Aachener Stiftung Kathy Beys

Human Development Index

Der Human Development Index (HDI), der Index der menschlichen Entwicklung, ist ein von den Vereinten Nationen entwickelter Fortschrittsindikator. Die Idee für diesen Mehrkomponentenindikator, der sozioökonomischen Fortschritt misst, kam vom pakistanischen Ökonomen Mahbub ul Haq. Er wollte einen so simplen Indikator wie das BIP entwerfen, der aber „not as blind to social aspects of human lives as the GNP is“ (Gaye 2011). Seit 1990 wird der HDI jährlich im Rahmen des Human Development Reports vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) für eine Vielzahl von Ländern veröffentlicht.

Fokussierend auf menschliche Entwicklung vereint der HDI die drei Dimensionen Gesundheit, Bildung und Einkommen. Als Maß für Gesundheit verwenden die Vereinten Nationen die Lebenserwartung Neugeborener. Bildung wird seit 2010 mit einer Kombination der tatsächlichen und erwarteten Anzahl an Ausbildungsjahren gemessen. Zuvor wurde dieser Indikator mit der Alphabetisierungsrate und den Schülerquoten in Grundschulen abgeschätzt, jedoch hatte dies kaum Aussagekraft für reichere Länder. Die Dimension Einkommen wird mit Hilfe des

Bruttonationaleinkommens (BNE) pro Kopf abgebildet, vor 2010 wurde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf herangezogen. Das BNE ist eine Messgröße für das von InländerInnen erwirtschaftete Einkommen aus Erwerbstätigkeit und Vermögensbesitz, während das BIP das Einkommen, das innerhalb der Landesgrenzen erwirtschaftet wird, misst. Für die Berechnung des Gesamtindex werden die Daten mit Ober- und Untergrenzen skaliert, damit die Werte zwischen Null und Eins liegen. Dann wird seit 2010 der geometrische Durschnitt über die drei Hauptkomponenten gebildet, früher der arithmetische Durchschnitt. Der Vorteil der neuen Methode ist, dass Differenzen zwischen Dimensionen in die Berechnung mit einfließen. Eine schlechte Performance in einem Bereich wird direkt im HDI reflektiert und kann nicht vollständig durch eine gute Performance in einem anderen Bereich ausgeglichen werden.

Im Jahr 2011 wurden 187 Länder verglichen, wobei Norwegen, Australien, die Niederlande und die USA die ersten vier Plätze belegten, Deutschland erreichte Rang 9 und Österreich Rang 19. Ergänzend zum HDI wurden in den letzten Jahren auch ein Index, der zusätzlich Ungleichheit betrachtet (IHDI), ein Armutsindex und ein Index der Geschlechtergerechtigkeit erstellt.

Menschliche Entwicklung ist ein breites Konzept, das nicht durch einen Indikator erfasst werden kann. Wegen mangelnder Datenverfügbarkeit sind im HDI relevante Faktoren der menschlichen Entwicklung wie Politische Freiheit oder Grad der Selbstachtung nicht enthalten. Des Weiteren fehlt durch den Fokus auf die menschliche Entwicklung die ökologische Dimension. Der Faktor Umwelt wird im Vergleich zu anderen Indikatoren wie dem Happy Planet Index nicht betrachtet. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die formale Gleichgewichtung der drei Dimensionen faktisch zu einer Ungleichgewichtung führt. Wenn eine Variable wie die Lebenserwartung durchschnittlich pro Jahr um 0,3 %, eine andere wie das Einkommen jedoch um 3 % steigt, dann dominiert das Einkommen als stärker steigende Variable den Gesamtindex. Die Vorteile des HDI sind eine transparente Berechnung und Gewichtung, eine überschaubare Zahl an relevanten Variablen und die Sichtbarmachung von länderspezifischen Schwächen und Stärken.

Dokumente
"Wachstum im Wandel" Dossier

Interne Links
Externe Links
Fortschrittszentrum: Fortschrittsindex 2011. Lebensqualität neu vermessen.
Gaye, Amie (2011): Contribution to Beyond Gross Domestic Product. The Human Development Index (HDI).
UNDP: Human Development Report 2011. Sustainability and Equity: A Better Future for All.

Schlagworte

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Letzte Aktualisierung

12.11.2015 10:09

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