Aachener Stiftung Kathy Beys

Weltwirtschaftsforum Davos, 2014

Einleitung

Das 44. Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, kurz WEF) fand vom 22. bis zum 25. Januar 2014 unter dem Motto "The Reshaping of the World: Consequences for Politics, Business and Society" (Die Neugestaltung der Welt: Konsequenzen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft)in der Schweiz (Davos) statt. Die 25 000 Teilnehmer besprachen in zahlreichen Diskussionsrunden und Hintergrundgesprächen Themen wie die Wasserversorgung der Erde, der Welthandel und Entwicklungen in Schwellenländern. Dabei hatte der WEF das Ziel aktuelle Themen mit langfristig strategischem Denken zu vereinen.

Die Hauptthemen des 44. WEF

Eines der Hauptthemen des Forums war die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Papst Franziskus forderte in einer Vorab-Botschaft an die Tagungsteilnehmer einen stärkeren Einsatz für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands auf der Welt. Dabei rief er zu mehr Einsatz für die Ärmsten in der Welt auf: "Es ist unerträglich, dass tausende Menschen jeden Tag an Hunger sterben, während beträchtliche Mengen an Nahrung vorhanden sind und einfach verschwendet werden."

Ein weiteres Thema war das seit Jahrzehnten extrem schwierige Verhältnis zwischen Israel und dem Iran. Der iranische Präsident Hassan Rohani erklärte, dass er die Beziehungen zum Westen deutlich verbessern möchte.
Folglich strebe der Teheran, laut Rohani, einen Neustart der wirtschaftlichen Zusammenarbeit an. Gleichzeitig rief er das Ausland zu Investitionen in seinem Land auf und versicherte ebenfalls, dass der Iran auf keinen Fall den Besitz von Atomwaffen anstreben werde. Im Bezug auf den Syrien-Konflikt sagte er, dass sein Land bereit sei, zu einer friedlichen Lösung beizutragen.

Das Thema der Wirtschaftskrise war nicht mehr so allmächtig, wie in den vorherigen Jahren. Denn internationale Organisationen wie der Währungsfonds aus Washington haben ihre Konjunkturprognosen für das laufende Jahr angehoben und die Euro-Zone hat das Tal der andauernden Schrumpfung verlassen. Auch was die Staatsschulden angeht, haben sich die Finanzmärkte beruhigt.
Als der Optimist des 44. WEF galt der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe, der seinen Kollegen zum Auftakt die drei "Pfeile" seiner Politik erklärte, den sogenannt Abenomics: "Die Politik des extrem billigen Geldes, die wieder zu Wachstum geführt habe, und erstmals seit mehr als zehn Jahren den Arbeitnehmern zusätzliche Kaufkraft verschaffe. Die flexible Fiskalpolitik, die erst einmal noch mehr Schulden als gewohnt aufnimmt, dann aber mit Sparmaßnahmen und neuen Verbrauchsteuern das Defizit verringern soll. Und schließlich der Versuch, private Investitionen zu fördern, Energiemärkte zu liberalisieren, Japans Vorreiterrolle in der Medizin aufzubauen – mit einem Wort: mehr Dynamik in die Unternehmen zu bringen."

Doch auf die Frage hin, ob die Staatsschulden von mehr als zweimal der jährlichen Wirtschaftsleistung wirklich erträglich für die japanische Volkswirtschaft seien- kaum ein Land habe eine höhere Quote- so konnte Abes nur eine schwache Antwort liefern. Sie versuchten mit neuem Wachstum das laufende Defizit zu reduzieren und schließlich zu eliminieren. Trotzdem bestünde weiterhin ein Risiko, da das Wachstum auch wieder verschwinden könnte, bevor es die Neuaufnahme von Schulden verhinderte. Dieser Fall würde zum Beispiel eintreten, falls die Politik von Abes nicht durchhält, da die Liberalisierung zu viele Verlierer schafft oder die restliche Weltwirtschaft bedroht werden würde.

Von der Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten kann auch nur das oberste Prozent der Amerikaner profitieren. Zwar wächst die Wirtschaft schnell, doch profitable Jobs für Arbeitnehmer entstehen nur langsam. Somit wachse die Ungleichheit,die schon größer sei als in Tunesien, weiter, was bereits der ehemalige Vizepräsident Al Gore in Davos verkündete.
Auch die Lage in Europa sei weiterhin kritisch zu betrachten: Die Banken vergeben wenig Kredite, trotz allen billigen Geldes von der Zentralbank, sodass man befürchten muss, dass die schwache wirtschaftliche Dynamik auch wieder zusammenbrechen könnte. Laut angelsächsischer Ökonomen müsse Deutschland deshalb mehr Geld ausgeben, die Bankenunion vorantreiben und generell für mehr europäische Risiken geradestehen. Sonst drohe eine Deflation, wie sie auch der Währungsfonds fürchtet.

Positiv sei hingegen, dass der "Euro endgültig außer Lebensgefahr sei". Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, betonte alles erdenklich Mögliche zum Schutz der Gemeinschaftswährung zu tun. In diesem Sinne erwarten Banker und Finanzpolitiker für dieses Jahr eine deutliche Konjunkturerholung.

Kritik

Kritik gegenüber des Forums wurde auch dahin gehend geäußert, dass die Macht des Forums wachsen würde, es sich aber keiner demokratischen Wahl stellen müsste. Einige sehen also die Gefahr dabei, dass es sich zu einer heimlichen Weltregierung aufspielen könnte.

Ein weiterer Vorwurf lautet, dass in Davos Spitzenmanager ihren Bildungsurlaub verbrächten. Doch damit könne das WEF leben, da es bereits zahlreiche Impulse gesetzt hat, die als Rechtfertigung für das Treffen dienten. So besäße Davos einen friedensstiftenden Geist, den man beispielsweise in ehemaligen Treffen führender Köpfe (z.B. aus dem Nahen Osten oder zum Ende des Kalten Krieges aus den beiden deutschen Staaten) festmachen könne.

45. WEF

Auch das 45. Weltwirtschaftsforum fand zu Beginn des Jahres 2015 in der schweizerischen Stadt Davos statt. Erstmals seit 6 Jahren wurde dabei die Türkei auf Ministerpräsidenten Ebene vertreten. Insgesamt nahmen an dem 45.WEF mehr als 2500 Personen aus 140 Ländern teil. Im Rahmen von 280 Podiumsdiskussionen wurde während des Forums auf die Grundprobleme der Weltwirtschaft eingegangen und versucht Lösungswege zu erörtern. Darüber hinaus diskutierten Staats- und Regierungschefs, geistliche Führer, NGO-Vertreter und Unternehmer aus mehr als 40 Staaten über Themen wie Wachstum und Stabilität, Krisen und Kooperation, Gesellschaft und Sicherheit oder Innovation und Industrie. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hielt zudem als G-20 Ratspräsident eine Rede auf einer Sondersitzung. Zu den Schwerpunkten des 45. Weltwirtschaftsforums gehörten neben der Gefahr eines erneuten Aufflammens der Eurokrise der Kampf gegen den Terrorismus sowie das Ringen um einen neuen Pakt gegen den Klimawandel.




Dokumente

ARD- "Das Weltwirtschaftsforum in Davos beginnt",(Audio)

Interne Links

Externe Links

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zeit.de
br.de
Braunschweiger Zeitung

Schlagworte

Forum, Wirtschaft

Letzte Aktualisierung

26.08.2015 13:49

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