Aachener Stiftung Kathy Beys

Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung, 1996

"Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung" lautet der Titel der Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie mit den Herausgebern MISEREOR und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Studie hat 453 Seiten und erschien im Jahr 1996 im Birkhäuser Verlag. Diese zeigt erste Perspektiven und Leitziele für eine nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung in Deutschland auf. Sie geht der Frage nach, wie das Leben in einem "Zukunftsfähigen Deutschland" als Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung aussehen könnte. Dazu werden verschiedene Leitbilder entwickelt und konkrete Vorschläge gemacht, wie die Wende zur Zukunftsfähigkeit vollzogen werden kann.

Aufbau der Studie
Im zweiten Kapitel (Maßstäbe) werden konzeptionelle Fragen zukunftsfähiger Entwicklung behandelt. Im Rahmen dieses Kapitels werden verschiedene Indikatoren, die das Umweltbelastungspotenzial menschlicher Aktivitäten versucht auszudrücken, vorgestellt. Zum Beispiel wird das Konzept des Umweltraums beschrieben, in dem für alle Menschen gleiche Rechte an der Nutzung der Natur angenommen werden. Anhand der Indikatoren werden für die Bundesrepublik Ziele in qualitativer und quantitativer Hinsicht formuliert. Im darauffolgenden Kapitel (Bilanzen) wird mit Hilfe der Indikatoren die sektorale und nachfrageseitige Struktur der deutschen Umweltnutzung untersucht. Fragen wie: "Welche Sektoren der Wirtschaft und welche Bedarfsfelder verursachen welchen Ressourcenverbrauch und welche Emissionen?" (S. 20) werden in diesem Kontext geklärt. Von dem Jahr 1960 angefangen, werden die Entwicklungen der Verursachungsbereiche dargestellt sowie die gegenwärtigen (beachte: Studie von 1996) Umweltfolgen des Wirtschaftens. Die Übernutzung globaler Umweltgüter und Ressourcen wird am Beispiel Deutschlands als typisches Industrieland exemplarisch dargestellt. Im vierten Kapitel (Leitbilder) werden Leitbilder entwickelt, die "sowohl kulturell einladend als auch ökologisch tragfähig sind" (S. 20). Die Leitbilder werden primär qualitativ ausformuliert und erhalten zusätzlich empirische Begründungen. Eingebettet in die Leitbilder, werden Wendeszenen, welche verdeutlichen sollen, dass konkretes Handeln zur Gestaltung dieser Leitbilder beitragen kann. Die Leitbilder sollen somit nicht nur "Luftlöscher" (S. 21) sein, sondern auch Möglichkeiten aufzeigen, wie die Leitbilder Realität werden können. Im Kapitel 5 (Übergänge) wird analysiert, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um die formulierten Ziele zu erreichen zu können. Dabei werden die Zeitpunkte 2010 und 2020 in den Blick genommen. Das sechste Kapitel (Zusammenhänge) schließt die Studie ab. Hierbei werden vier Argumente gegen den in der Studie vertretenden Ansatz vorweggenommen und diskutiert.

Das Inhaltsverzeichnis der Studie sieht folgendermaßen aus:


Folgende Tabelle zeigt Indikatoren sowie kurz- und langfristige Ziele:

UmweltindikatorUmweltziel
kurzfristig (2010)langfristig (2050)
RESSOURCENENTNAHME

 
Energie

 
Primärenergieverbrauchmindestens - 30 %mindestens - 50 %
Fossile Brennstoffe- 25 %- 80 bis - 90 %
Kernenergie- 100 %
Erneuerbare Energien+ 3 bis 5 % pro Jahr
Energieproduktivität1+ 3 bis 5 % pro Jahr3
Material

 
Nicht erneuerbare Rohstoffe- 25 %- 80 bis - 90 %
Materialproduktivität2+ 4 bis 6 % pro Jahr3
Fläche

 
Siedlungs- und Verkehrsflächeabsolute Stabilisierung

jährliche Neubelegung: - 100 %
Landwirtschaftflächendeckende Umstellung auf ökologischen Landbau

Regionalisierung der Nährstoffkreisläufe
Waldwirtschaftflächendeckende Umstellung auf naturnahen Waldbau

verstärkte Nutzung heimischer Hölzer
STOFFABGABEN/EMISSIONEN

 
Kohlendioxid (CO2)- 35 %- 80 bis - 90 %
Schwefeldioxid (SO2)- 80 bis - 90 %
Stickoxide (NOx)- 80 bis 2005
Ammoniak (NH3)- 80 bis - 90 %
Flüchtige Organische Verbindungen (VOC)- 80 bis 2005
Synthetischer Stickstoffdünger- 100 %
Biozide in der Landwirtschaft- 100 %
Bodenerosion- 80 bis - 90 %

1 Primärenergieverbrauch bezogen auf die Wertschöpfung (Brutto-Inlandsprodukt)
2 Verbrauch nicht erneuerbarer Primärmaterialien bezogen auf die Wertschöpfung
3 bei jährlichen Wachstumsraten des Brutto-Inlandsprodukts von 2,5 %. Allerdings ist zu betonen, dass die Erreichung der langfristigen Umweltziele bei anhaltendem Wirtschaftswachstum nicht gelingen kann.

Es folgte auf der Grundlage dieser Studie 1998/2002 das Buch „Wegweiser für ein zukunftsfähiges Deutschland“ von BUND und MISEREOR.
Im November 2008 erschien der zweite Teil der Studie unter dem Namen: "Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte".

Internetauftritt
Im Rahmen der Studie wird der interessierten Öffentlichkeit ein Internetauftritt geboten, der Information zum Projekt "Zukunftsfähiges Deutschland" enthält und die Studie vorstellt. Darüber hinaus wollen die Herausgeber der Studie einen Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte leisten. Daher findet man viele Informationsmöglichkeiten und Bildungsmaterialien zum Thema. Weiterhin werden viele Veranstaltungen von verschiedensten Trägern in Deutschland angeboten. Es gibt zudem eine Terminübersicht, in der Veranstaltungen eingetragen werden. Der zweite Teil der Studie "Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt - Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte" steht im Rahmen des Internetauftritts im Mittelpunkt. Dennoch wird über den ersten Teil der Studie informiert, welche ebenfalls bestellt werden kann.

Interne Links
Externe Links
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie aktuelle Studien und Projekte
Misereor Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Kurzfassung der Studie
Studie und andere Materialien

Schlagworte

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Letzte Aktualisierung

03.11.2015 10:44

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