Aachener Stiftung Kathy Beys

Earth Overshoot Day

Definition

Der "Earth Overshoot Day" oder auch "Ecological Debt day"/"World Overshoot Day", zu deutsch der "Welterschöpfungstag", bezeichnet laut Mathis Wackernagel von der Organisation Global Footprint Network den Tag, ab dem wir aus ökologischer Sicht über unsere Verhältnisse leben. Denn ab diesem Zeitpunkt werden mehr Ressourcen verbraucht als die Erde produzieren kann. Das Datum des Welterschöpfungstages viel im Jahre 2014 auf den 19. August. Die restlichen viereinhalb Monate leben somit die Bewohner dieser Erde auf Kredit.

Die Errechnung des Earth Overshoot Day
Zur Bestimmung des Earth Overshoot Day wird die Biokapazität der Erde berechnet. Das heißt, es werden die Erträge der produktiven Landflächen (wie Felder, Wälder oder Wiesen sowie der wirtschaftlich genutzten Meeresflächen) und die Fähigkeit der Ökosysteme, Kohlendioxid zu absorbieren, in Betracht gezogen. Dieser Biokapazität der Erde steht im Gegensatz zu unserem ökologische Fußabdruck, der sich aus unserem Konsum und der Freisetzung von Kohlendioxid als Abfallprodukt zusammensetzt. In diesem Zusammenhang wird die Einheit "globaler Hektar" als Maßstab für Biokapazität und ökologische Fußabdruck verwendet. Die Daten stammen aus Veröffentlichungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, der Internationalen Energieagentur, der Statistik-Abteilung der Vereinten Nationen und dem Weltklimarat.

Der erste Earth Overshoot Day
Am 19. Dezember 1987 fand zum ersten Mal der Earth Overshoot Day statt, da an dem Tag alles verbraucht war,was eine sich selbst erhaltende Natur innerhalb von zwölf Monaten liefern kann. Dazu zählt Wasser, Brennmaterial, Bauholz, Getreide, Fische und sogar den entsprechenden Platz, um Müll zu entsorgen. In den folgenden Jahren fand der Earth Overshoot Day immer früher statt (1990: 7. Dezember; 1995: 21.November, 2000: 1. November etc.). Bereits der "Living Planet Report 2012" des WWF's, eine alle zwei Jahre erscheinende Studie zum Gesundheitszustand der Erde, prognostizierte, dass wir bis zum Jahr 2030 zwei Planeten benötigten, um den geforderten Bedarf an Nahrung und nachwachsenden Rohstoffen zu decken.
Wenn die Menschheit so weiter lebt, wie bisher sind bis 2050, bei voraussichtlich 9 Milliarden Menschen, sogar fast drei Erden notwendig. Besonders erschreckend ist diese Bilanz wenn man zum Gründungsjahr des WWF's 1961 zurückblickt. Zu diesem Zeitpunkt hingegen, verbrauchte die Menschheit gerade einmal die Hälfte der Biokapazität des Planeten.

Die Schulden, die dadurch entstehen, zeigen sich in Naturereignissen wie dem Klimawandel, Artensterben, Überfischen und Wassermangel. Aufgenommen werden die Schulden vor allem im Westen, da der Verbrauch hier am größten ist. Unter den Konsequenzem leiden allerdings leiden die ärmeren Länder im Süden und Osten.

Berechnet man aus bestehendem Verbrauch die Anzahl der benötigten Planeten, um den Ressourcenbedarf der Erde zu stillen, kommt man zu folgender Erkenntnis: Unter den Ländern mit dem höchsten Verbrauch befinden sich Katar (6,5), die Schweiz (4,7) oder die USA ( 4,2). Einen geringen Bedarf an Biokapazität haben hingegen China (1,5) und Indien (0,5). Um den heutigen Bedarf an Biokapazität weltweit zu decken, bräuchte es 1,56 Planeten von der Qualität der Erde.


Welterschöpfungstag immer früher

Ein weiterer Grund zur Sorge ist der Zeitpunkt des Welterschöpfungstages. Im Jahre 2014 viel dieser auf den 19. August und tritt somit ein Tag früher ein als noch 2013. Im Vergleich zu 2012 sind es sogar 3 Tage. Ermittelt wird dieses Datum von dem "Global Footprint Network". Die Berechnungen dieser Organisation, beruhen auf dem ökologischen Fußabdruck von 150 Nationen mit 5400 Datenpunkten pro Jahr und Land.
Der Trend der immer früheren Erschöpfung des Planeten setzt sich laut WWF bereits seit 30 Jahren fort. Problematisch ist, dass die Menschheit nicht nur seit Jahrzehnten immer mehr ökologische Schulden aufbaut, sondern auch jährlich einen höheren Kreditrahmen beansprucht. Die Ergebnisse des Global Footprint Networks zeigen, dass die Ökoschulden seit dem Jahr 2000 kontinuierlich gewachsen sind, woraus ein frühere Eintreten des Welterschöpfungstages resultiert.

