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Was ist Nachhaltigkeit? (Archiv)

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Heute sind die Hügel der Mittelmeerländer weitgehend kahl. Ein Resultat des Holzeinschlages von der Antike bis ins 19. Jahrhundert. Holz wurde gebraucht, für die unzähligen Kriegs- und Handelsflotten, die in den letzten 2000 Jahren das Mittelmeer befahren haben. Oder zum Heizen, zum Bau von Häusern.

Wie kam es dazu? Einmal des Waldes beraubt und kahlgeschlagen, konnte der Boden dem Wind, der Sonne und dem Regen keinen Widerstand mehr entgegen setzen. Der fruchtbare Waldboden wurde weggeschwemmt. Fels blieb übrig, auf dem heute kein Wald mehr wächst. Mühsam werden die Waldbestände heute vereinzelt wieder aufgeforstet.

Ein Prinzip wurde in der Waldwirtschaft des Mittelmeerraumes (und nicht nur dort) mit Füßen getreten: Das der Nachhaltigkeit nämlich. So gilt auch die Forstwirtschaft als Wiege der Nachhaltigkeit.

Erstmals wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit vor knapp 300 Jahren angesichts einer drohenden Rohstoffkrise formuliert. Der Silberbergbau im Erzgebirge, seinerzeit das wirtschaftliche Rückgrat Sachsens, war in seiner Existenz bedroht. Dies nicht etwa aus Mangel an Silbererz, sondern wegen einer sich schnell verschärfenden Holzknappheit. Holz wurde für den Ausbau der Gruben (Traghölzer), den Abbau des Erzes (mittels Feuersetzen) und insbesondere für den Betrieb der Schmelzöfen mit Holzkohle benötigt. Jahrhundertelang hatte man die umliegenden Wälder übernutzt, so dass die Umgebung der Bergstädte mittlerweile weitgehend kahl geschlagen war. Aus heutiger Sicht würde man formulieren: Aufgrund der Vernachlässigung der ökologischen Erfordernisse sind massive ökonomische und soziale Probleme (Arbeitslosigkeit, Brennstoffmangel für Privatbedarf) entstanden.

Als Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs gilt Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann am kursächsischen Hof in Freiberg (Sachsen). Um dauerhaft ausreichende Holzmengen für den Silberbergbau verfügbar zu haben, formulierte er 1713 mit seinem Werk "Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht" (einsehbar hier beim Institut für Angewandte Forschung der Hochschule Pforzheim)
Quelle: Grober, Ulrich: Der Erfinder der Nachhaltigkeit. DIE ZEIT, Nr.48/25.11.99, S.98

Die deutsche Forstwissenschaft des 18. und 19. Jahrhunderts übernahm das Konzept der nachhaltenden bzw. später der "nachhaltigen" Waldbewirtschaftung und trug es in die Welt hinaus. "Sustained yield forestry" wurde in vielen Ländern der Erde ein Schlüsselbegriff, - aber nur für die Forstwirtschaft. Dennoch kann die nachhaltige Forstwirtschaft durchaus auch als Basis für die Anfänge des Naturschutzes gelten, da insbesondere die Wälder durch zunehmende Nutzung und Zerstörung betroffen waren. Der Raubbau an der Natur hatte mit der Industrialisierung, Urbanisierung und Kolonisierung im 18. und 19. Jahrhundert schon größere Ausmaße angenommen, erreichte aber mit der wissenschaftlich-technischen Revolution im 20. Jahrhundert eine globale Dimension.

So, wie es vielen Wäldern im Mittelmeerraum ging, so kann es der industrialisierten Welt ergehen. Das jedenfalls war - auf einen kurzen Nenner gebracht - der Inhalt der Studie "Grenzen des Wachstums", die heute als eine der Ur-Studien zur Nachhaltigen Entwicklung gilt. Die Studie wurde von einem Team damals junger Wissenschaftlern im Auftrag der deutschen Volkswagen-Stiftung Volkswagen-Stiftung am MIT (Massachusetts Institute of Technologie in den U.S.A.) geschrieben.


Das war letztlich die „Geburtsstunde“ der nachhaltigen Entwicklung, auch wenn sie diesen Namen erst später mit dem Brundtland-Report erhielt und hier noch als „dauerhafter Gleichgewichtszustand“ bezeichnet wird:
Nachhaltig ist eine Entwicklung, „wenn sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“

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Letzte Aktualisierung

04.09.2012 12:07

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