Aachener Stiftung Kathy Beys

Gesunde Städte Netzwerk

Das Gesunde Städte-Netzwerk (Healthy Cities Network) der Bundesrepublik Deutschland versteht sich als Teil der "Gesunde Städte" Bewegung der WHO, die 1988 gegründet wurde:
„1988 hat das Europabüro der Weltgesundheitsorganisation in Kopenhagen das Gesunde Städte-Projekt in Lissabon ins Leben gerufen. Recht früh haben die Städte Bremen, Düsseldorf, München sich an dem internationalen Netzwerk beteiligt. Dieses internationale Modellprojekt zur Förderung von Gesundheit in Kommunen wie durch Kommunen hatte einen so großen Zulauf, dass das Regionalbüro der WHO sich nicht mehr in der Lage sah, diesen Nachfragen nach Mitwirkung am internationalen Projekt zu entsprechen. Deshalb empfahl die WHO die Gründung von nationalen Gesunde Städte-Netzwerken."

Gründung
Am 5. und 6. Juni 1989 haben 11 Kommunen daraufhin auf der Gründungstagung in Frankfurt am Main das Bundesdeutsche Gesunde Städte-Netzwerk gegründet. Mittlerweile sind 68 Kommunenen Mitglieder (Stand 2007) des Gesunde Städte-Netzwerkes.

Mitgliedschaft
Städte, Kreise oder Stadtbezirke, die bereit sind, in ihrer Stadt, ihrem Kreis oder ihrem Bezirk ein Gesunde Städte-Projekt durchzuführen und sich auf das 9-Punkte-Programm verpflichten, können dem Gesunde Städte-Netzwerk beitreten.
Im Gesunde Städte-Netzwerk gibt es nicht nur gesunde Städte, sondern auch solche, die es werden wollen. Die Mitglieder müssen nicht notwendigerweise ein besonders hohes gesundheitliches Niveau nachweisen, sondern die Bereitschaft zeigen, die Gesundheit zu verbesern. Die Kommunalpolitiker dieser Städte wollen mehr für gesundheitsfördernde Lebensbedingungen tun und die Verantwortung nicht auf Einzelne oder Verbände abschieben.

Jedes Mitglied im Netzwerk hat einen Koordinator im Gesundheitsamt, Gesundheitsdezernat oder einer anderen Behörde der Stadtverwaltung. Dieser Koordinator stellt die Kontakte zu anderen Vertretern z.B. aus der Bürgerbewegung, zu Initiativen und Selbsthilfegruppen her.

Leitbild
Als freiwilliger Zusammenschluss von Kommunen haben sich die Mitglieder mit diesem Netzwerk ein Lern-, Aktions- und Diskussionsinstrument geschaffen, mit dem sie ihre eigene Arbeit im Sinne der Gesunde Städte-Konzeption „vor Ort“ unterstützen und bereichern können. Für diese Funktion hat der gegenseitige Informations- und Erfahrungsaustausch eine hohe Bedeutung.
Das Leitbild des Gesunde Städte-Netzwerks heißt: Gesundheit ist ein Prozess, der auch gesellschaftlich zu gestalten ist. Auch das System Stadt hat Voraussetzungen zu schaffen, dass Bürgerinnen und Bürger gesund leben können. Bei jeder kommunalen Entscheidung stellen sich die Mitwirkenden des Gesunde Städte-Netzwerkes die Frage: Was ist gesund? Gefragt sind nicht eindimensionale Betrachtung sondern eine umfassende Analyse der Lebenssituation und Lebenswelten. Umkehrfragen sind: Macht die Autobahn vor dem Haus die Anwohner krank? Leiden Bewohner einer Trabantenstadt unter der Anonymität?

Der integrative Ansatz des Netzwerkes setzt auf die Mitwirkung verschiedener Politikfelder. Einbezogen werden so die Stadtentwicklung, die Umwelt- und Verkehrspolitik aber auch privatwirtschaftliche Unternehmen. Die Gesundheitsförderung soll möglichst allen Menschen zugute kommen, insbesonders aber sozial und gesundheitlich Benachteiligten. Gesundheitsförderung ist auf Prävention, Aktivierung, Beteiligung und Kooperation ausgelegt.“

Für die Umsetzung des Leitbildes "Gesunde Stadt" müssen alle Mitglieder Sorge tragen.

Zielsetzung
"Das Projekt Gesunde Städte bietet umfassende Konzepte und Planlösungen für die gesundheitlichen Probleme in Städten. Inhaltlich geht es darum, die Art und Weise zu ändern, wie sich die einzelnen Bürger, die Gemeinden, private und gemeinnützige Organisationen und die kommunale Selbstverwaltung dem Thema Gesundheit stellen, was sie darunter verstehen und wie sie gesundheitliche Entscheidungen treffen. Letztlich geht es darum, das natürliche, psychische, soziale und umweltbedingte Wohlbefinden der Menschen, die in Städten leben und arbeiten, zu verbessern."

Gesunde Städte und Nachhaltigkeit
Das Netzwerk beansprucht, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten:
"Die Gesunden Städte geben den Regierungen und kommunalen Selbstverwaltungen wirksame Instrumente an die Hand, die es ihnen ermöglichen, gesundheitsbezogene Probleme wie Armut und soziale Ausgrenzung, Verschmutzung und nachhaltige Entwicklung, Lebensweisen und Lebensbedingungen, Versorgung und soziale Unterstützung, Stadtplanung und Verkehr sowie die besonderen Bedürfnisse schwacher Bevölkerungsgruppen aufzugreifen."

Entwicklung
"Als das WHO-Projekt Gesunde Städte 1988 mit nur elf Städten anlief, galt es zu beweisen, daß man mit der sich auf den Gedanken der „Gesundheit für alle“ gründenden neuen Sichtweise auch in der Praxis ganz anders an die Probleme der öffentlichen Gesundheit herangehen konnte. Heute hat sich das Projekt zu einer wichtigen und weltweiten, bürgernahen Bewegung gemausert, in deren Mittelpunkt die Gesundheit der Menschen steht. Allein in Europa sind in 29 Ländern über tausend Städte und Gemeinden in nationale und regionale Netzwerke eingebunden."

Die Historie des Gesunde Städte-Netzwerks hat Klaus-Peter Stender, der 15 Jahre lang das Sekretariat des Netzwerkes führte, aufgezeichnet. Darin sind Meilensteine des Netzwerkes unter besonderer Perspektive der Aktivitäten seiner Mitgliedskommunen und seiner Akteurinnen und Akteuren anlässlich des Wechsels des Gesunde Städte-Sekretariats zusammengefasst. Das Dokument können Sie hier herunterladen und lesen.

9-Punkte-Programm
"Das Leitbild „Gesunde Stadt“ braucht zu seiner Umsetzung die prozeßhafte Verwirklichung von Voraussetzungen, die im folgenden als „Kriterien für die Teilnahme am Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland“ beschrieben sind:

1.Punkt
Der Rat der Stadt befürwortet die Gesunde Städte-Konzeption und erklärt sich damit gleichzeitig mit den Zielen und Inhalten der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung (1986) einverstanden.

2.Punkt
Die Benennung einer für die kommunale Gesunde Städte-Arbeit zuständigen Person hat verbindlich zu erfolgen.

3.Punkt
Eine ressortübergreifende gesundheitsfördernde Politik ist zu entwickeln. Dafür werden die verschiedenen Politikbereiche und Fachämter über die Gesunde Städte-Konzeption informiert.

4.Punkt
Gesundheitsfördernde Inhalte und Methoden sollen bei allen öffentlichen Planungen und Entscheidungen berücksichtigt werden. Dafür sind entsprechende Voraussetzungen zu entwickeln.

5. Punkt
Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass alle Bürgerinnen und Bürger sich verstärkt an der Gestaltung ihrer Lebens- und Umweltbedingungen beteiligen können. Für diese Mitwirkung wird die Schaffung geeigneter Unterstützungs- und Koordinierungsstrukturen empfohlen.

6.Punkt
Verständliche und zugängliche Informationen und Daten sollen den Prozess zu einer gesunden Stadt begleiten (Gesundheits- und Sozialberichterstattung).

7.Punkt
Die Teilnahme an gemeinsamen Treffen mit Delegierten der am Netzwerk beteiligten Städte soll den gegenseitigen Austausch und die Weiterentwicklung der gesundheitsfördernden Aktivitäten gewährleisten.

8.Punkt
Erfahrungen, Erkenntnisse und praktikable Modelle zur Gesundheitsförderung sind an das Gesunde Städte-Sekretariat zur Verbreitung im Netzwerk zu übermitteln.

9.Punkt
Alle 4 Jahre trägt das Gesunde-Städte-Mitglied den anderen Netzwerkmitgliedern seinen Erfahrungsbericht vor, der die Erkenntnisse aus der kommunalen Gesunde-Städte-Arbeit reflektiert. Spätestens nach 4 Jahren werden die zuständigen Gremien in der Stadt (Stadtrat und/oder Fachausschuss/Fachausschüsse) über die kommunale Umsetzung der Gesunde-Städte-Programmatik informiert, um über die weitere Arbeit zu entscheiden." (Quelle: Gesunde Städte-Netzwerk)

Dokumente
Interne Links
Externe Links
Gesunde-Städte-Netzwerk Homepage
Mitglieder
9 Punkte Programm
Weltgesundheitsorganisation Homepage
Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit

Schlagworte

Gesundheit, Kommune

Letzte Aktualisierung

01.09.2015 12:32

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