Auch im Jahre 2015 setzt sich dieser Trend fort. So tritt der Earth Overshoot Day bereits am 13. August ein - ca. 6 Tage früher als es noch 2014 der Fall war. Für die restlichen 20 Wochen des Jahres zehrt die Weltbevölkerung nun von den bereits knappen Reserven der Erde. (Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU.


Der ökologische Fußabdruck in Deutschland
Laut Greenpeace-Sprecher Jürgen Knirsch, Experte für nachhaltigen Konsum, betrug der ökologische Fußabdruck in Deutschland im Jahre 2008 4,57 globale Hektar pro Person. Dieser Wert kollediert jedoch mit unserer Biokapazität, die zu dem Zeitpunkt nur 1,95 globale Hektar maß. Wenn also alle Menschen soviel wie die Deutschen konsumieren würden, hätten wir zu dem Zeitpunkt 2,57 Planeten gebraucht. Zu den Verursachern des großen Fußabdrucks in Deutschland zählten mit 35 Prozent die Ernährung, die Bereiche Wohnen mit 25 Prozent und Mobilität mit 22 Prozent. 18 Prozent werden für sonstigen Konsum benötigt.
Bei der Berechnung des ökologischen Fußabdrucks, sollte man vor allem den Energieverbrauch betrachten, der durch alle aufgelisteten Aktivitäten verursacht wird.

Weitere Erklärungen erfolgen in diesem Video von Global Foot Print Network:

What is Ecological Overshoot?- GlobalFootPrintNet


Problematik

Die heftigen Schwankungen bei der Errechnung des Termins für den Earth Overshoot Day von Global Footprint Network, lösen seitens Jürgen Knirsch von Greenpeaece Skepsis aus: „Die Methode hat Schwächen, und das Netzwerk arbeitet teilweise mit Daten, deren Herkunft unklar und auch nicht durch Rundungsfehler erklärbar ist.“
Auch Footprint-Experte Pekny verweist auf den großen Rahmen, der auch durch die schwankenden Ergebnisse nicht in Frage gestellt werde: „Die Analyse des Overshoot zeigt uns höchst alarmierende Trends, die von der Politik sträflich ignoriert werden.“ Er kritisiert ausserdem, dass keinerlei Ziele vorgeschlagen würden, die versuchten, die jährliche „Öko-Neuverschuldung“ einzudämmen. Dabei sieht er Parallelen zur Finanzkrise und schlägt infolgedessen als Lösungsstrategie die Abkehr vom nationalen Wachstumsglauben vor. Dies scheint für ihn die einzige Lösung zu sein, da zunächst arme Länder weiter wachsen und dabei auch mehr Natur verbrauchten.

Vier Maßnahmen zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks

Jürgen Knirsch schlägt vier Maßnahmen für Verbraucher vor,die sogenannten "vier F", die zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks beitragen könnten: Dabei steht das erste F steht für weniger Fliegen, das zweite steht für weniger Auto-Fahren und das dritte für weniger Fleisch. Das vierte F benennt er "Wohnen wie im Fass", das bedeuten soll, dass man im Bereich Wohnen in Stromanbieter mit erneuerbaren Energien und richtiger Isolierung investieren sollte.
Ein weiteres "F" richtet er an den Staat, der selbst als Vorbild agieren soll und bei der öffentlichen Beschaffung Produkte bevorzugen sollte, die das Klima weniger belasten.

Am 20. August war der Earth Overshoot Day im Jahr 2013, im Jahre 2014 fand dieser hingegen am 19. August statt.
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Dokumente

Der ökologische Fußbadruck Deutschlands- Greenpeace

Interne Links

Externe Links

Earth Overshoot Day- Global Footprint Network
"Earth Overshoot Day- Ab heute geht es an die Substanz"- TAZ
Earth Overshoot Day- Energiemanagement, Uni Stuttgart
WWF: human consumption is outpacing earth's capacity
Jürgen Knirsch- Greenpeace
Ressourcen-Faktor X
"Tag der ökologischen Überschuldung" Bayern 2
WWF
Infografik Welterschöpfungstag 2013
19.8.: Welterschöpfungstag 2014

Schlagworte

Nachhaltiges Wirtschaften, Ökologie, Ressourcen, Ressourceneffizienz, Ressourcenproduktivität, Welterschöpfungstag

Letzte Aktualisierung

13.08.2015 09:28

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