Aachener Stiftung Kathy Beys

UN-Klimakonferenz Warschau, 2013

Einleitung

Die 19. UN-Weltklimakonferenz (COP19) tagte vom 11. bis 22. November 2013 in Warschau, Polen. Es nahmen 190 Staaten mit 10.000 Teilnehmer teil. Den Vorsitz hatte der polnische Umweltminister Martin Korolec inne.
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Erwartungen

Der Vorsitzende Martin Korolec ist als starker Verhandlungspartner bekannt, der jedoch als Umweltminister eher die Ziele der Wirtschaft vertritt. Demzufolge sagte er, laut Henryk Jarczyk, dem ARD-Hörfunkstudioreporter: "Unser Ziel ist eine rationale Realisierung der Klimapolitik. Und das heißt, dass wir klimatische, soziale und wirtschaftliche Interessen miteinander verbinden müssen, um Vorteile sowohl für die Umwelt als auch die Wirtschaft zu erzielen."
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Insofern war seine Position als Vorsitzender der größten Klimakonferenz umstritten, da Umweltschutzorganisationen in Frage stellen, ob er seiner Funktion als polnischer Umweltminister gerecht wird. Denn diese erwarten von einem Vorsitzenden der UN-Klimakonferenz einen ambitionierten Kämpfer, der sich für eine weitere Verringerung klimaschädlicher Emissionen einsetzt. Martin Korolec lehnte aber bereits Forderungen der EU-Staaten und der EU-Komission nach einer stärkeren Emissionsreduktion ab nächsten Jahres ab, was das Land Polen als Klimabremser dastehen lässt. Er ist daher der Meinung, dass weitere Emissionsreduktionen sowohl für Polen als auch für die EU eine zu große Belastung sei, die sich nicht rentieren würde, solange die USA und China in der Hinsicht nichts unternehmen. Korolec sagte weiter: "Es ist nicht schwierig, einen idealen Text einer Vereinbarung zu verfassen. Was eine tatsächliche Herausforderung ist, ist eine Vereinbarung zu erreichen, die nicht nur im Saal akzeptiert wird, sondern in den teilnehmenden Staaten später auch umgesetzt wird".
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Wird der Taifun "Haiyan" und seine Folgen eine positive Auswirkung auf das Konferenzergebnis haben?

Die Naturkatastrophe in Form des Supertaifuns "Haiyan" hat auf den Philippinen mehr als 4000 Tote gefordert. Klimaforscher sehen einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und der Zunahme extremer Wetterphänomene, wie dem Taifun.
Diese Tragödie löste weltweites Bestürzen aus und hatte ebenfalls Auswirkungen auf den Verlauf der UN-Klimakonferenz in Warschau. So trat am Montag der philippinische Delegierte Yeb Santo aus Solidarität zu seinen Landsleuten in den Hungerstreik. Seiner Aussage nach, wollte er den Streik erst beenden, bis auf der Klimakonferenz in den Gesprächen ein Ergebnis erwirkt worden sind. Im Verlauf der Konferenz schlossen sich weitere 30 Teilnehmer der UN-Klimakonferenz sowie Aktivisten aus Sri Lanka, der Ukraine, Indien, den USA und anderen Staaten der Fastenaktion aus Solidarität an.

Der polnische vorsitzende Umweltminister Marcin Korolec war der festen Meinung, dass die Tragödie positive Auswirkungen auf das Konferenzergebnis haben würde. Seine Stellungnahme lautete folgendermaßen: "Eine Tragödie diesen Ausmaßes hat es wohl noch nie gegeben. 80 Prozent der betroffenen Orte wurden von der Erdoberfläche weggefegt. Zehntausende Menschen wurden obdachlos, mehr als 10.000 Menschen kamen vermutlich ums Leben. Ich denke, diese Tragödie zeigt uns allen hier Versammelten, wie wichtig die Sachen sind, über die wir reden. Ich hoffe, diese Tragödie wird auch auf das Niveau der Gespräche und die wahren Ergebnisse dieses Treffens Einfluss ausüben."

Der Umweltaktivist Christoph Bald von Germanwatch begrüßte die Stellungnahme Korolecs und sagte: "Ich glaube, dass sich die Industrieländer, die Schwellenländer diesem Druck nicht lange entziehen können. Das ist kein dauerhafter Druck, der ständig erhalten bleibt. Aber er kommt immer häufiger und heftiger. Und von daher ist es nur eine Frage der Zeit, wann diesem Druck nachgegeben wird."

Die Erderwärmung schreitet fort

In einem Zwischenbericht erklärte Michael Jarraud, der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), dass das Jahr 2013 bisher das siebtwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1850 ist und voraussichtlich eines der zehn wärmsten Jahre der jüngeren Geschichte wird. So war der Sommer 2013 in Japan der Wärmste in seiner Geschichte. Australien überrollte dieses Jahr eine Rekord-Hitzewelle.

Daher lautet seine Schlussfolgerung, dass die Erderwärmung und der daraus folgende Anstieg des Meeresspiegels immer zu extremeren Wetterphänomenen führen werde. Nun könne man zwar nicht einzelne Wirbelstürme, so wie den verheerende Tropensturm "Haiyan" auf die globale Erwärmung zurückführen. Doch die Katastrophe zeige, was für eine größere Angriffsfläche die Bevölkerung der Küstenregionen aufgrund des steigenden Meeresspiegels darstellen.

Rückschlag durch Japan

Ein weiterer Programmpunkt der Konferenz waren die Folgen der Reaktorkatastrophe in Fukushima sein. Denn dadurch dass Japan wieder verstärkt fossile Energieträger verwenden möchte, muss es von seiner ursprünglichen Zielsetzung der Verringerung klimaschädlicher Treibhausgase abrücken. Der CO2-Ausstoß sollte ursprünglich zwischen 1990 und 2020 um 25 Prozent gesenkt werden. Das neue Ziel lautet nun, die Emissionen bis 2020 um 3,8 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 zu reduzieren.

Vor der Atomkatastrophe in Fukushima deckte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt rund ein Drittel ihres Strombedarfs mit Atomkraft. Daher erwarten Experten zukünftig, dass Japans Stromversorgung wieder auf einem Mix aus Atomkraft, fossilen Energieträgern sowie erneuerbaren Energien basieren wird.

Als der japanische Umweltminister Nobuteru Ishihara Japans Position bei den Gesprächen auf der Weltklimakonferenz in Warschau darlegte, zeigte sich die Europäische Union enttäuscht von diesem Schritt. Christiana Figueres vom UN-Klimasekretariat äußerte Bedauern.

Kohlendioxid übersäuert die Ozeane

Eine neue Erkenntnis, die aus einem Fachsymposium hervorging, besagt, dass das Treibhausgas Kohlendioxid nicht nur die Erderwärmung zur Folge hat, sondern auch die Säuerung der Ozeane. Demnach haben die Ozeane, seit Beginn der Industriellen Revolution, ein Viertel des in die Atmosphäre ausgestossenen Kohlendioxids aufgenommen. Dadurch stieg ihr Säuregehalt um 26 Prozent. Laut den Ergebnissen eines internationalen Meeressymposiums in Monterey (US-Staat Kalifornien), habe es zuvor in den vergangenen 300 Millionen Jahren eine so rasche Veränderung gegeben.

Dieser Effekt hat bedrohliche Auswirkungen auf die Meeresbewohner, insbesondere auf Muscheln und andere Schalentiere. Demzufolge könne ebenfalls das Wachstum der Korallenriffe könne innerhalb von Jahrzehnten drastisch verlangsamt werden. Die Nahrungskette in den Ozeanen und die Artenvielfalt in den Meeren, vor allem in den tropischen Gewässern, drohen sich zu verändern. Hinzu kommt, dass der Klimawandel nicht nur die Luft, sondern auch die Ozeane erwärmt.
Bisher noch unbekannt bleibt das genaue Ausmaß der Auswirkungen der Übersäuerung. Allerdings ist absehbar, dass die Fischer mit Einbußen rechnen müssen, die vor allem von Muscheln und Meeresfrüchten leben. Werden Korallenriffe beeinträchtigt, so hat dies nicht nur Auswirkungen auf den Tourismus, sondern auch auf die ärmsten Länder, die ihren natürlichen Küstenschutz verlieren.

UN-Klimakonferenz endet nur mit einer Einigung auf die Grundsätze eines Abkommens

Anders als vorgesehen, sind die Delegierten aus 24 Ländern der diesjährigen UN-Klimakonferenz in eine 24-stündige Verlängerung gegangen, damit sie sich auf eine Abschlusserklärung einigen konnten. Die entscheidende Frage lautete dabei: Wie kann der Weg zu einem weltweiten Klimaabkommen aussehen? Eine Einigung konnte jedoch nur durch einen Kompromiss im Abkommen erzielt werden. In dem Abkommen, das 2015 in Paris unterzeichnet werden soll, verpflichten sich Industrie- wie Schwellenländer, ihre Treibhausgas-Emissionen um festgelegte Mengen zu reduzieren oder zu begrenzen.

Entstanden ist das Abkommen auf Wunsch der EU, die gerne hätte, dass die Länder bis 2014 genau beziffern können, um wie viel sie ihre Emissionen reduzieren wollen. Ihr Ziel ist erstens genügen Zeit zu haben, um die angegebenen Mengen an Emissionen überhaupt miteinander vergleichen zu können. Zweitens soll analysiert werde, ob die Zusagen in der Summe reichen, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten.

Im Kompromiss wird nun vereinbart, dass die Länder erst bis 2015 ihre Beiträge zum Klimaschutz vorlegen müssen. Der deutsche Chef- Unterhändler ist das Meinung, dass einem dann noch Zeit bis zur Klimakonferenz 2015 bleibt, um diese Beiträge auf ihre Angemessenheit zu überprüfen. Allerdings habe sich die EU das Verfahren insgesamt "klarer gegliedert" erwünscht.

Lutz Weischer von der Umweltorganisation Germanwatch hat bezüglich der Einigung von Warschau immer noch unbeantwortete Fragen: "Es bleibt die Frage offen, welche Art von Klimaverpflichtungen für welche Länder gelten sollen, es bleibt die Frage offen, wie diese Verpflichtungen vergleichbar gemacht werden können," sagt er. "Und vor allem bleibt die Frage offen, wie wir sicherstellen, dass wir mit der Summe der Verpflichtungen das Zweigradziel nicht reißen."
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Enttäuschend für die Mitglieder war die Beantwortung der Frage nach einer langfristigen Klimafinanzierung. Ursprünglich hieß es nämlich, dass die Industrieländer den Entwicklungsländern bei der Anpassung an den Klimawandel und einer möglichst kohlenstoffarmen Wirtschaftsentwicklung bis zum Jahr 2020 mit jährlich 100 Milliarden US-Dollar unter die Arme greifen wollten. Bei der Nachfrage der Entwicklungsländer nach einem Finanzierungsplan, verweigerten die Industrieländer jedoch genauere Aussagen.

Letztendlich waren die meisten Delegierten bei Abschluss der Konferenz gleichzeitig enttäuscht und erleichtert: Einerseits enttäuscht, da dem Abkommen nach Meinung von Kritikern die Verbindlichkeit fehle und andererseits erleichtert, da man sich doch noch zu einem Kompromiss durchringen konnte und die Konferenz nicht ganz gescheitert ist.

Interne Links

Externe Links

Offizielle Webseite der UN-Klimakonferenz in Warschau
taz.de
n24.de
zeit.de
zeit.de
rp-online.de
dw.de
n24.de

Schlagworte

COP, UN Konferenz

Letzte Aktualisierung

18.11.2015 10:35

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