Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltigen Lebensstil aktiv umsetzen

Einleitung

Der Klimawandel ist bereits voll im Gange und hinterlässt weltweit seine Spuren. Insofern gewinnt die Verbreitung der Bedeutung von Nachhaltigkeit in Bereichen von Bildung, Medien und Werbung immer mehr an Bedeutung. Doch die Umsetzung eines nachhaltig ausgerichteten Lebensstils in einem großen Umfang, stellt für die meisten Menschen bisher noch eine Hürde dar. Daher werden in diesem Artikel Menschen vorgestellt, die versuchen diese Hürde zu überwinden und sich bereits jetzt schon für einen aktiven nachhaltigen Lebensstil einsetzen.

Deutsche Pioniere nachhaltigen Lebens 2015

Hartz IV Möbel
Van Bo Le-Mentzel kreiert Hartz IV-Designermöbel, orientiert am Bauhaus-Design, die 2010 im Rahmen des Internationalen Design Festivals (DMY) zum ersten Mal vorgestellt worden sind. Mit seinen Entwicklungen, die bisher aus einem Stuhl, Sessel, Schlafsofa, Regal und Tisch besteht, möchte er Menschen mit wenig Geld die Möglichkeit bieten, sich auch schön einrichten können. Er möchte jedoch ebenfalls die Erfahrung vermitteln, dass Selbermachen viel befriedigender sein kann als Kaufen. Daher kann man das Projekt auch als ein politisches Statement gegen ein Leben verstehen, dessen einziges Ziel es ist, immer mehr Geld zu verdienen, um immer mehr zu konsumieren. – und für die Entdeckung der eigenen Kreativität. Mit dem Motto "Konstruieren statt Konsumieren" verfolgt Van Bo Le-Mentzel die Vision von einer Gesellschaft, die durch das "Selbermachen" von Kleidung, Möbeln und Nahrung ihre Werte und Hierarchien verändern könnte.
In diesen Rahmen passt ebenfalls sein jüngstes Projekt: mittels Stipendien, Menschen von dem Druck zum Geldverdienen zu befreien und ihnen so die Chance zu geben, ihre Kreativität sinnvoll einzusetzen. Über Crowdfunding ist das erste Experiment bereits finanziert. Es soll beweisen, was Van Bo Le-Mentzels Überzeugung ist: "Arbeit für Geld ist ein Auslaufmodell."
Mehr...


Klimawandel-Theaterstücke
Als Eva Raner durch den Dokumentarfilm Eine unbequeme Wahrheit von dem Friedensnobelpreisträger AL Gore auf die Folgen der Erderwärmung aufmerksam gemacht wurde, war das für sie eine einschneidende Erfahrung. In einem Zeit-Interview erzählt sie, dass sie durch den Film aufgerüttelt wurde und sie verstanden hatte, dass der Klimawandel allen Lebewesen die Lebensgrundlage entzieht und es somit wichtig sei, dagegen etwas zu tun. Diese Mission hat sie bis heute verfolgt, denn nun arbeitet sie als Persönliche Assistentin des Direktors am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Im Jahr 2012 gründete sie zusammen mit den Klimaforschern Eva Schmid und Robert Brecha 2012 den Verein Kunst schafft Wissen,um Menschen Begriffe wie "Klimawandel", "Co2-Emissionen", "Erderwärmung" näher zu bringen. Deshalb verknüpft die Initiative seitdem das emotionale Erlebnis des Theaters mit dem Wissen der Klimaforschung. Momentan schriebt Rahner an einem Theaterstück für Grundschüler: "Die kleine Klimaprinzessin". Dieses soll 2015 sowohl als professionelle Inszenierung als auch mit Fünftklässlern auf die Bühne kommen und kann dann von anderen Schulen nachgespielt werden.
Mehr...


Stoffgeschichten
Armin Keller geht an seinem Institut für Ressourcenstrategie an der Universität Augsburg der Lebensgeschichte verschiedenster Rohstoffe nach. In seinen "Stoffgeschichten" schreibt er über den bewussteren Umgang mit der Natur und veröffentlicht diese in Büchern und im Internet. Als Beispiel nimmt er den Stoff Titandioxid, das in Zahnpasta oder Pillen, Hemden oder Zimmerwände zum Einsatz kommt. Es sorgt nämlich für die strahlende Weiße. Doch die meisten Menschen wissen nichts über den Weißmacher und seine Gewinnung. Daher beantwortet er in dieser Stoffgeschichte fragen wie: "Wie wird Titandioxid gewonnen? Schadet der Abbau Menschen, welche Säuren werden in der Produktion eingesetzt? Wo wird Titandioxid überall verwendet? Und: Was geschieht mit ihm nach dem Gebrauch?"

An einer Quelle im Wald nahm alles seinen Anfang. Dort beobachtete Armin Reller als kleiner Junge, welche Wirkung kalkhaltiges Wasser hatte. Wie es die ehemals grünen Blätter, die gelb ans Ufer herabgesegelt waren, mit einer Kruste überzog, bevor sie sich zersetzten. Seither ist Reller fasziniert von den Veränderungen, die Materialien im Lauf ihrer Biografie erfahren.

Als studierter Chemiker vereint Reller in seiner Forschung zu den Ressourcen chemische und ökologische, wirtschaftliche, soziale und politische Aspekte. Er setzt sich dafür ein, die soziale und ökologische Sprengkraft reduzieren, die beim Abbau und dem Verbrauch der Rohstoffe entsteht. So wird beispielsweise das Titandioxid wird mit dem Zähneputzen massenhaft ins Abwasser gespült. Genauso befinden sich viele andere Ressourcen anfangs konzentriert in einer Mine und werden schließlich in feinsten Partikeln über die Welt verteilt. Doch ob sie dann in der Biosphäre die Umwelt belasten, ist nach seiner Aussage bei vielen Stoffen noch nicht bekannt. Deshalb möchte er möglichst vielen Menschen etwas über die Herkunft und den Verbleib der Rohstoffe in seinen "Stoffgeschichten", die er auch für Schüler und Studenten aufgearbeitet hat,vermitteln.

Mehr...


Manomama GmbH
Sina Trinkwalder ist Mutter eines 10jährigen Sohnes und Gründerin der Öko-Moden Firma "Manomama GmbH", ansässig in Augsburg. Zunächst leitete sie zusammen mit ihrem Mann 13 Jahre eine Werbeagentur, bis es bei ihr plötzlich „Klick“ gemacht hatte. Im Fokus ihrer Idee steht der Mensch- genauer gesagt Menschen, die sonst jede Firma ablehnt, eine Chance zu geben ihr eigenes Geld zu erwirtschaften und sie damit wieder zu einem Teil unserer Gesellschaft werden zu lassen. Dabei handelt es sich um junge und alte Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende oder ohne Schulabschluss.Bei Manomama (übersetzt "mit den Händen der Mütter hergestellt") arbeiten sie ausschließlich in unbefristeten Arbeitsverhältnissen, mit Stundenlöhne von mindestens 10 Euro und nach Arbeitszeiten, die mit der Familie vereinbar sind.

Bei der Herstellung der Öko-Mode achtet Sina Trinkwalder auf eine nachvollziehbare, in der Region wertgeschöpfte Produktion unter den strengsten ökologischen Maßgaben. Auf diese Weise spart sie an unzähligen Hilfsmittelchen, Materialien wie Elasthan und Elasthomere sowie Chemikalien und verwendet ausschließlich nachhaltige Stoffe wie Leder, Schurwolle und Viskose. Da die Biobaumwolle nicht in unseren Breitengraden wächst, wird diese vom nächstgelegenen Punkt, der Türkei und Tansania bezogen. Auch die Weiterverarbeitungsschritte wie Spinnen, Weben, Stricken und Ausrüsten sowie alle anderen notwendigen Produkte (Reißverschlüsse, Knöpfe, Nähfäden etc.) werden nach Möglichkeit im Umkreis von 300 Kilometer von Augsburg realisiert, sodass „Hergestellt in Deutschland“ immer gültig bleibt.

Bei der Wertschöpfung setzt die Gründerin von "Manomama" zwar gängige Richtlinien wie GOTS & IVN als Grundlage, verzichtet aber komplett auf Erdöl basierte Komponenten in Geweben und Gestrick („Stretch“). Dadurch wird nämlich aus einem recyclingfähigen Stoff ein Stück Sondermüll, das keinem Kreislauf mehr zugeführt werden kann. Im Gegenzug dazu arbeitet sie mit Natronlauge, die wiederum oftmals verboten wird. Natronlauge, oftmals auch bei Brezeln eingesetzt, verleiht dem Stoff Glanz, Beständigkeit und Sprungkraft. Und wenn man diese „Chemikalie“ essen darf, sollte sie nicht ganz ungesund sein, argumentiert Trinkwalder.
Mehr...


Interne Links

Externe Links

Hartz IV-Haus: zeit.de
Zeit Wissens-Preis: zeit.de

Schlagworte

Lebensstil, Pionier

Letzte Aktualisierung

22.06.2015 12:01

Diesen Artikel: