Aachener Stiftung Kathy Beys

Desertifikation / Wüstenbildung

Definition
Der Begriff Desertifikation, beschreibt die Ausdehnung von Wüsten bzw. wüstenähnlichen Landschaften in Regionen der Erde, die aufgrund ihrer klimatischen Verhältnisse eigentlich kein Wüstenvorkommen aufweisen. Entscheidend hierfür ist der Eingriff der Menschen in die Natur. So gilt die intensive Nutzung durch den Menschen als wesentliche Ursache für Desertifikation. Die Eingriffe der Menschen sind dahingehend zahlreich. Zu Ihnen gehört u.a. die Übernutzung von Ackerland (bspw. durch Monokulturen, zu kurze Brachezeiten etc.), Überweidung und Rodung der Wälder. Verstärkt werden diese Eingriffe durch das globale Bevölkerungswachstum infolge dessen mehr Nahrungsmittel benötigt werden. Auch die Absenkung des Grundwasserspiegels aufgrund der Wasserentnahme aus Flüssen, spielt hier eine entscheidende Rolle. Die Böden trocknen zusehens aus und versanden dementsprechend, sodass es zur "Verwüstung" kommt.
Insbesondere in trockenen Gebieten haben die Eingriffe der Menschen dramatische Folgen. Die ohnehin spärliche Vegetation in diesen Erdteilen geht zurück oder wird vollständig zerstört. Ohne die Wurzeln der Pflanzen die das Wasser im Boden halten, kommt es zur Wasserknappheit und zum Abtrag der Böden. Auch eine Versandung oder Versalzung der Böden ist möglich. Schlimmstenfalls entstehen sogenannte Skelettböden. Diese zeichnen sich durch hohe Unfruchtbarkeit aus. Vor allem für die Menschen die in den gefährdeten Regionen leben, bedeutet dies ein Verlust lebenswichtiger Weiden- und Ackerlandflächen.



Ausmaß der Desertifikation
  • Global betrachtet sind mehr als 168 Länder von der Desertifikation betroffen.
  • Allein in Afrika sind 46 % der Landfläche von Desertifikationsprozessen betroffen. Die Verwüstung betrifft somit ca. 485 Millionen Menschen.
  • In Asien wird die Desertifikation durch die Zerstörung der Vegetation begünstigt, sodass es zur Winderosion und zur Versalzung bewässerter Nutzflächen kommt.
  • Insgesamt sind ca. 71% der asiatischen Trockengebiete zerstört und 39% zudem stark beeinträchtigt sind. Schätzung zufolge betrifft die Zerstörung 35% der bewässerten Flächen, 56% der Regenfelder und 76% des Weidelandes.
Dem Bericht der "Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation" des UNCCD, zufolge werden jedes Jahr 12 Millionen Hektar fruchtbaren Landes durch menschliches Einwirken unbrauchbar. In Bonn fand deswegen auf Einladung des UNCCD die bisher größte internationale Konferenz statt, auf der Wissenschaftler Erkenntnisse über die ökonomischen Auswirkungen des besser als Landdegradation bezeichneten Problems aufzeigten und über Möglichkeiten der nachhaltigen Landwirtschaft zu diskutierten. Bereits auf dem sogenanten Erdgipfel von Rio wurde die Desertifikation gemeinsam mit der globalen Erwärmung und dem Verlust der Biodiversität als größtes Problem einer nachhaltigen Entwicklung ausgemacht.

Infolge der voranschreitenden Desertifikation sind in Afrika zwei Drittel der landwirtschaftlichen Flächen nur noch eingeschränkt nutzbar. Nach der Auswertung verschiedener Modell geht die UNCCD davon aus, dass Afrika 4 bis 12 Prozent seiner Wirtschaftsleistung im Agrarsektor verlieren wird, weltweit sind es im Schnitt fünf Prozent. Für ein Entwicklungsland in dem ein Großteil der Bevölkerung von der Landwirstchaft lebt, ist dies ein großes Problem.


Ein Merkmal für die am stärksten von der Desertifikation betroffenen Länder ist die Tatsache, dass diese zu den ärmsten Staaten der Welt gehören. Häufig wird hier versucht die Schulden durch den Export landwirtschaftlicher und/oder forstlicher Produktionsgüter zu tilgen. Somit ergibt sich für die betroffenen Staaten eine Notwendigkeit für den Anbau von international konkurrenzfähigen Produkten. Der Focus verschiebt sich somit weg von der Bekämpfung der Desertifikation und hin auf die Erschließung weiterer bisher ungenutzter Ackerflächen, ohne dabei die ökologischen Folgen zu berücksichtigen. Durch eine Entschuldung der Länder würde dementsprechend wieder die Alternative bestehen, das Ackerland für die eigenen Bedürfnisse zu nutzen und eine Bewirtschaftung mit traditionellen, angepassten Produkten durchzuführen. Infolge dessen würde auch die Bekämpfung der Desertifikation erneut in den Focus geraten.


