Aachener Stiftung Kathy Beys

Verantwortliche Investments

Verantwortliche Investments schließen oft nur eine oder einige umstrittene Branchen aus oder Investoren verfolgen andere Konzepte, um entweder mit ihren Portfolios nicht zu den schlimmsten Verstößen gegen internationale Standards beizutragen, entsprechende Portfoliorisiken auszuschließen oder direkt auf Unternehmen mit kritischen Geschäftsaktivitäten einzuwirken. Sie sind darum nicht mit nachhaltigen Geldanlagen gleichzusetzen, die teilweise bis zu 300 Kriterien verwenden, um die Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen und Staaten zu beurteilen. Folgende Strategien gibt es:

  • Einfache Ausschlusskriterien: mindestens ein Ausschlusskriterium, meist eine Branche oder nur ein Teil daraus, beispielsweise sehr oft Rüstungsindustrie oder nur Streubombenhersteller. Kritiker betrachten diesen Ansatz als ethischen Etikettenschwindel, weil beispielsweise Streubombenhersteller international geächtet sind und es ohnehin nur wenige gibt, ein Ausschluss also keine große Leistung ist und das Portfolio nicht oder kaum verändert.
  • „Engagement“ (englisch ausgesprochen): Bei diesem Konzept bleiben Großanleger bewusst in Unternehmen mit kritischen Geschäftsaktivitäten investiert und versuchen ihren Einfluss als aktive Aktionäre oder Gläubiger zu nutzen, um sie in direktem Dialog zu nachhaltigeren / verantwortlicheren Wirtschaftsweisen zu drängen. Engagement gewinnt international an Bedeutung und inzwischen ist auch die Wirksamkeit erwiesen, sofern Großanleger die Dialog beharrlich führen.
  • Integration von ESG-Kernkritieren: Institutionelle Investoren integrierten einige zentrale, finanziell bedeutsame Nachhaltigkeitskriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales oder Governance (ESG) - wie z.B. Klimaschutzdaten - in Aktienanalyse und Portfoliomanagement. Dieser Ansatz wird global immer bedeutsamer und ist zunehmend eine Basis für „Engagement“ (aktives Aktionärstum).
Wie sieht es mit der Umsetzung des Idee verantwortlichen Investierens aus. Eine Studie der französischen Research-Agentur Novethic vom Dezember 2013 gibt darüber Aufschluss und kommt zu einem ambivalenten Ergebnis. Institutionellen Investoren setzen einerseits das Konzept verantwortliches Investierens besser um als früher. Befragt wurden 165 langfristig orientierte Investoren (Pensionsfonds, Versicherer, Pensionskassen u.a.) in 12 Ländern, die mehr als 5000 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen repräsentieren. Von ihnen kombinieren 60 Prozent mehrere nachhaltige Anlagestrategien - Auswahl von Emittenten auf Basis von ESG-Kriterien, Ausschluss von Titel aus Risikogründen u.a.-, um auf die Emittenten von Aktien oder Anleihen einen stärkeren Druck auszuüben. Das Management von Risiken werde immer mehr zur entscheidenden Motivation, ESG-Aspekte zu beachten, so die Studie. Heute sage bereits ein Drittel der Befragten, ESG habe eine potenzielle „materielle“ Bedeutung für sie.

„Paradoxerweise zeigt die Umfrage aber auch, dass die konkrete Beachtung dieser Aspekte nicht voran kommt“, kritisiert Novethic. Mehrere Strategien des verantwortlichen Investieren seien rückläufig und 12 Prozent der Antwortenden signalisierten klar, dass nicht geplant sei, sie zu nutzen. Politiken verblieben oft auf abstrakter Ebene: Beispielsweise haben erst zehn Prozent der europäischen Großinvestoren Anlagepolitiken für heikle Branchen wie Bergbau, Atomkraft oder Palmöl entwickelt. Außerdem seien die Institutionellen weit davon entfernt, über sämtliche Anlageklassen hinweg verantwortlich zu investieren.
Die große Heterogenität der Ansichten, Motive und Praktiken der Institutionellen in verschiedenen Ländern bleibt ein großes Hindernis für die Verbreitung eines koordinierten und effektiven verantwortlichen Investierens, das die Unternehmen bewegen könnte mehr für eine nachhaltige Entwicklung zu tun“, resümiert Novethic.

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Schlagworte

Kapitalanlage, Nachhaltige Anlagekonzepte, Verantwortung

Letzte Aktualisierung

18.11.2015 09:50

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