Aachener Stiftung Kathy Beys

UN Millenniumentwicklungsziele, 2000

Auf dem Millenniumgipfel im Jahr 2000 haben die Vereinten Nationen in New York vor dem Hintergrund weiter zunehmender Verelendung in zahlreichen Entwicklungsländern, der anhaltenden Benachteiligung von Frauen in vielen Staaten und der zunehmenden Umweltzerstörung acht sogenannte Millenniumziele (MDGs, Millennium Development Goals) beschlossen. Diese Ziele sollen bis zum Jahr 2015 erreicht werden.

Die Millenniumentwicklungsziele 2000
1. Bekämpfung von extremer Armut und Hunger
2. Primarschulbildung für alle
3. Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau
4. Senkung der Kindersterblichkeit
5. Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern
6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
7. Ökologische Nachhaltigkeit
8. Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung

Der MDG Monitor
Der MDG Monitor wurde unter anderem vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) erstellt und gibt einen Überblick über die Trends der einzelnen Millenniumziele. Die folgende Faktenübersicht verdeutlicht Entwicklungen zur Umsetzung der Millenniumziele:

MillenniumzielFakten
Bekämpfung von extremer Armut und Hunger
* 2005 lebten ca. 1,4 Mio. Menschen mit weniger als 1,25 US$ pro Tag.
* Jedes Jahr sterben ca. 10 Mio. Menschen an Hunger oder an Krankheiten, die durch Hunger hervorgerufen wurden.
* Durch steigende Lebensmittelpreise besteht die Gefahr, dass 100 Mio. Menschen tiefer in Armut geraten.
* Es sind weniger Kinder unter fünf Jahren unterernährt: Während die Prozentzahl 1990 bei 33% lag, waren es im Jahr 2006 26%.
Primarschulbildung für alle
* Weiteren 28 Mio. Kinder wurde der Schulbesuch seit 1999 ermöglicht.
* 75 Mio. Kinder haben keine Schulbildung: 34 Mio. Jungen und 41 Mio. Mädchen.
* Mehr als 90% der Kinder in Entwicklungsländern gehen zur Primarschule und 54% besuche_1508n die Sekundarstufe.
Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau
* Zwar haben Frauen bessere Zugangsmöglichkeiten zur Erwerbsarbeit als je zuvor, doch verdienen sie im Schnitt 1/3 weniger als Männer.
* 2008 lag der Frauenanteil bei der Belegung von Parlamentssitzen bei 18% weltweit
Senkung der Kindersterblichkeit
* Die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren in Entwicklungsländern ist 13 Mal höher als bei Kindern, die in Industrieländern geboren werden.
* In 2006 sank die Anzahl toter Kinder zum ersten Mal auf unter 10 Millionen.
Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern
* In Entwicklungsländern sterben jährlich mehr als 500,000 Frauen während der Schwangerschaft oder an den Folgen einer Geburt.
* Während im Jahr 2004 55% der Frauen ärztliche Unterstützung während der Geburt bekamen, wurden 2006 61% Frauen von Ärzten oder Hebammen betreut.
Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
* Im Jahr 2007 lebten ca. 33,2 Mio. Menschen mit HIV.
* Jährlich infizieren sich 350-500 Mio. Kinder mit Malaria und davon sterben jedes Jahr ungefähr 1 Millionen.
* Die weltweite Verteilung von Bettnetzen stieg von 1,38 Mio. im Jahr 2004 auf 18 Mio. in 2006.
Ökologische Nachhaltigkeit
* Ca. eine Mrd. Menschen wohnen in Slums.
* 2,5 Mrd. Menschen leben ohne adäquate sanitäre Einrichtungen.
* Seit 1990 haben weitere 1,6 Mrd. Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
* Falls jede Person auf der Erde den gleichen Energieverbrauch von Personen in entwickelten Ländern hätte, bräuchte man neun weitere Planeten um die Emissionen zu absorbieren.
Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung
* Die Anzahl der Festnetztelefonanschlüsse und Mobiltelefone stieg von 530 Mio. in 1990 auf 4 Mrd. im Jahr 2006.
* Die Ausgaben für Agrasubventionen der entwickelten Länder ist drei Mal so hoch wie ihre finanzielle Zuwendung zur Entwicklungszusammenarbeit (Official Development Assistance, ODA)
* Aktuell sind 41 arme Länder stark verschuldet.
* 33 der verschuldeten Länder bekamen einen Schuldenerlass in einer Höhe von 48 Mrd. US$.


Berichte

Milleniums-Entwicklungsziele, Bericht 2013
In dem Bericht heißt es zum Stand der Ziele: "Kurz vor Ablauf der Frist für die Erreichung der Millenniumsziele können wir trotz der Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise in den meisten Bereichen Fortschritte vermelden. Mehrere wichtige Zielvorgaben sind erreicht oder werden bis 2015 erreicht, wenn die nationalen Regierungen, die internationale Gemeinschaft, die Zivilgesellschaft und der Privatsektor in ihrem Engagement nicht nachlassen. Auf vielen Gebieten reichen die Fortschritte jedoch bei weitem nicht aus. Vor allem in den abgeschlagensten Regionen müssen die Anstrengungen dringend verstärkt werden, um Fortschritte anzustoßen und zu maximieren. Die Weltgemeinschaft sollte auf das bisher Geleistete stolz sein und gleichzeitig die vorhandene Dynamik nutzen, um bis 2015 möglichst viele Ziele zu erreichen und Fortschritte für alle herbeizuführen." Weitere Informationen können Sie hier nachlesen:
Bericht 2013

Milleniums-Entwicklungsziele, Bericht 2011
In dem von der UN veröffentlichten "Milleniumsentwicklungsziele-Bericht 2011" findet man eine detaillierte Analyse, inwieweit die Ziele bis dahin erreicht wurden. Zusammengefasst kam man zu dem Ergebnis:

Gute Ergebnisse:
  • In vielen Ländern und Regionen sinkt die Armut weiter
  • Einige der ärmsten Länder haben die größten Fortschritte im Bildungsbereich erzielt
  • Dank gezielter Interventionen konnte die Kinder- sterblichkeit gesenkt werden
  • Durch höheren Mittelaufwand und stärkere Bekämpfung ging die Malariasterblichkeit zurück
  • Investitionen in die Verhütung und Behandlung von HIV zeitigen Ergebnisse
  • Wirksame Strategien zur Tuberkulosebekämpfung retten Millionen von Menschenleben
  • In allen Regionen wurde der Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser weiter verbessert
Nachholbedarf besteht vor allen Dingen:
  • Für die ärmsten Kinder hat sich die Ernährungslage am langsamsten verbessert
  • Die Chancen auf produktive Vollbeschäftigung sind für Frauen weiter besonders gering
  • Arme Kinder, Mädchen und in Konfliktzonen lebende Kinder besuchen mit höherer Wahrscheinlichkeit keine Schule
  • Fortschritte in der Sanitärversorgung gehen oft an den Armen und an Landbewohnern vorbei
  • Die Lebenssituation für eine wachsende Zahl armer Stadtbewohner zu verbessern ist nach wie vor eine gewaltige Herausforderung
  • Der Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser hat sich nicht gleichmäßig verbessert
UN-Summit 2010, New York
Vom 20.-22. September 2010 trafen sich die Staats- und Regierungschefs in New York zum UN-Gipfel, um über den Stand der Umsetzung der Millenniumentwicklungsziele zu sprechen und weitere Maßnahmen zu treffen. Eine Übersicht über den Stand der Dinge bei den einzelnen Millenniumentwicklungszielen finden Sie auf den Seiten der UN-Millenniumkampagne 2015 - "No excuse". Eine aktuelle deutsche Übersicht über den Stand der Entwicklungsziele (PDF) finden Sie beim UN-Informationszentrum (UNRIC, Stand März 2010).

The Millennium Development Goals Report 2009
Eine Momentaufnahme des Fortschritts im Jahr 2009 zeigte der Bericht der Vereinten Nationen "The Millennium Development Goals Report 2009". Dieser Fortschrittsreport erklärt, dass die weltweite Wirtschaftskrise den Kampf gegen Hunger und Armut verlangsamen wird. Zwar lassen sich im Bericht einige Erfolge aufzeigen, jedoch schreiten die meisten Ziele bis 2015 zu langsam voran. Erfolge bei der Bekämpfung von Hunger in den frühen neunziger Jahren, wo der Anteil Hungernder von 20 Prozent (1990 – 1992) auf 16 Prozent (2004 – 2006) fiel, haben sich hauptsächlich aufgrund steigender Nahrungsmittelpreise im Jahr 2008 umgekehrt. Zwar sanken in der zweiten Jahreshälfte 2008 die Preise für Lebensmittel, doch für die meisten Menschen sind viele Nahrungsmittel nicht günstiger geworden. Dem Bericht zufolge sind große Schritte zur Überwindung von extremer Armut nicht zu erwarten. Momentan gibt es noch keine Daten, die die gesamten Auswirkungen der Weltwirtschafts- und Nahrungsmittelkrise aufzeigen. Geschätzt wird, dass 2009 weitere 55 bis 90 Millionen Menschen extreme Armut erleiden.
Zu den wichtigsten Erfolgen vor der Wirtschaftskrise zählt unter anderem die Steigerung der Einschulungsrate bei Grundschulen in Entwicklungsländern im Jahr 2007 auf 88%, im Vergleich zu 83% im Jahr 2000. Im südlichen Afrika und Südasien ist die Einschulungsrate zwischen 2000 und 2007 um 15% gestiegen. Auch die Sterberate von Kindern unter fünf Jahren ist weltweit von 12,6 Millionen auf etwa 9 Millionen im Jahr 2007 kontinuierlich zurückgegangen.
Der Millennium-Entwicklungsbericht weist auch auf zukünftige Herausforderungen hin und ruft Regierungen und andere politische und wirtschaftliche Akteure (z.B. NGOs) dazu auf, mehr im Bereich Geschlechtergerechtigkeit und Bildung von Frauen zu tun. Bei der Erhaltung von Artenvielfalt und beim Naturschutz muss laut Bericht ebenfalls mehr getan werden. Klimafreundliche Technologien, Managementsysteme für natürliche Rohstoffe und Zugänge zu sauberem Trinkwasser sollen zukünftig ebenfalls intensiver ausgebaut werden.

Kommentare zur Erreichung der Millenniumziele

Im April 2008 gab die Weltbank zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) den Global Monitoring Report 2008 heraus. Der Bericht warnt davor, dass in vielen Ländern die Millenniumziele bis 2015 nicht erreicht werden können. Insbesondere betont der Bericht die Verbindung zwischen Umwelt und Entwicklung und ruft zum dringenden Handeln gegen den Klimawandel auf. Dazu gehört, dass Entwicklungsländer die Vorstellung unterstützen müssen, dass Wirtschaftswachstum, Entwicklung und ökologische Nachhaltigkeit miteinander zusammenhängen. So lautet es im Global Monitoring Report 2008 wie folgt:

  • "The central messages of the Global Monitoring Report 2008 are clear: urgent action is needed to help the world meet the Millennium Development Goals (MDGs) by 2015; and urgent action is also needed to combat climate change that threatens the well-being of all countries, but particularly of poor countries and poor people. The goals of development and environmental sustainability are closely related, and the paths to those goals have many synergies."
Der Rat für nachhaltige Entwicklung veröffentlichte im September 2008 auf seiner Homepage unter der Kategorie News Nachhaltigkeit eine Stellungnahme zur Erreichung der Millenniumziele mit dem Titel "Millenniumsziele: Handelshemmnisse blockieren Entwicklung"(12.9.2008). Zur Erreichung der Ziele bis 2015 sieht der Rat für nachhaltige Entwicklung weiteren Handlungsbedarf bei der Finanzierung für Entwicklungshilfe und beim Schuldenerlass für Entwicklungsländer. Darüber hinaus wird auf die Gefährdung der Millenniumentwicklungsziele durch steigende Nahrungsmittel- und Ölpreise hingewiesen. Konkret äußert sich der Rat für nachhaltige Entwicklung zur Umsetzung der Ziele folgendermaßen:

  • "Die internationale Gemeinschaft hinkt trotz einiger Fortschritte den Zielen der Millenniumerklärung weiter hinterher. Handelshemmnisse erschweren den Entwicklungsländern den Zugang zu Absatzmärkten, verschärft wird die Lage durch die weltweiten Krisen der Nahrungsmittel- und Finanzmärkte. Zugleich waren die Entwicklungshilfezahlungen der Geberländer zuletzt rückläufig. Ein von einer UN-Kommission Anfang September veröffentlichter Bericht veranschlagt die Finanzierungslücke bei der Erfüllung der Millenniumziele (Millennium Development Goals; MDGs) auf 31,4 Milliarden US-Dollar für die Jahre 2008 bis 2010."
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellt in seinem Positionspapier "Deutschlands Beitrag zu den Millenniumentwicklungszielen" nach der MDG-Halbzeitbilanz 2008 folgendes fest (März 2009):

