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El Salvador auf dem Weg zur Nachhaltigkeit (Archiv)

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Einer der wichtigsten Prüfsteine für die nachhaltige Entwicklung ist die Beachtung der Menschenrechte. In El Salvador gibt es immer noch gravierende Probleme hinsichtlich der Einhaltung der Menschenrechte, siehe unsere Seite
Die EU schätzte die Nachhaltigkeit der derzeitigen (2002!) Politiken in ihrem Strategiepapier, 2002-2006 wie folgt ein (Auszug):

3.3.1. Umweltgefährdung
  • El Salvador ist in gravierendem Ausmaß von schrittweiser Umweltbeeinträchtigung und -zerstörung betroffen, die sich in Entwaldung, Bodenerosion, Verlusten an biologischer Vielfalt und der Verschmutzung seiner Gewässer zeigt, die zu den am stärksten verunreinigten in ganz Lateinamerika gehören. Außerdem ist eine starke Beeinträchtigung der Luftqualität zu verzeichnen, die zu einer Zunahme der Atemwegserkrankungen geführt hat. Und schließlich ist das Sammeln und Behandeln von Festabfällen vor allem in den städtischen Ballungsgebieten nur wenig entwickelt. Durch die derzeit herrschenden Bedingungen und die rasche, unkontrollierte Urbanisierung werden die früheren Probleme noch verschärft.
  • Andererseits haben die Auswirkungen der Naturkatastrophen der letzten Jahre, vor allem die Folgen des Wirbelsturms Mitch und der beiden Erdbeben im Jahr 2001, sowie andere meteorologische Phänomene wie „El Niño“, „La Niña“ oder die Dürreperioden gezeigt, dass die Anfälligkeit des Landes auch das Ergebnis einer schädlichen Umweltbewirtschaftung ist, was ein zusätzliches Hindernis bei der Armutsbekämpfung darstellt. Ende 1998 wurde El Salvador von dem Wirbelsturm Mitch heimgesucht, von dem 6 % der Bevölkerung, vor allem in den Regionen an der Pazifikküste, betroffen waren. Nach Angaben der Wirtschaftskommission der VN für Lateinamerika und die Karibik (siehe unsere Seite ECLAC und andere UN-Sonderorganisationen) bezifferten sich die Schäden auf 5,6 % des BIP. Noch weitaus verheerender waren die zwei Erdbeben im Jahr 2001, die die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes in einschneidender Weise beeinträchtigt und um mindestens fünf Jahre zurückgeworfen haben. Nach den Schätzungen des UNDP und der Stiftung FUSADES (Salvadorianische Stiftung für wirtschaftliche und soziale Entwicklung, A.d.V.) traf diese Erdbebenkatastrophe 25 % der Bevölkerung, erhöhte den ohnehin schon beträchtlichen Wohnungsmangel im Land und führte zu großen Ernteverlusten, zur Zerstörung vieler Kleinunternehmen und zu hohen Verlusten an Arbeitsplätzen sowie schulischen Einrichtungen und Einrichtungen des Gesundheitswesens. Die Stiftung FUSADES beziffert die Gesamtkosten der beiden Erdbeben auf 16 % des BIP. Der Anteil der insgesamt von Armut Betroffenen hat sich nach ihren Berechnungen von 47,3 % auf 49,7 % der Bevölkerung, der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, um 2,1 % erhöht.
  • In diesem Zusammenhang ist auch die Dürreperiode zu nennen, die im Jahr 2001 erhebliche, auf 16 % der Jahresproduktion geschätzte Verluste im Agrarbereich verursachte, durch die 25 000 Familien drastische Einkommenseinbußen erlitten, und die in verschiedenen Regionen des Landes zu einer Hungersnot führte. Sie macht deutlich, dass strukturpolitische Maßnahmen im Bereich der Umwelt- und Agrarbewirtschaftung notwendig sind, ohne die die Auswirkungen von Naturkatastrophen in der Zukunft noch gravierender sein könnten.
3.3.2. Geschlechtsspezifischer Aspekt und Chancengleichheit
Gemäß der Klassifizierung im UNDP-Bericht über die menschliche Entwicklung 2000 rangiert El Salvador beim Geschlechtsindex weltweit an 80. Stelle von insgesamt 143 Ländern, zwischen China und Guyana, mit besonders ungünstigen Werten bei der Lebenserwartung und beim Bildungsgrad, vor allem in den ländlichen Gebieten. Bei Stellen im öffentlichen Sektor ist der Frauenanteil generell niedrig und wird, je verantwortungsvoller die Positionen sind, immer geringer. Aus einer kürzlich durchgeführten Umfrage geht hervor, dass der Frauenanteil auf nationaler Ebene bei 22 % liegt. Allerdings ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass die Beteiligung der Frauen auf lokaler Ebene, vor allem in den ländlichen Gebieten, zugenommen hat (...).

