Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltige Verpackungen

Einführung

In vielen Ländern ist in den letzten Jahren ein zunehmender Verpackungswahn feststellbar, da die Verpackungsmengen oft in keinem Verhältnis zu ihrem Inhalt stehen. Laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschungen (GVM) fielen 2010, 16 Millionen Tonnen Verpackungen als Abfall an. Im Vergleich zum Jahr 2009 entspricht dies einer Steigerung von 5,9 Prozent. Die Deutschen nehmen zwar die Wertstofftrennung und das Recycling sehr ernst, doch statistisch gesehen befördert jeder Bundesbürger pro Jahr fast 500 Kilogramm Müll in die Tonnen. Insgesamt werden weltweit sogar 240 Millionen Tonnen Plastik produziert, wovon ein Drittel zu Verpackungen weiterverarbeitet wird. Dieser Verbrauch von Kunststoffverpackungen soll sich laut GVM in den letzten zehn Jahren sogar noch verdoppelt haben.

In dem welt.online-Artikel "Am besten ist die Verpackung, die es nicht gibt", plädiert Benjamin Bongardt, Referent für Umweltpolitik beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) für eine grundlegende Änderung bei Kunststoffen und Verpackungen:"Sie müssen nicht nur recyclingfähig, sondern auch biologisch abbaubar sein." Zusätzlich ist das Problem mit der Gesundheits- und Umweltverträglichkeit von Materialien zu beachten. Denn in vielen Kunststoffen sind Weichmacher, vor allem Bisphenol A (BPA) und Phthalate, die Plastik geschmeidiger und elastischer machen. Beim Kontakt mit Lebensmitteln, speziell mit fetthaltigen wie Käse, Fleisch und Wurst, können diese Weichmacher von den Lebensmitteln und somit beim Verzehr auch von den Verbrauchern aufgenommen werden.
Daher fordert Karlheinz Scheffold, Professor für "Life Sciences and Engineering" an der Fachhochschule Bingen, einen ganzheitlichen Ansatz: "So steuern wir ziellos durch die Gegend. Wir müssen ermitteln, was alles den ökologischen Fußabdruck eines Menschen ausmacht und die Frage beantworten, wie viel sich jeder von der Umwelt nehmen kann."
Bereits im Jahr 1994 hat die europäische Gesetzgebung die Verantwortung für die Rücknahme und die Wiederverwertung von Verpackungsabfällen auf diejenigen übertragen, die auf den verschiedenen Ebenen Lieferkette für den jeweils anfallenden Verpackungsmüll verantwortlich sind. Das Ziel der EU-Richtlinie 94/62/EG von 1994 über Verpackungen und Verpackungsabfälle war, das Anfallen von Verpackungsmüll durch Reduzierung, Wiederverwendung, Wiederverwertung und andere Formen der Wiedergewinnung zu vermeiden.
Eine optimierte Verpackungsgröße kann demnach durch die Produktkompaktierung gefördert werden. Denn kompaktere Produkte benötigen weniger Platz und daher sind auch weniger Fahrzeuge für ihren Transport erforderlich.

Biologisch abbaubare Verpackungen

Ein Schritt in Richtung Reduzierung von Verpackungsmüll ist die biologisch abbaubare Variante. Die umweltfreundlichen Verpackungen, wie beispielsweise biologisch abbaubare Einwegartikel werden auf der Grundlage von erneuerbarem und natürlichem Material hergestellt. Dieses Material wird aus natürlichen Rohstoffe gewonnen, also aus natürlichen Gewächsen, Pflanzen und Bäumen gewonnen und kehren nach ihrer Verwendung wieder zur Natur zurück. Bei den biologisch abbaubaren Verpackungen handelt es sich also um einen geschlossenen Kreislauf, der die Nutzung von fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Kohle oder Erdgas vermindert. Außerdem sind sie CO2 neutral, da die Pflanzen in ihrer Wachstumsperiode CO2 aus der Atmosphäre auf. Im Laufe der Kompostierung des Produktes wird dann dieselbe Menge CO2 wieder frei, die die Pflanze Zeit ihres Lebens aufgenommen hat. Deshalb kann man bei der Produktion von Verpackungsmaterial auf der Basis von erneuerbaren Rohstoffen im Vergleich zur Produktion von gebräuchlichen Kunststoffen, oft bis zu 70% an CO2 Ausstoß einsparen.

Folglich bieten Bioverpackungen im Vergleich zu traditionellem Plastik drei große Vorteile:
  • diese Verpackungen werden aus erneuerbarem Material oder aus Resten hergestellt
  • bei der Produktion wird wesentlich weniger CO2 ausgestoßen als bei der Produktion von gebräuchlichen Kunststoffen
  • bei biologischen Verpackungen entsteht die Möglichkeit einer nachhaltigen Kompostierung, wodurch ein natürlicher Kreislauf entstehen kann
Neben den aufgelisteten Vorteilen, sollten auch die ökologischen Aspekte mit einbezogen werden. Aufgrund von steigenden Ölpreisen und immer weniger werdenden staatlichen Subventionierungen von traditionellen Plastikfabrikanten und - vertreibern, wird der Preis für Plastikprodukte auch immer weiter ansteigen. Hingegen zu den Plastikprodukten, werden die Preise von nachhaltigen Verpackungen immer niedriger, da erstens die Mengen immer größer werden und zweitens oft Reste weiter verwertet werden. Dennoch besteht weiterhin ein Preisunterschied im Vergleich zum konventionellen Plastik.

Materialien, die für die Produktion von nachhaltigen Verpackungen und verwendet werden, sind beispielsweise aus Kartoffeln und Mais gewonnene Stärke. Daraus werden dann Tüten und Müllbeutel hergestellt, da diese mittlerweile genau so stabil sind wie normale Plastiksäcke. Auch nachhaltige Kaffeebecher werden aus der Stärke hergestellt.
Für nachhaltige Einwegartikeln, wie zum Beispiel Wegwerfteller, Biobecher oder Menüboxen wird oft der in der Produktion günstige Rohstoff Zuckerrohr verwendet.

Als Großhändler für nachhaltige Verpackungen und Einwegartikel kann zum Beispiel in diesem Kontext Bio Futura aufgelistet werden. Das Unternehmen wurde als Reaktion auf die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Verpackungen gegründet. Deshalb erfüllt fast das gesamte Sortiment der Produkte die Anforderungen der europäische EN13432 Kompostierungsnorm. Bio Futura versorgt Lebensmittelgeschäfte, Gastronomiebetriebe, Restaurants und andere Organisationen mit nachhaltigen Verpackungsmaterialien.
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In Deutschland regelt die Verpackungsverordnung vom 21. August 1998 (BGBl. I S. 2379) die Recycling-Codes, zuletzt geändert durch Artikel 5 Absatz 19 des Gesetzes vom 24. Februar 2012 (BGBl. I S. 212). Sogennante Recyclinghöfe dienen dem Zweck die Entsorgung von Wertstoffen, die zuvor von den Konsumenten sortiert wurden, zu erleichtern.

Der Grüne Punkt
Der Grüne Punkt wird von vielen europäischen Unternehmen als Zeichen verwendet, das für die Wiederverwertung von Verpackungen steht. Somit ist es ein registriertes Warenzeichen,das ursprünglich vom Dualen System Deutschland im Jahre 1991 eingeführt wurde. Denn im Jahre 1997 wurde durch die „Entscheidung der Europäischen Kommission zur Festlegung eines Kennzeichnungssystems für Verpackungsmaterialien (97/129/EG)“ ein Kennzeichnungssystem für Verpackungen aus Kunststoff, Papier, Faserplatten, Metall, Holz, Textilien, Glas und Verbundstoffe festgelegt. In der Regel muss die Kennzeichnung in der Mitte oder unter den Symbolen für Wiederverwertung und Wiederverwendung stehen. Doch die Verwendung dieses Nummerierungs- und Abkürzungssystems ist jedoch freiwillig. Es ist jedoch nicht in allen EU-Staaten Pflicht, ein Grüne-Punkt-System oder ein entsprechendes Symbol nachzuweisen. Außerdem ist die Kennzeichnung von Verpackungsmaterial nicht mit anderen, häufig auf Verpackungen verwendeten Symbolen zu verwechseln, die dazu dienen, Wiederverwertung oder Abfallvermeidung zu fördern oder den Verbraucher beispielsweise über Wiederverwendbarkeit zu informieren.
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Das Möbius-Recycling-Symbol
Das Möbius-Recycling-Symbol ist mit seinen drei Pfeilen dem Möbiusband nachempfunden.Jeder Pfeil steht für einen der Aspekte erfolgreicher Wiederverwertungsprogramme: Sammlung, Wiederverarbeitung/Umwandlung in ein neues Produkt und schließlich Kauf durch den Verbraucher. Das Möbius-Recycling-Symbol wird für wiederverwertbare Güter verwendet und ist international anerkannt.

Kunststoffe
Die American Society of Plastics Industry (SPI) führte das Kunststoffkodierungssystem 1988 ein. Daher sind die auf den die auf Plastikflaschen,-behältern und -verpackungen aufgedruckten Symbole eine Variation der drei Original-Möbius-Pfeile. Das Symbol gibt an, um was für eine Art des Kunststoffes es sich handelt, aus dem das Produkt hergestellt wurde.
Bei Flaschen befindet sich das Symbol gewöhnlich auf der Unterseite, als Reliefdruck eingeprägt in das Plastik, so dass es nicht immer gut sichtbar ist. Das Symbol besteht aus einer Zahl in den Möbius-Pfeilen und darunter des Öfteren die Angabe des verwendeten Kunstharzes in Form einer Abkürzung.

Keimling
Im Bereich der kompostierbaren Produkte, wie zum Beispiel denen von Bio Future, gibt es das Keimling-Logo und das OK Compost-Logo. Sie erfüllen die europäische Norm 13432 (EN 13432) und verschwinden vollständig innerhalb von 6 bis 10 Wochen in einer Kompostierungsanlage jeder Branche.


Dokumente

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutzund Reaktorsicherheit- Verpackungsordnung, 2008 (PDF)
Zertifizierungsprogramm - Produkte aus kompostierbaren Werkstoffen, (PDF)

Interne Links

Externe Links

cleanright.eu
kompostierbaresgeschirr.de
welt.de
europen-packaging.eu
europen-packaging.eu
bioeinwegartikel.de
ok-compost.be
Upcycle me- Die Inspirationscommunity für Upcycling-Ideen
pro-e.org
ihk-ve-register.de

Schlagworte

Ökologischer Fußabdruck, Produktion, Recycling

Letzte Aktualisierung

12.11.2015 10:10

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