Aachener Stiftung Kathy Beys

Dow Jones Sustainability Index (DJSI)

Bei dem „Dow Jones Sustainability Index“ (DJSI) handelt es sich um eine weltweit führende Indexfamilie.

Der „Dow Jones Sustainability Index“ (DJSI) bietet seit 1999 die weltweit tonangebende Indexfamilie zur Nachhaltigkeit auf der Grundlage des Best-in-Class-Prinzips, das aus jeder Branche die Unternehmen mit den besten Nachhaltigkeitsleistungen heraus filtert. Der Index gilt als prominentestes Gütesiegel unter den Nachhaltigkeitsindizes. Unternehmen, die herausfallen, etwa weil Wettbewerber sie überholen, strengen sich erfahrungsgemäß und nach eigenen Angaben sehr an, um wieder notiert zu werden. Damit hat die Indexfamilie einen Wettbewerb um Nachhaltigkeitsleistungen ausgelöst. Er wurde verstärkt dadurch, dass die Unternehmen aus den Analysen Hinweise für Verbesserungspotenziale erhalten.

Das Research analysiert im Unterschied zu den meisten Nachhaltigkeitsindizes alle drei Dimensionen: die ökonomische, ökologische und soziale. Deren Gewicht beträgt je ein Drittel. Das ist ein wesentlicher Unterschied auch zu den meisten Nachhaltigkeitsratings, die Umwelt- und Sozialleistungen bewerten und die Finanzanalyse anderen überlassen. Die Methode der für den Index zuständigen Schweizer Vermögensverwalter Robeco Sustainable Asset Management (RobecoSAM) basiert auf dem verbreiteten Best-in-Class-Prinzip: Von den 2500 weltgrößten Konzernen wählen die Analysten die aus, die auf allen drei Feldern die besten Leistungen ihrer Branche erbringen. In den DJSI World kommen die zehn Prozent besten Unternehmen aller Branchen, in den DJSI Stoxx die 20 Prozent Branchenbesten. Der DJSI wählt die Besten der Großkonzerne. Höhere Nachhaltigkeitsleistungen mittlerer oder kleiner Unternehmen sind nicht der Maßstab.

RobecoSAM veröffentlicht aber keine Ratings, denn sie ist keine Ratingagentur. Ihre Kriterien betreffen Managementsysteme, Unternehmensführung, Mitarbeiterpolitik und Transparenz als auch industriespezifische Aspekte wie Kohlendioxid-Emissionen, Energieverbrauch, Produktdesign oder Recycling-Systeme. Die wichtigsten Informationen seien die, die sagen, was Nachhaltigkeit bringe, koste und ob sie die Wettbewerbsfähigkeit künftig erhöhe, heißt es. Angesichts der großen Bedeutung branchenspezifischer Nachhaltigkeitsrisiken und Werttreiber stieg die Gewicht von Branchenkriterien beim DJSI auf ein Anteiil von 57 Prozent. Bei der Erstauflegung 1999 betrug es 30 Prozent. Die Messlatte wird immer höher, die jährlichen Fragebogen an die Konzerne stets umfangreicher. Gleichwohl erhöht sich die Antwortrate seit Jahren, denn eine Notierung ist eine Imagefrage. Manche Konzerne veröffentlichen gar ihre DJSI-Bewertung.

Fehlende Negativkriterien sind ein wesentlicher Unterschied zwischen dem DJSI gegenüber beispielsweise dem Domini 400 Social Index, sowie dem britischen FTSE4Good, der weltweit zweitwichtigsten Indexfamilie. Der Europa-Index ASPI des französischen Anbieters Vigeo und der Stoxx Ltd., der die 120 besten Unternehmen des DJ Euro Stoxx auswählt, arbeitet hingegen ohne Ausschlusskriterien.

Beim DJSI werden alle Titel täglich auf neue kritische Themen überprüft. Entscheidend sind nicht einzelne Vorfälle, sondern das Gesamtbild auf Basis breiter Analysen und direkter Unternehmenskontakte. In Zweifelsfällen geht es um die Frage, ob ein Vorfall, wie ein Umweltzerstörung oder ein Menschenrechtsverstoß, ein Einzelfall war oder symptomatisch für das ganze Unternehmen. Wichtig ist dabei auch, ob die Firma adäquat oder untransparent reagiert. Alljährlich Anfang September wird der Index neu zusammengestellt - dann zeigt sich, ob die betreffenden Konzerne darin verblieben sind. Beim DJSI können Öl-, Tabak- und Rüstungskonzerne notiert sein, auch wenn es viele Anleger befremdet. Denn der Dow Jones gibt für den Weltindex die Branchenbildung vor, an die sich RobecoSAM Indexes halten muss, weil Institutionelle ihn mit dem konventionellen Benchmark vergleichen wollen.

Die DJSI-Indexfamilie ist seit Mai 2013 ergänzt durch die zusammen mit S&P Dow Jones lancierten DJSI Diversified Indizes: Sie enthalten als nachhaltig bewertete Unternehmen aus dem globalen oder regionalen „S&P Global Large Mid Cap Index Universum“. Bei der Titelauswahl wird allerdings – anders als beim „DJSI“ – eine Übergewichtung einzelner Branchen, Regionen und Unternehmensgrößen (Marktkapitalisierungsklassen) vermieden. Die Indexfamilie richtet sich an passive Investoren des konventionellen Mainstream, die ihre Performance an der Wertentwicklung eines marktüblichen Vergleichsindex messen, aber nachhaltigen Unternehmen mehr Gewicht geben möchten ohne zusätzliche Risiken gegenüber der Benchmark einzugehen. Berücksichtigt werden 26 entwickelte Märkte und 20 Schwellenländer.

Heikle Aspekte
In die Kritik geriet der DJSI Weltindex im Jahr 2010, weil er den Ölkonzern BP als Branchenbesten notiert hatte. Der hat jedoch in jenem Jahr im Golf von Mexico eine riesige Ölpest mit verursacht, die bis dato größte Umweltkatastrophe der USA. Ausschlag war eine Explosion der Bohrplattform Deepwater Horizon gewesen. Nach dem Absturz der BP-Aktie zog der DJSI im Juli 2010 die Notbremse und entfernte BP aus dem Index - nach Ansicht von Finanzprofis viel zu spät. Doch war dies das erste Mal, dass deutlich vor der üblichen Neuzusammenstellung im September überraschend ein Unternehmen gestrichen wurde. Allerdings wurde der Konzern durch Halliburton ersetzt, ein Unternehmen, das im Zusammenhang mit derselben Ölkatastrophe steht. Fondsmanager kritisierten mangelndes Fingerspitzengefühl.

Der Fall lehrt vor allem eines: Nachhaltigkeitsresearch ist keine hundertprozentige Garantie gegen Großunfälle und menschliches oder politisches Versagen. Auch nachhaltige Produkte unterliegen Fehleinschätzungen. Aber: Gründliches ESG-Research kann Risiken senken, weswegen viele Nachhaltigkeitsindizes – anders als viele konventionelle Indizes - BP nicht notiert hatten.

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Schlagworte

Börse, Börsenindex, Dow Jones Sustainability Index (DJSI), Index, Nachhaltigkeitsindex

Letzte Aktualisierung

29.09.2015 09:47

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