Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltigkeitsstandards

Einleitung

Mit der Ausbreitung der drei Dimensionen von Nachhaltigkeit- Ökonomie, Ökologie und Soziales wurden in den letzten Jahren international anerkannte Vergleichsmethodiken entwickelt, um die Leistungsfähigkeit von Nachhaltigkeit in ihren unterschiedlichen Bereichen messen und bewerten zu können. Dies schafft zum einen Transparenz, was den Verbrauchern, Unternehmen und staatlichen Stellen ermöglicht, aufgrund der Nachhaltigkeitsstandards fundiertere Kaufentscheidungen treffen können. Zum anderen können dadurch verschiedene Standardsysteme vereinheitlicht werden, was Zertifizierungsprozesse für internationale Produzenten erleichtert.

Entwicklung

Für die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstandards sind die wachsenden internationalen Handelsverflechtungen und die Etablierung weltweiter Produktionsnetzwerke ausschlaggebend. Hinzu kommt das wachsende Interesse der Konsumenten an Informationen über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Produkte sowie deren Produktionsprozessen.

Dies führte dazu, dass in den letzten Jahren eine Vielzahl von freiwilligen bzw. privaten Nachhaltigkeitsstandards und -labels entstanden. Ursprünglich wurden diese von unterschiedlichen Gruppen, wie Nichtregierungsorganisationen, beispielsweise aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Kirchen, Umwelt, Verbraucherschutz oder dem Privatsektor entwickelt. Mittlerweile werden sie jedoch zunehmend von verschiedenen Gruppen gemeinsam beispielsweise nach dem „multi-stakeholder“-Ansatz festgelegt.

Bei den freiwilligen bzw. privaten Nachhaltigkeitsstandards- und labels kann grob zwischen „business-to-business- b2b“-Standards, wie z.B. dem Groß- und Einzelhandel-Standard aus dem Lebensmittelbereich GlobalGAP, und „producers-to-consumers”-Labels, wie z.B. dem „Transfair“ („Fair Trade“) – Siegel, unterschieden werden. Beide Ansätze sind für weltweit aktive Unternehmen freiwillige Instrumente, um gegenüber Kunden, Lieferanten und/ oder interessierten Kreisen ihre gesellschaftliche Eigenverantwortung zu dokumentieren.

Es gibt verschiedene Initiativen und Internetportale, die Übersicht über Standards und Labels geben und zum Teil Empfehlungen aussprechen. Aus Sicht der Wirtschaft sind vor allem solche Initiativen von Interesse, die neutrale, nicht diskriminierende Informationen über Standards und Labels zur Verfügung stellen.

Gemeinsamkeiten

Die meisten freiwilligen Standards und Labels haben gemeinsam, dass sie:
  • Mindestanforderungen (vor allem sozialer und ökologischer Art) definieren, die von vorneherein oder in einer bestimmten Zeit erfüllt werden müssen;
  • Fortschrittsanforderungen definieren, bei denen der Produzent kontinuierlichen Verbesserungen nachweisen muss;
  • Bezug auf internationale Vereinbarungen (Arbeits-, Sozial- und Umweltübereinkommen), wie z.B. die ILO-Kernarbeitsnormen nehmen;
  • Zertifizierungskriterien entwickeln, die von den Prinzipien der Transparenz und Unabhängigkeit geleitet werden;
  • unabhängigen Kontrollen und Zertifizierung von Dritten („third-party certification“) unterliegen;
  • häufig unter Beteiligung unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen („stakeholder“) bzw. Wirtschaftsakteuren entwickelt werden bzw. wurden („multi-stakeholder“-Ansatz);
  • häufig zum Aufbau von Kapazitäten („capacity-building“), insbesondere Qualifizierung, in Schwellen- und Entwicklungsländern beitragen.
Um erfolgreich zu sein, müssen freiwillige bzw. private Nachhaltigkeitsstandards bzw. Labels aussagekräftige, fundierte Informationen über konkrete Produkte/Leistungen der Unternehmen geben, ihre Inhalte dürfen also nicht auf Mindestanforderungen reduziert werden. Zugleich sollten sie die im Wettbewerb um gute Corporate Social Responsibily-Lösungen erforderliche Flexibilität und notwendigen Handlungsspielräume gewährleisten. Die Kriterien für solche Labels sollten transparent sein. Bei der Vergabe von Nachhaltigkeitslabels sollte nicht diskriminiert werden.

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Weitere Bezeichnungen

Oft findet man nicht nur den Begriff "Nachaltigkeitstandard" und/oder"Nachhaltigkeitslabel", sondern ebenfalls "Nachhaltigkeitssiegel" oder "Nachhaltigkeitszertifikat". Sie alle haben gemeinsam, dass sie wahlweise besonders ökologisch korrekte und/oder sozial hergestellt Produkte bezeichnen und/oder auszeichnen. In diesem Artikel haben wir uns auf die Bezeichnung "Standard", als Auflistung von Indikatoren und "Label" als optische Zertifizierung entschieden. Allerdings erscheinen auf dem Markt immer mehr Nachhaltigkeitstandards und -labels, was zu einem großen qualitativen Unterschied bei den Siegeln führt. Außerdem wird es für den Verbraucher immer undurchsichtiger zu unterscheiden, welcher Standard und welches Siegel/Label/Zertifikat national qualitativ anerkannt ist.

Was es bisher allerdings noch nicht gibt, ist ein allgemein umfassender Nachhaltigkeitsstandard und -label, das ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichrangig bewertet. Denn viele bereits anerkannte Nachhaltigkeitsstandard und -labels erfüllen ihre Aufgabe gut, decken aber oft nur einen Teilaspekt der Nachhaltigkeit ab. Von Nachteil könnte allerdings die Tatsache sein, dass ein umfassender Nachhaltigkeitsstandard bereits bekannte und anerkannte Labels schwächen könnte. Dies würde wiederum die Gläubwürdigkeit bei den Verbrauchern beeinträchtigen, was wiederum zu Lasten der Nachfrage nachhaltiger Produkte ginge.



Dokumente

"Untersuchung zur möglichen Ausgestaltung und Marktimplementierung eines Nachhaltigkeitslabels zur Verbraucherinformation"- Öko-Institut e.V.

Interne Links

Externe Links

nachhaltigkeitsrat.decsrgermany.de
giz.de - Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ)
nachhaltigkeitsrat.de

Schlagworte

Nachhaltigkeit, Strategien, Verbraucher

Letzte Aktualisierung

23.02.2015 09:32

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