3.3.3. Sozioökonomische Nachhaltigkeit und Armutsbekämpfung
  • Die mittelfristig angestrebte Verringerung der Armut in El Salvador hängt weitgehend vom Erfolg der kurzzeitigen Maßnahmen zur Behebung der Auswirkungen der Naturkatastrophen der letzten Jahre ab, d. h. vom Wiederaufbau und von der Wiederherstellung der Grundvoraussetzungen für die Förderung des Entwicklungsprozesses. Sobald diese Phase bewältigt ist, kann die Regierung dann tatsächlich mit der Entwicklung der langfristigen Ziele fortfahren. Andererseits stellen der Wiederaufbau und die beträchtliche Finanzhilfe der internationalen Gemeinschaft in den nächsten Jahren eine einzigartige Chance dar, die die salvadorianische Regierung zur Stärkung der Entwicklungsperspektiven des Landes nutzen könnte. Voraussetzung ist u. a., dass es gelingt, bei zunehmenden öffentlichen Investitionen im Rahmen des Wiederaufbaus und in den sozialen Bereichen eine ausgewogene Steuerpolitik beizubehalten, ohne die Verschuldung zu erhöhen und das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht zu gefährden.
  • ...
  • Was die aktuelle politische Debatte betrifft, so wird der Notwendigkeit, bedeutende Veränderungen in politischer, sozioökonomischer und ökologischer Hinsicht vorzunehmen, sowohl auf der offiziellen Ebene – im Rahmen der Regierungsagenda – als auch auf der Ebene der Zivilgesellschaft Rechnung getragen. Der Erfolg der derzeitigen Politiken wird aber auch von der Fähigkeit der politischen Akteure abhängen, die verschiedenen Maßnahmen auf eine mittel-/langfristige, partizipative Agenda hin auszurichten, die es ermöglicht, über die augenblicklichen Positionen hinaus die Beseitigung der strukturellen Ursachen von Armut und Ausgrenzung in Angriff zu nehmen. Gleichzeitig muss der Dialog zwischen der Regierung und der Zivilgesellschaft verstärkt werden, die zunehmend klare politische Maßnahmen zur Verringerung der sozialen Ungleichheiten (z. B. durch eine Steuerreform), die Wiederankurbelung der Wirtschaft des Landes sowie eine stärkere Dezentralisierung des Staates fordert.
3.4. Aufgaben für die Zukunft
Der Friedensprozess in El Salvador wird international als einer der erfolgreichsten der Region anerkannt, weil das Abkommen, das dem Konflikt ein Ende gesetzt hat, in zufriedenstellender Weise eingehalten wird, was eine unerlässliche Voraussetzung für die Wiederbelebung der Armutsbekämpfung ist. Trotz der beträchtlichen Fortschritte steht das Land jedoch mittelfristig noch vor großen Problemen, die das Wachstums- und Entwicklungspotential sowie die historische Chance für eine wirtschaftliche, politischeund soziale Konsolidierung gefährden könnten:
...
c) Ökologische Aufgaben und Risiken
  • Wiederaufbau und Verringerung der Umweltgefährdung durch Naturkatastrophen;
  • Umweltzerstörung, die durch die Vernichtung der Entwicklungsgrundlagen den produktiven Bereich des Landes ernsthaft gefährdet.
  • Hinsichtlich der Außenbeziehungen stellt die Einbeziehung des Landes in die Stärkung der zentralamerikanischen Integration - ein Prozess, der auf mehrere sozioökonomische Probleme des gesamten Landes und der Region eine Antwort bieten dürfte - eine Herausforderung dar."
Quelle: Europäische Union: EL SALVADOR. Strategiepapier, 2002-2006
Bertelsmann-Stiftung zur Nachhaltigkeit in El Salvador (2003)
"El Salvador ist ökologisch leicht verwundbar. Über die Hälfte der salvadorianischen Böden ist von Erosion betroffen. Ökologie stellt jedoch in El Salvador kein großes Thema dar, ist dem Wachstumsstreben nachgeordnet und wird trotz verschiedener staatlicher Programme von der Politik eher vernachlässigt. Einrichtungen für Bildung, Ausbildung und Forschung sind im Primar-, Sekundär- und Tertiärbereich vorhanden, insgesamt jedoch sehr heterogen. Die Qualität ist im privaten Bildungsbereich meist höher als im öffentlichen. Trotz einiger Erfolge (Verminderung der Zahl der Analphabeten, Zunahme der Einschulungsraten) bestehen deutliche Defizite im Bildungsbereich, gerade auch auf dem Lande. Durch die Erbeben von 2001 wurden viele Schulen zerstört. Der Anteil der Bildungsausgaben am BIP (2001: 3,1%, 2001: 3,2%) ist zwar seit dem Friedensvertrag (1992: 1,7%) erheblich gestiegen, fällt jedoch im zentralamerikanischen Vergleich niedrig aus."
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15.01.2015 11:22

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