  • "Die Millenniumentwicklungsziele können weiterhin erreicht werden, wenn die Weltgemeinschaft ihre Anstrengungen erhöht. Insbesondere in den Regionen und für die Ziele, in denen es bisher kaum Fortschritte gegeben hat, muss das Engagement verstärkt werden. Im Jahr 2010 wird die Weltgemeinschaft den Stand der Umsetzung der Milleniumentwicklungsziele erneut prüfen. Im Zentrum internationaler Bemühungen wird dann die Erarbeitung von angepassten Lösungen gerade für die Länder stehen, die noch am weitesten vom Ziel der ökologisch und sozial nachhaltigen Entwicklung für alle entfernt sind."
Deutschlands Position
Dirk Niebel (FDP-Bundesentwicklungsminister) verkündete am 18.11.2009 in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass der EU-Stufenplan zur Erhöhung der Entwicklungshilfe vorerst von deutscher Seite nicht unterstützt wird. In diesem Stufenplan verpflichtete sich Deutschland bis 2010 0,51% seines Bruttoinlandproduktes für Entwicklungshilfe auszugeben. Zum Thema Investititionen in den Klimaschutz äußerte sich Niebel im Interview folgendermaßen:

  • "Wenn es ein Klimaministerium gibt, dann ist es das Entwicklungsministerium. Aus unserem Haushalt wird schon eine Milliarde Euro für Klimaprojekte weltweit pro Jahr bereitgestellt. Wenn wir das intensivieren wollen, werden wir auch mehr Geld in die Hand nehmen. Das muss dann auch bei uns angesiedelt sein, da wir im Vergleich zum Umweltministerium die größeren Möglichkeiten haben, auch in Kombination mit der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit. Wir können aufstocken, umschichten und neue Wege gehen."
Niebels Vorgängerin, Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD-Bundesentwicklungsministerin), hielt am 29.1.2009 vor dem Deutschen Bundestag eine Regierungserklärung über den Stand der Millenniumentwicklungsziele und äußerte sich dabei über die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Entwicklungsländer. In dieser Regierungserklärung stellt Wieczorek-Zeul klar, dass Deutschland den EU-Stufenplan zur Finanzierung von Entwicklungshilfe weiter unterstützt:

  • "Wir stehen zum Stufenplan der Europäischen Union, bis 2010 0,51% und bis 2015 0,7% unseres Bruttonationalproduktes für Entwicklung auszugeben. Wir wissen: Zur Umsetzung der Millenniumentwicklungsziele sind innovative Finanzierungsinstrumente unverzichtbar. Die Bundesregierung hat Einnahmen aus dem Emissionshandel bereits in den Haushalten 2008 und 2009 für internationalen Klimaschutz bereitgestellt. Dieses Engagement wird noch ausgebaut."
Dokumente
aktuelle deutsche Übersicht über den Stand der Entwicklungsziele
"Millenniumdeklaration der Vereinten Nationen"
United Nations: "Millenium-Entwicklungsziele Bericht 2012" (deutsch)
United Nations: "Millenium-Entwicklungsziele Bericht 2010" (deutsch)
United Nations: "The Millennium Development Goals Report 2010" (englisch)
United Nations: "The Millennium Development Goals Report 2009" (englisch)
United Nations: "The Millennium Development Goals Report 2008" (englisch)
BMZ: "Deutschlands Beitrag zu den Millenniumentwicklungszielen" (Stand: März 2009)
"Global Monitor Report 2008" herausgegeben von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond
Regierungserklärung der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, zum Stand der Millenniumentwicklungsziele (29.01.2009, Nr. 12-1)

Interne Links
Externe Links
Webseite der Millenniumkampagne (deutsch)
UN-Informationszentrum zu den Entwicklungszielen
UN-Summit New York, Sept. 2010
Rat für Nachhaltige Entwicklung: Millenniumziele: Handelshemmnisse blockieren Entwicklung (25.09.2008)
Internationale Kampagne: Deine Stimme gegen Armut
epd-Interview mit Dirk Niebel: „EU-Stufenplan ist keine völkerrechtliche Verpflichtung“. Neuer Entwicklungsminister Niebel will dennoch höheren Etat (18.11.2009)
MDG Monitor

Schlagworte

Entwicklung, Menschenrechte, Millennium Assessment

Letzte Aktualisierung

18.11.2015 09:50

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