Aachener Stiftung Kathy Beys

Ressourcenkonflikte

Einleitung

Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ist ein Konflikt "eine unvermeidbare und für den sozialen Wandel notwendige Begleiterscheinung des Zusammenlebens in allen Gesellschaften". [p]Mehr...|Quelle: Ressourcenkonflikte-bpb.de/p] Ressourcenkonflikte entstehen, wenn sich Vielverbraucher (als Verursacher der Ressourcenkonflikte) einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Ressourcen aneignen und dies (meist) die Ärmsten der Welt ausbaden müssen. Somit entsteht eine ungerecht verteilte Weltordnung, die zu Lasten der Leittragenden des Konflikts geht und somit deren Menschenrechte als auch Existenzrechte bedroht werden.
Laut Heidelberger Konfliktbarometer ist insgesamt in den letzten Jahren eine Steigerung der Relevanz von Ressourcenkonflikten und ebenfalls eine Zunahmen von Gewalt in diesen Konflikten festzustellen (ca. 30% 2000, 44% 2010).

Man unterscheidet zwischen drei Typen an Ressourcenkonflikten: Konflikte, um den verwehrten Zugang zu Ressourcen; Konflikte um die ungerechte Verteilung von Ressourcen und versteckte Konflikte.

Zugangskonflikte

Bei sogenannten Zugangskonflikten führt die Knappheit einer Ressource zu einem Konflikt, wenn eine (meist indigene) Bevölkerungsgruppe sich gegen Missstände bei Verteilung oder Zugang zu einer Ressource wehrt ("grievance"). Die Ressourcen sind oft elementare Allgemeingüter wie etwa Land, Wald oder Wasser.

Als Beispiel kann man die weltweiten Proteste gegen den Bau von Staudämmen und Talsperren anführen. Staudämme und Talsperren haben oft den Zweck industrielle Landwirtschaft zu bewässern, um Strom zu erzeugen und Trinkwasser für Städte zu sammeln. Dabei wird das Wasser von der ortsansässigen Bevölkerung weggeleitet und ihr vormals freier Zugang zu dem Lebensmittel wird eingeschränkt. Davon betroffen sind vor allem Subsistenz-Bauern, indigene Gruppen, ethnische Minoritäten und die Frauen unter ihnen. Profitieren tun in erster Linie Stadtbewohner, Großlandwirte und Industriebetriebe. Als Folge des Konflikts werden Familien und Dorfgemeinschaften vertrieben, also Existenzrechte bedroht. Hinzu kommen ökologische Probleme, denn Talsperren, teils riesigen Ausmaßes, verändern Flussläufe, versenken Täler und zerstören bestehende Ökosysteme.

Verteilungskonflikte

Konflikte um die gerechte Verteilung von Ressourcen entstehen heutzutage insbesondere wenn es um die Verteilung von Öl geht. Denn Öl ist eine Ressource, die weltweit immer knapper wird. So sollte der globale maximale Förderpunkt, der sogenannte Peak Oil schon in diesem Jahrzehnt seinen Höhepunkt erreicht oder sogar bereits überschritten haben. Dies hat zur Folge, dass weltweit weniger Öl gefördert wird. Somit werden die Förderstätten, die sich hauptsächlich im Nahen-Osten befinden, reduziert und die Fracking-Methode global immer weiter verbreitet. Daher steigt die Macht der Länder, die noch Öl exportieren können und gleichzeitig die Abhängigkeit der importierenden Länder. Hinzukommt, dass die globale Nachfrage unaufhörlich wächst.

Der Verteilungskonflikt äußert sich demnach darin, dass die Länder, in denen Ressourcen in großen Mengen entnommen werden, sich auch mithilfe des Militärs ihren Anteil sichern wollen. Mit den Folgen der Ölknappheit haben die Bewohner der Länder zu kämpfen, denen das Öl ausbleibt. Diese müssen ihre Kraft- und/oder Nutzfahrzeuge stehen lassen und hohe Kosten für den Transport in öffentlichen Verkehrsmitteln bezahlen. Außerdem führen die stetigen Preisanstiege dazu, dass die Handelsbilanzen vieler Länder sich drastisch verschlechtern. Wo Importe zu einem signifikanten Teil aus Öl bestehen, kann dies so stark ins Gewicht fallen, dass Länder gezwungen werden, sich im Ausland zu verschulden.

Versteckte Ressourcenkonlikte

Man spricht von versteckten Ressourcenkonflikten, wenn sie die zuvor erwähnten Zugangs- und Verteilungskonflikte im Verborgenen wirken und diese nicht offen ausgetragen werden. Dies geschieht beispielsweise laut Arjen Y. Hoekstra im Fall von "virtuellem Wasser". Denn als virtuelles Wasser wird all jenes Wasser bezeichnet, das für die Erzeugung eines Produkts verbraucht oder verschmutzt wird, selbst wenn in diesem Produkt Wasser kaum oder gar nicht enthalten ist.
Auch der Klimawandelsteht für ein Beispiel des Ressourcenkonflikts. Zum einen sind die Ursachen des Klimawandels in Form von Treibhausgasemissionen und ihre Auswirkungen in der Atmosphäre für das menschliche Auge nicht offen sichtbar. Zum anderen sind die Folgen für das menschliche Auge auch größtenteils unsichtbar, da beispielsweise vom menschlichen Auge kein Anstieg des Meeresspiegels oder ein globaler Kipppunkt im Klimasystem beobachtet werden kann. Hinzukommt, dass der Klimawandel schleichend ansteigt, der ebenfalls eine konkrete Bedrohung der Existenzrechte vieler Menschen und Gemeinschaften weltweit darstellt. Diese Existenzrechte der Menschen im Süden werden bedroht, wenn die Verfügbarkeit von sauberen Lebensmitteln, fruchtbaren Böden etc. wegfällt. Für diese Menschen bleiben selbst die Verursacher des Klimawandels unsichtbar, da sich diese meist im Norden befinden.


Literatur

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  • Wuppertal Institut (Hrsg.) (2005): Fair Future. Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit. München.

Interne Links

Externe Links

ecoequity.org
Ressourcengerechtigkeit-santarius.de
Gerechtigkeit- Duden
Definition: Konflikt-bpb.de
Ressourcenkonflikte-bpb.de
Themendossier "Ressourcenkonflikte"-swp.de
Themenschwerpunkt "Sicherheit und Rohstoffversorgung"sicherheit-und-frieden.de
earth,wind&fire-zeitschrift-ip.org
Ressource Conflict Monitor-bicc.de
International Resource Panel- unep.de

Schlagworte

Konflikt, Ressourcen

Letzte Aktualisierung

10.02.2015 12:54

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