Aachener Stiftung Kathy Beys

Regenwälder: Abkommen

Bislang sind Erhalt und Nutzung der Regenwälder - trotz der dramatischen Waldverlustraten - nicht Gegenstand eines verbindlichen völkerrechtlichen Abkommens geworden. Vielmehr existieren lediglich unverbindliche Regelungen sowie diverse umwelt- oder völkerrechtliche Abkommen mit anderen Schwerpunkten, die auch Regelungen Wälder betreffend enthalten.

Ein mögliches rechtlich verbindliches internationales Abkommen zum Schutz der Wälder ist auf globaler Ebene seit den 1980er Jahren in der Diskussion. Allerdings gibt es dabei größere Interessenskonflikte: Einerseits wollen insbesondere die Industriestaaten die Regenwälder aufgrund ihrer Bedeutung für den Biodiversitäts- und Klimaschutz unter Schutz stellen. Andererseits haben die tropischen Entwicklungsländer legitime Nutzungsinteressen angesichts der Bedeutung dieser Waldgebiete für ihre eigene wirtschaftliche Entwicklung. In diesem Spannungsfeld wurde seitens der Welternährungsorganisation (FAO) im Vorfeld der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 erste konkrete Verhandlungen über ein verbindliches Abkommen geführt und auch ein Entwurfstext erstellt.

1992 in Rio konnte sich die Staatengemeinschaft jedoch nicht auf ein verbindliches internationales Abkommen zu Schutz und Nutzung der Wälder einigen. Insbesondere die tropischen Entwicklungsländer fürchteten im Falle eines völkerrechtlich verbindlichen Abkommens um die wirtschaftliche Nutzung der sich auf ihrem Territorium befindlichen Regenwälder und verwiesen auf ihre Souveränitätsrechte. Daher konnte man sich lediglich auf eine unverbindliche Walddeklaration (Waldgrundsatzerklärung) mit Leitsätzen für die Bewirtung, Erhaltung und nachhaltige Entwicklung der Wälder einigen.

Intergovernmental Panel on Forests (IPF)/Intergovernmental Forum on Forests (IFF)

Einige Staaten setzten sich in den Folgejahren weiter für ein rechtlich verbindliches Vertragswerk ein. Der internationale Dialog fand zwischen 1995 und 2000 in den UN Organisationen Intergovernmental Panel on Forests (IPF) und dem Intergovernmental Forum on Forests (IFF) statt. Das Ergebnis der fünfjährigen Arbeit dieser Gremien waren die so genannten IPF/IFF Proposals for Action, die 270 Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung enthalten.

IPF/IFF wurden im Jahr 2000 im United Nations Forum on Forests (UNFF) zusammengefasst. Das UNFF hat seit 2000 jährlich getagt. Auf seiner siebten Sitzung im April 2007 (UNFF 7) einigten sich die Vertreter der Staaten auf ein unverbindliches Übereinkommen: das Non-legally Binding Instrument (NLBI). Das NLBI enthält eine Zweck- und Zielbeschreibung nachhaltiger Waldbewirtschaftung (siehe auch Regenwälder - nachhaltige Nutzung), es führt vier globale Waldziele (Global Objectives on Forests) auf und enthält einen Katalog von Maßnahmen für die nationale Ebene, zu dessen Umsetzung sich die Entwicklungs- und die Industrieländer selbst verpflichtet haben. Als besonders wichtig wird hierbei die Aufstellung nationaler Ziele (national specific goals) als Beitrag zu den vereinbarten vier globalen Zielen (four global objectives) erachtet.

Multi-Year Programme of Work (MYPOW)

Darüber hinaus einigten sich Staaten auf dieser Sitzung auf ein so genanntes Multi-Year Programme of Work (MYPOW), das planmäßig bis 2015 umgesetzt werden soll. Es enthält einen Zeitplan und die Themenfestlegung für die kommenden Sitzungen des UNFF:
  • UNFF 8 (2009): Wälder in einer sich veränderten Umwelt
  • UNFF 9 (2011): Wälder als Lebensgrundlage lokaler Bevölkerung / Armutsbekämpfung
  • UNFF 10 (2013): Wälder und ökonomische Entwicklung
  • UNFF 11 (2015): Evaluierung des Erreichten
Mit dem Beschluss des MYPOW sind Überlegungen zu einem völkerrechtlich verbindlichen Waldbkommen daher zumindest bis zum Jahre 2015 auf Eis gelegt.

Die Problematik des Schutzes und der Bewirtschaftung von Wäldern als Querschnittsthema ist - neben dem direkten internationalen Dialog - Gegenstand diverser internationaler Abkommen und Organisationen, wie das Klimaschutzregime (Klimarahmenkonvention sowie Kyoto-Protokoll), die Biodiversitäts-Konvention, die Welternährungsorganisation, die Wüstenkonvention, die Weltbank oder die Collaborative Partnership on Forests (CPF) zusammengeschlossen. Mitglieder sind:
Sie verfolgen das Ziel, die Umsetzung der im UNFF getroffenen Entscheidungen und Strategien zu fördern.

Die derzeit wohl bedeutendsten internationalen Verhandlungen über Wälder finden im Rahmen des Klimaschutzregimes (Klimarahmenkonvention sowie Kyoto-Protokoll) und der Biodiversitäts-Konvention statt. In der Klimarahmenkonvention wird die Rolle der Wälder in einem Post-Kyoto-Abkommen für die Zeit nach 2012 verhandelt, während die Umsetzung des Arbeitsprogramms über Biodiversität in Wäldern im Rahmen der Biodiversitätskonvention überprüft wird.

Dokumente
Interne Links
Externe Links
United Nations Forum on Forests (UNFF)
Collaborative Partnership on Forests (CPF)
Multi-Year Programme of Work (MYPOW)
Welternährungsorganisation (FAO)

Schlagworte

Regenwald, Wald

Letzte Aktualisierung

14.07.2015 18:17

Diesen Artikel: