Aachener Stiftung Kathy Beys

LOHAS

Begriffsdefinition
Die Abkürzung 'LOHAS' steht für eine Gruppe Menschen deren Lebensstil auf Gesundheitsbewusstsein und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Aufmerksam auf dieses Phänomen wurde der amerikanische Soziologe Paul Ray im Jahre 2000. Er beschrieb die Bewegung in seinem Buch "The Cultural Creatives: How 50 Million are changing the World." Angespornt wurde die Gruppe durch Diskussionen über Klimaschutz, Naturkatastrophen und Genmanipulation. Die zunächst kleine Gruppe aus "Kulturkreativen" erreichte in den vergangenen Jahren immer mehr an Popularität. So verfolgen allein in Deutschland ca. 12,5 Millionen Menschen diesen alternativen Lebensstil.
Die LOHAS haben es sich zur Aufgabe gemacht durch gezielten Konsum von Bio-Produkten und fair gehandelten Waren die Situation auf dem Weltmarkt nachhaltig zu verbessern. Sie wollen damit bezwecken, dass Unternehmen transparenter werden und umweltbewusster handeln. Dabei sind sie jedoch weniger politisch-ideologisch, als vielmehr sinnlich-ästhetisch orientiert.

Das Manifest
Die Gruppierung der LOHAS organisiert sich häufig über Internetportale wie Karmakonsum.de, Konsumguerilla, lohas.de oder Utopia.de. Auf Karmakonsum.de wurde ein Manifest der LOHAS veröffentlicht in dem es heißt:

"Wir leben LOHAS – die Lifestyles of Health and Sustainability. Wir sind die neuen Ökos, von denen die Presse häufig redet. Unser Konsum ist konsequent ökologisch und fair, ohne auf Modernität zu verzichten. Im Gegensatz zu den “alten Ökos” sind wir technologiefreundlich und genussorientiert. Wir gehören aber nicht zur Spassgesellschaft, sondern genießen nachhaltig. Wir wissen über die Folgen unseres Konsums und versuchen, diese möglichst gering zu halten. Wir interessieren uns für Gesundheit, Spiritualität, Nachhaltigkeit und Ökologie. Gehen zum Yoga oder Tai-Chi, trinken Grüntee oder Bionade. Haufig sind wir Vegetarier."

Des Weiteren:
"Unser Ziel ist ein nachhaltiges und bewusstes Leben, so dass die Generationen von morgen noch eine lebenswerte Umwelt haben. Wir kennen uns gut aus mit Corporate Social Responsibility und sind kritisch den Unternehmen gegenüber, die ihre Verantwortung gegenüber Mensch und Natur nicht ernst nehmen und in deren Profitgier Arbeitsplätze und natürliche Ressourcen vernichten. Diese Unternehmen boykottieren wir. Deren leere Marketingbotschaften kommen bei uns nicht an. Unsere Kaufentscheidungen werden hauptsächlich von unseren Freunde beeinflusst.
Geiz ist für uns überhaupt nicht geil. Wir fördern und kaufen gerne bei Unternehmen, die wertvolle, langlebige und nachhaltige Produkte anbieten. Fairer Handel ist wichtig für uns, denn niemand soll durch unseren Konsum ausgebeutet werden. Dafür zahlen wir auch gerne etwas mehr – das können wir, denn wir haben wenige Bedürfnisse nach materiellen Luxusartikeln. Unser Luxus heisst Zeit. Wir sind kreativ und setzen häufig andere Prioritäten im Leben als der Durchschnitt. SEIN ist für uns wichtiger als HABEN. Persönlichkeitsentwicklung und Erfahrung wiegt für uns mehr als materieller Überfluß. Zum Glücklichsein schauen wir nach Innen und auf unsere sozialen Beziehungen." (Quelle: www.Karmakonsum.de)

