Aachener Stiftung Kathy Beys

GP Forschungsgruppe: Fünf Indikatorenansätze im Vergleich, 2002

Die GP-Forschungsgruppe des Instituts für Grundlagen- und Programmforschung führt Studien, Analysen und Gutachten durch. Zu ihren Tätigkeitsfeldern gehören die Themenbereiche Soziales, Gesundheit, Verschuldung & Überschuldung, Internationale Forschung, Zeitgeschehen sowie Lebensqualität & Nachhaltigkeit. In diesem letzten Bereich hat die Gruppe folgende vergleichende Analyse durchgeführt:

Gegenwärtig werden in Deutschland fünf verschiedene Nachhaltigkeits-Indikatorensätze entwickelt und getestet. Sie unterscheiden sich, haben andererseits aber große Gemeinsamkeiten. Das Institut für Grundlagen- und Programmforschung in der GP-Forschungsgruppe hat diese fünf Indikatorensätze, drei nach dem sog. "Top-down"-Ansatz und zwei nach dem sog. "Bottom-up"-Ansatz, diskutiert und detailliert verglichen (Juli 2002).

Beim "Top-down"-Ansatz (d.h. von oben vorgegeben) wird in der Regel der Indikatorensatz von einem Expertengremium aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung bestimmt und dann den Kommunen zur Anwendung empfohlen.
Folgende fünf Indikatorenansätze sind überprüft und verglichen worden:

  • "Top-down"-Ansätze:
Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) im Auftrag der Ministerien für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg, des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen, des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten sowie des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: Leitfaden. Indikatoren im Rahmen einer Lokalen Agenda 21, Heidelberg 2000. Der Bericht zu den Nachhaltigkeitsindikatoren kann hier heruntergeladen werden (Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung in Nordrhein-Westfalen im Bereich "Bau und Energie", entwickelt von der Energieagentur NRW, Wuppertal 2001
Nachhaltigkeitsindikatoren für die Stadt Zürich. Dieser Indikatorensatz geht auf eine Initiative der Stadtentwicklung der Stadt Zürich zurück (Barbara Schultz u.a.: Schlussbericht, 2001.). Die Nachhaltigkeitsberichte finden Sie hier (Nachhaltigkeitsmonitoring).

Beim "Bottom-up"-Vorgehen (d.h. an der Basis entwickelt) werden die Indikatoren in enger Zusammenarbeit mit Agenda-Vertretern, kommunalen Praktikern und Wissenschaftlern entwickelt und in der Praxisanwendung fortgesetzt fortgeschrieben bzw. verändert.

  • Bottom-up-Ansätze:
Zukunftsfähige Kommune", die sich aus der Deutschen Umwelthilfe, der nordrhein-westfälischen Initiative Agenda-Transfer, dem ECOLOG-Institut und der GP Forschungsgruppe zusammensetzt (Projektteam "Zukunftsfähige Kommune", Fragebogen 2001/ 2002, Radolfzell 2001)
Städte-der-Zukunft" (BBR = Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung): Fuhrich, Manfred: Strategien und Wegweiser, Indikatoren und Orientierungswerte nachhaltiger Stadtentwicklung. Aktualisierte und erweiterte Broschüre zum Forschungsfeld "Städte der Zukunft". Bonn 2002 (vergriffen)

Als Prüfkriterien für die Brauchbarkeit eines Indikators haben sich nach GP Forschungsgruppe die folgenden acht Gesichtspunkte durchgesetzt:

  • Vollständigkeit: Die Indikatoren decken nach Möglichkeit alle für die kommunale Entwicklung bedeutsamen Handlungsbereiche der Agenda 21 ab.
  • Leitbildbezug: Die Indikatoren sind aussagefähig im Sinne der Nachhaltigkeit und messen zuverlässig kommunale Entwicklungen.
  • Kommunizierbarkeit: Die Indikatoren sind anschaulich und ohne Spezialkenntnisse verständlich, so dass sie auch leicht kommuniziert werden können.
  • Handlungsbezug: Die durch die Indikatoren repräsentierten Handlungsoptionen und -felder sind durch kommunale Politik beeinflussbar.
  • Datenverfügbarkeit: Zu den Indikatoren liegen aktuelle und zuverlässige Daten vor oder können mit vertretbarem Aufwand erhoben werden.
  • Konsistenz: Die ausgewählten Indikatoren haben so wenig Überschneidungen wie möglich.
  • Sensitivität: Die Indikatoren reagieren auf positive wie negative Änderungen der gemessenen Kategorie im Zeitverlauf.
  • Kompatibilität: Die Indikatoren lassen sich auf nationale oder internationale Indikatorenmodelle und -systeme beziehen.
Optimalerweise sollten beim jedem verwendeten Indikator alle acht Prüfkriterien zutreffen.

Die Veröffentlichung des Vergleichs kann von der GP-Webseite heruntergeladen werden: Nachhaltigkeitsindikatoren-Systeme im Vergleich

Fazit der Autoren: "Insgesamt zeigt der Vergleich der Nachhaltigkeits-Indikatorensysteme, dass es große Gemeinsamkeiten in den Sets gibt, die dafür sprechen, sich auf einen gemeinsamen Basis-Indikatorensatz zu einigen. Außerdem lohnt sich weiterhin die Suche nach Indikatoren, die Facetten der Nachhaltigkeit abbilden, die von den gegenwärtigen Indikatorensets unzureichend, fehlerhaft oder gar nicht erfasst werden. Beispiele dafür sind zum Beispiel die Wertschöpfung in einer Kommune, die Innovationsstärke, die Größenordnung verkehrssparender Produktionsstrukturen oder auch die Bevölkerungsentwicklung bzw. der Bevölkerungswandel. Wichtig ist auch die Ausdifferenzierung der Indikatoren, so dass sie ländlichen Gegebenheiten ebenso entsprechen wie städtischen. Hier bieten sich unterschiedliche Indikatorensätze für kleine Kommunen (< 15.000 Einwohnern) und größere Kommunen (> 15.000 Einwohnern) an.
Die Tatsache, dass sich gegenwärtig die besprochenen kommunalen Indikatorensätze alle im Feldversuch befinden, weckt die Hoffnung, dass in ein bis zwei Jahren ein verbindlicher, geprüfter und von allen Beteiligten akzeptierter Standardsatz von kommunalen Nachhaltigkeitsindikatoren vorliegen kann."

Hier geht es zu den im Juni 2003 gemeinsam empfohlenen Indikatoren zur kommunalen Nachhaltigkeit.

Dokumente
Nachhaltigkeitsindikatoren-Systeme im Vergleich
Bericht zu Nachhaltigkeitsindikatoren zu FEST

Interne Links
Externe Links
Institut für Grundlagen- und Programmforschung
Tätigkeitsbereich Lebensqualität & Nachhaltigkeit
Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST)
Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung in Nordrhein-Westfalen im Bereich "Bau und Energie"
Energieagentur NRW
Stadtentwicklung der Stadt Zürich
Nachhaltigkeitsmonitoring Stadt Zürich
Zukunftsfähige Kommune
Deutsche Umwelthilfe
ECOLOG-Institut
Städte-der-Zukunft

Schlagworte

Indikator

Letzte Aktualisierung

14.07.2015 18:29

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