Gegenmaßnahmen
Die Gegenmaßnahmen welche eine weitere Ausbreitung der Wüsten verhindern soll basieren auf dem von über 100 Staaten unterzeichneten "Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den von Dürre und/oder Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika" (CCD) aus dem Jahre 1994. Die Konvention stimmt die Maßnahmen zur Bekämpfung der Wüstenbildung in einem klaren und verbindlichen Handlungsrahmen ab und setzt diese um. Als Konsequenz aus der Konvention ergibt sich für die Entwicklungsländer die Aufgabe, der Desertifikationsbekämpfung eine hohe Priorität einzuräumen. Für die Industriestaaten hingegen bedeutet dies, die Entwicklungsländer in diesem Bestreben zu unterstützen.

Als zentraler Lösungsansatz gelten die in Kooperation mit der lokalen Bevölkerung erarbeiteten Nationalen Aktionsprogramme (NAP). In diesen wird das landwirtschaftliche Potential der betroffenen Regionen beurteilt, die bisherige Strategie analysiert, der Grad der Desertifikation bestimmt sowie verfolgte Ziele, beabsichtigte Maßnahmen und konkrete Projektevorschläge aufgezeigt. Diese werden dann in kommunalen (SRAP) und regionalen Programmen (RAP) umgesetzt.

Ziel dieser Programme ist die Gewährleistung einer nachhaltigen Bodennutzung. Ein Mittel zur Umsetzung sind bspw. längere Pachtverhältnisse. Aufgrund eines längeren Bewirtschaftungszeitraums lohnt es sich für den Landwirt, in den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit zu investieren. Darüber hinaus muss die Vermarktung der hergestellten Agrarprodukte gesichert werden, damit der Anreiz für möglichst langfristige Ernteerfolge, die mit einem schonenden Ressourcenumgang einhergehen, erhöht wird.
Eine weitere Gegenmaßnahme ist die Umsetzung von Landnutzungssystemen die an die vorherrschenden Bedingungen angepasst sind. Gemeint sind z.B. Pflanzhügel und -dämme entlang der Parzellengrenzen die dabei helfen, die großflächige Erosion des Oberbodens durch Regenfälle zu verhindern. Eine Besonderheit dieser Pflanzhügel ist die Anlagerung von Feinsedimenten im Staubereich, welche den Wuchs von Futtergräsern fördern. Somit wird die Versickerung des Wassers erleichtert und zudem der Anstieg des Grundwasserspiegels begünstigt. Aber auch Desertifizierte Bereiche können wieder nutzbar gemacht werden indem Pflanzlöcher angelegt werden, deren Aushub mit Mist und Kompost angereichert und wieder in die Löcher gefüllt wird.

Andere Gegenmaßnahmen beruhen auf einer umfangreichen Wiederaufforstung. Hierdurch wird nicht nur der Vegetationsbestand geschützt sondern auch die Fruchtabrkeit der Böden. Dies ermöglicht eine nachhaltige agrarwirtschaftliche Nutzung und gewährleistet die Versorgung der Bevölkerung mit Holz und Nahrungsmitteln.
Gerade im Bereich der (Wieder-)Gewinnung neuer und alter Nutzflächen werden umfangreiche Anstrengungen zur Wüstenkultivierung bzw. Rekultivierung unternommen. So wird auf unterschiedliche Arten versucht, unterversorgte Regionen mit Bewässerungssystemen die landwirtschaftlichen Nutzung zu erleichtern. Bei Großprojekten dieser Art besteht allerdings die Gefahr, den Schaden durch eine Übernutzung der Wasserressourcen nur noch zu vergrößern.




Dokumente
Bekämpfung der Desertifikation
Verlieren wir an Boden – oder können wir gewinnen?

Interne Links
Externe Links

Infoblatt Desertifikation

Desertifikation (Wüstenbildung)
Immer mehr Staaten von Wüstenausbreitung betroffen
UNCCD

Schlagworte

Gefahr, Landwirtschaft

Letzte Aktualisierung

09.12.2015 10:47

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