Untergruppen
  • LOVOS: LOVOS beschreibt einen “Lifestyle of Voluntary Simplicity”. Hier wird ein stark vereinfachter Lebensstil angestrebt bei dem ein gänzlicher Konsumverzicht angestrebt wird. Die Anhänger wollen dabei den Altagszwängen entkommen und ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen. Der Lifestyle des einfachen Lebens stellt dabei kein einheitliches Lebensschema dar, sondern bewirkt zu äußerst unterschiedliche und individuelle Lebenswege. Die Spanne reicht vom „Total-Aussteiger“ bis zum lediglich konsumkritisierenden „Normalverbraucher“. Kennzeichnend ist stets eine erhöhte Achtsamkeit und die genauere Beobachtung des eigenen (Konsum)-Verhaltens.
  • PARKOS: Bei den Partizipative Konsumenten handelt es sich im Grunde um LOHAS die verstärkt das Internet nutzen. Ihre Grundprinzipien entsprechen den "Lifestyles of Health and Sustainability".
Mehr...


Kritik
Die LOHAS-Studie, die 2008 von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Auftrag gegeben wurde, beschreibt Ökokonsumenten als "konservativ, markenbewusst, naturromantisch, unpolitisch, ästhetisch, anspruchsvoll, näheorientiert und ichbezogen". Statt eines Öko-Trendsetter zeigt sich ein Durchschnittskonsument, welcher sich weder in Verzicht übt noch sich politisch engagiert. Der Verbrauchergruppe wird vorgeworfen mit wenig Aufwand möglichst viel Umweltschutz erreichen zu wollen.
Gegenwärtig scheint der moderne Öko-Verbraucher einen gewissen Luxus selbstverständlich zu finden. Viele Verbraucher erwarten, dass jedes Produkt in Bio-Qualität zur Verfügung steht – auch wenn das bedeutet, dass der ökologische Aspekt der Produkte vernachlässigt wird. Die Kritik stützt sich dabei vor allem auf der mangelnden Opferbereitschaft der Lohasianer.

Ein weiterer Kritikpunkt an der Lohas-Bewegung ist die Kostenintensivität des Lebensstils. So haben im Grunde nur gutverdienende Konsumenten in westlichen Industrienationen die finanziellen Möglichkeiten, ökologisch und nachhaltig zu leben - denn Bio-Produkte sind meist teuer. Ein reines Gewissen können sich also nur Verbraucher mit ausreichend Geld erkaufen.
Nachhaltiger und ökologischer Konsum bedeutet auch, dass man sich nicht alles leisten darf, was man sich leisten könnte. Der Bio-Wein aus Argentinien zum Beispiel stammt zwar aus biologischem Anbau, doch er hat auch einen Transportweg von etwa 12.000 Kilometern hinter sich und verursacht daher große Mengen umweltschädlicher CO2-Emissionen. Zwar ist es der Lohas-Bewegung gelungen, Bio zum Massentrend werden zu lassen und als wirtschaftlich relevante, konsumfreudige Gruppe Einfluss auszuüben. Doch einen wirklichen Wert für die Umwelt und die Menschheit hat der neue Lebensstil nur, wenn tatsächlich bewusst, ökologisch und nachhaltig konsumiert wird. Trotz aller Kritik, haben LOHAS erreicht, dass das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde ist und sich gesellschaftlich ausbreitet. In dem Sinne leben sie anderen vor, dass man etwas für die Umwelt tun kann, ohne sein Leben komplett zu verändern. So sind die "neuen Ökos" zwar umweltbewusst, aber noch lange keine Klimaschützer.

Dokumente

Artikel über LOHAS

Interne Links

Externe Links

LOHAS - Offizielle Seite
Karmakonsum.de
LOHAS als Zielgruppe

Schlagworte

Design, Ernährung, Lebensstil, LOHAS, Öko-Kapitalismus

Letzte Aktualisierung

04.11.2015 18:25

Diesen Artikel: