future" auf der Dokumentenseite der UN
Unsere gemeinsame Zukunft
Report of the World Commission on Environment and Development (UN)

Interne Links
Externe Links
Homepage der WHO
RIO +5: Fünf Jahre nach Rio

Schlagworte

Bevölkerung, Brundtland-Report

Letzte Aktualisierung

03.11.2015 11:10

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