Aachener Stiftung Kathy Beys

Giftige Chemikalien

Einleitung

In Zusammenhang mit der Fast Fashion-Mode steht oft die Verwendung gefährlicher Chemikalien. In der Greenpeace-Studie „Giftige Garne. Der große Textilien-Test von Greenpeace“ aus dem Jahr 2011 wurden mehr als 140 Artikel von 20 Fast-Fashion-Marken wie Zara und Levi’s auf Schadstoffe untersucht. Die Studienergebnisse zeigten, dass alle führenden Modehersteller gefährliche Chemikalien wie Nonylphenolethoxylate und/oder Weichmacher in ihren Produktion einsetzten. Outdoor-Artikel wurden ebenfalls von Greenpeace in einem anderen Test untersucht, der zeigte, dass sich in diesen schädliche perfluorierte Chemikalien befinden, die in der Imprägnierung und den Membranen sitzen.

Detox-Kampagne von Greenpeace

Manfred Santen ist seit 2009 Chemieexperte bei Greenpeace mit dem Schwerpunkt Pestizide im Bereich nachhaltige Landwirtschaft, Chemie und Lebensmittelsicherheit und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute (AgÖF). Gleichzeitig ist er seit 2011 Ansprechpartner bei Greenpeace Deutschland für die von Greenpeace international geführte Detox-Kampagne. Mit der Detox-Kampagne verfolgt Greenpeace das Ziel, weltweite Textilmarken aufzufordern, saubere Kleidung zu produzieren. Denn viele Hersteller lassen ihre Kleidung in China, Bangladesch, Pakistan und Mexiko zum Teil mit Chemikalien fertigen, die in der EU und den USA längst verboten sind. Dies führt zu Flussverschmutzungen, wovon in China und Mexiko bereits mehr als 60 Prozent der Flüsse von betroffen sind.
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Giftige Chemikalien

Nonylphenolethoxylate (NPe):
"NPE bezeichnen eine Gruppe künstlich hergestellter Chemikalien. Diese Verbindungen gehören zu einer breiteren Gruppe von Chemikalien, die als Alkylphenolethoxylate (APEO) bekannt sind und hauptsächlich als Tenside in Waschmitteln eingesetzt werden. Wenn NPE in Kläranlagen oder direkt in die Umwelt gelangen, werden sie zu Nonylphenol abgebaut. Aufgrund der möglichen gefährlichen Eigenschaften bestehen in einigen Regionen seit fast 20 Jahren Beschränkungen in der Verwendung von NPE."

Nonylphenol (NP):
"NP wird für zahlreiche spezielle Industrieanwendungen hergestellt, unter anderem für die Produktion von NPE. Nach der Verwendung können sich NPE wieder zu NP zersetzen, aus dem sie hergestellt wurden. NP ist persistent, bioakkumulativ und toxisch und kann das Hormonsystem stören. NP reichert sich im Gewebe von Fischen und anderen Organismen an – je höher das Lebewesen in der Nahrungskette steht, desto stärker. NP wurde auch in menschlichem Gewebe nachgewiesen.
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Phtalate:
"Phtalate werden überwiegend als Weichmacher in Kunststoffen, vor allem in PVC (zum Beispiel in Kabeln oder anderen flexiblen Komponenten) sowie als Inhaltsstoff in Pflegeprodukten, Tinten, Klebstoffen, Dichtmitteln und Oberflächenbeschichtungen eingesetzt. Die Verwendung von Phthalaten, insbesondere als Weichmacher in PVC, führt zu umfangreichen Frei- setzungen in die Umwelt über die Lebensdauer des Produkts und dessen Entsorgung hinweg. Phthalate können sich aus Lebensmittelverpackungen lösen und die verpackten Lebensmittel kontaminieren sowie aus Schläuchen lösen, die in der Medizin verwendet werden und aus PVC-Blutbeuteln, die überwiegend Di-2-Ethylhexyl-Phthalat (DEHP) enthalten. Phthalate finden sich breitflächig im Innenbereich, einschließlich in Luft und Staub in Konzentrationen, die häufig mit dem Vorhandensein von Kunststoffen und bestimmten Textilien in den untersuchten Räumen zusammenhängen.Werden Kunststoffprodukte auf Mülldeponien entsorgt, können Phthalate – insbesondere Diisobutylphthalat (DIBP) und Di-n-Butylphthalat (DNBP)– weiter entweichen und schließlich das Grundwasser erreichen. Phthalate sind häufig in menschlichem Gewebe zu finden, unter anderem im Blut, in der Muttermilch und als Stoffwechselprodukte im Urin; dabei sind die berichteten aufgenommenen Mengen bei Kindern erheblich höher.Im Stoffwechsel von Menschen und Tieren werden sie relativ schnell in ihre Monoesterformen abgebaut, die jedoch häufig schädlicher als die Ausgangsverbindung sind.
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Der giftige Weg der Kleidung

  1. Chemische Formulierungen, die Nonylphenolethoxylate (NPE) enthalten, werden an Textilfabriken geliefert. Dazu zählen beispielsweise Waschmittel. Einige Azofarbstoffe, die krebserregende Amine freisetzen können, werden zum Färben verwendet. Plastisol-Formulierungen, die toxische Weichmacher (Phthalate) enthalten, werden für Textildrucke eingesetzt.
  2. Schwache Gesetze und das schlechte Chemikalienmanagement von Modemarken führen dazu, dass Chemikalien durch das Fabrikabwasser in die Umwelt eingeleitet werden. Die Chemikalien reichern sich in Flüssen, Seen und Trinkwser an.
  3. NPE bauen sich zu Nonylphenol (NP), einer giftigen, persistenten und hormonell wirksamen Chemikalie ab. Diese reichert sich in Sedimenten,in der Nahrungskette, in Fischen und in Wildtieren an. Greenpeace hat im Abwasser von Textil-Fabriken ebenfalls giftige Phthalate, krebserzeugende Amine, hormonell wirksame perfluorierte Chemikalien und weitere Schadstoffe nachgewiesen.
  4. Die Textilindustrie liefert Kleidung mit Phthalaten, Rückständen von NPE und anderen gefährlichen Chemikalien an Märkte rund um die Welt (einschließlich EU-Länder, die diese Chemikalien in der eigenen Textilproduktion verbieten).
  5. Verbraucher werden zu unwissenden Komplizen im Kreislauf der toxischen Wasserverschmutzung, wenn sie ihre neue Kleidung waschen. Beim Waschen von Textilien, die NPE enthalten, werden diese mit dem Abwasser freigesetzt. Import Textilien sind die maßgebliche Quelle für die Verschmutzung deutscher Gewässer mit Nonylphenol. Phthalate können während des gesamten Lebenszyklus von Textilien aus dem Plastisol-Druck entweichen.
  6. Ausrangierte Kleidung landet auf Mülldeponien. Hier werden beispielsweise Phthalate freigesetzt und erreichen das Grundwasser.
  7. Klärwerke sind in der Regel unwirksam im Umgang mit NPE. Sie beschleunigen vielmehr die Umwandlung in NP.
  8. Gefährliche Chemikalien, die aus neuen Textilien ausgewaschen werden, fließen in Flüsse, Seen und andere öffentliche Wasserwege – auch in Ländern, die die Verwendung von Risiko-Chemikalien wie NPE in der Textilherstellung verbieten. (Quelle:Greenpeace)
Zur Veranschaulichung finden Sie hier einen Bildband einiger Greenpeace-Mitarbeiter, die im Mai 2012 einige Abwasserproben in den Industriegebieten Binhai und Linjiang in China entnahmen:"Detox- An der Quelle der Vergiftung"- Bildband von Greenpeace

Dokumente
"Schnelle Mode"- McKinsey Studie
"Der Handel als Grundlage digitaler Wertschöpfung"-Prof.Jörg Funder (IIHD)
Greenpeace-Studie: Giftige-Garne, (PDF)

Interne Links

Externe Links

greenpeace.de
Detox-Kampagne von Greenpeace
Umweltpolitik von Zara
Greenpeace-Studie entlarvt giftige Garne

Schlagworte

Chemikalie, Fast Fashion, Mode

Letzte Aktualisierung

13.07.2015 18:40

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