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Peak Oil: Das Erdölfördermaximum

Unter dem Begriff Peak Oil (o.a. Ölfördermaximum, Oil Depletion Point) versteht man den Zeitpunkt, ab dem die Ölförderung (einzelner Ölfelder) ihr Maximum erreicht hat. Er ist nicht identisch mit dem Ende der Ölreserven.
"Wenn der globale Peak von Erdöl erreicht sein wird, gibt es immer noch riesige Mengen Öl im Boden – genau so viel wie seit dem Beginn der kommerziellen Gewinnung im Jahr 1859 bis zum Peak gefördert sein wird. Aber: Von diesem Zeitpunkt an wird es Jahr für Jahr schwieriger, gar unmöglich, mehr Öl zu finden und zu pumpen als im Jahr zuvor.“ So beschreibt es Richard Heinberg in seinem Buch The Party’s over. Ab diesem Zeitpunkt wird die Nachfrage das Angebot endgültig übersteigen.

Peak Oil markiert den Zeitpunkt, ab dem sich die Ölförderung nicht mehr steigern lässt. Da der Bedarf an Öl durch das starke Wirtschaft und Finanzen|Wirtschaftswachstum]] in vielen Ländern aber ansteigt, wird an diesem Punkt der Ölpreis massiv ansteigen, bis Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht sind. Da in der Zeit nach dem Peak Oil das Ölangebot tendenziell sinken wird, erwarten zahlreiche Energieexperten dauerhaft steigende Ölpreise. Dies wird nach Einschätzung einiger Ökonomen drastische Auswirkung auf die Industriegesellschaften haben. Sie sind von billiger Energie abhängig.

Das Phänomen des Peaks hat erstmalig der amerikanische Geologe Marion King Hubbert beschrieben. 1956 schätzte er, dass der Förderhöhepunkt der amerikanischen Produktion zwischen 1966 und 1972 liegen würde. Tatsächlich erreichten die USA ihren Peak im Jahr 1970, was aber erst ein Jahr später offensichtlich wurde, als die Fördermengen kontinuierlich sanken.

Es gibt unterschiedliche Methoden, den globalen Peak zu berechnen, beispielsweise die Reserven und Produktionsdaten einzelner Länder zu bestimmen und von dort aus weiter zu rechnen. Colin J. Campbell, Geologe und ehemals beschäftigt bei Ölgesellschaften wie Texaco, Amoco und BP, prognostiziert den globalen Förderhöhepunkt für das Jahr 2008 (schematische Abbildung). Die zuständige deutsche Behörde, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover, sieht das Ereignis später, laut der Energiestudie 2005 zwischen 2015 und 2020. In den von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, dem Statistischen Bundesamt und dem Umweltbundesamt herausgegebenen Umweltdaten Deutschland 2007 wird ein Zeitpunkt für den globalen Peak Oil zwischen 2010 und 2020 genannt (siehe dort S. 39).

Im Februar 2005 wurde der Hirsch-Report, ein für das US-Energieministerium erstellter Bericht, veröffentlicht. Er befasst sich mit der Wahrscheinlichkeit des sogenannten Peak Oil - des Ölfördermaximums - und der Notwendigkeit, rechtzeitig Maßnahmen zur Abwehr der weltweiten, als „risikoreich“ und „dramatisch“ bezeichneten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen zu ergreifen, die mit der Erreichung des Erdöl-Fördermaximums einhergehen könnten.

Eine andere Position nimmt beispielsweise Christof Rühl, stellvertretender Chef-Ökonom BP, in einem Interview vom 01.06.06 auf der BP-Webseite zum Thema "Wann geht uns das Öl aus?" ein: "BP sagt, dass die nachgewiesenen, zu wirtschaftlichen Bedingungen erschließbaren weltweiten Öl- und auch Gasvorkommen bei gegenwärtigem Verbrauch mindestens 40 bzw. 60 Jahre reichen werden. Verglichen mit den wichtigsten Szenarien der Ölexperten ist diese Aussage sehr realistisch. Nimmt man das Potenzial an vermuteten Reserven, die stetigen Fortschritte in der Fördertechnologie und die großen Teersand- und Schweröl-Ressourcen hinzu, ergeben sich wesentlich längere Reichweiten, so dass es genügend Öl und Gas für den Rest des Jahrhunderts gibt. Zu dieser Aussage passt auch, dass BP in 2005 zum 13. Mal in Folge eine Erneuerungsrate von genau oder über 100 % erreicht hat, d.h., in jedem Jahr hat das Unternehmen mehr Ressourcen gefunden als eigene Reserven verbraucht bzw. verkauft."

Aktuelle Fördermengen
Die Internationale Energieagentur Internationale Energieagentur (IEA) publiziert einen monatlichen Oil Market Report (OMR). In seiner Februar-Ausgabe wird festgestellt, dass die Ölförderung im IV. Quartal 2007 wieder angestiegen ist. Zuletzt waren 4 Quartale in Folge die weltweiten Ölfördermengen ausgehend von einem Höchststand von 85,7 Millionen Barrel (mb) im III. Quartal 2006 gesunken. Dieser Rückgang wurde von einigen Ölexperten bereits als Hinweis auf einen möglichen Peak der weltweiten Ölförderung im Jahr 2006 gesehen. Die im IV. Quartal 2007 erreichte durchschnittliche Tagesfördermenge von rund 86,4 mb stellt einen historischen Höchststand dar. Im Januar 2008 konnte die weltweite Förderung auf 87,2 mb erhöht werden.


Diskussionsstand im März 2013

Im März 2013 entfacht die Diskussion um das Erdölfördermaximum erneut, angefacht durch die Studie der EnergyWatchGroup (EWG), die besagt, dass wir uns bereits auf dem Gipfel der fossilen und nuklearen Brennstoffe befinden. Zusätzlich zeigt die Darstellung, dass neben Öl und Gas vor allem auch die Kohleversorgung kurz vor dem Fördermaximum steht. Dies lässt sich damit erklären, dass immer mehr Kohle-Exportländer zu Kohle-Importländern werden. Dazu zählt beispielsweise Kohle-Exportland China, das im vergangen Jahr seinen Eigenverbrauch so sehr steigerte, sodass es auf den Kohle-Import fremder Länder angewiesen war.

Hier finden Sie ein Bild zu der Statistik: Weltweite Förderung fossiler und nuklearer Brennstoffe


Erdgasförderung mithilfe der Fracking-Methode

Zur Gewinnung von Erdgas wurden weltweit spezielle Bohrmethoden entwickelt, die die Bergung wertvolle Rohstoffe selbst dann ermöglichen, wenn sie in kleinen, abgeschotteten Zwischenräumen verstreut sind. Eine Methode ist das sogenannte Fracking:
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Die Vorteile dieser Methode liegen im Falle der USA auf der Hand: Diese Fördertechnologie ermöglicht den USA einen vom Nahen Osten unabhängigen Erdgasgewinn. Befürworte, wie der Präsident Barack Obama hoffen auf enorme unterirdische und bisher unergründete Schiefergasbecken.
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In Deutschland ist die Fracking-Methode momentan auch im Gespräch. Aktuellen Schätzungen zufolge, könnte der Erdgasbedarf 13 Jahre lang gedeckt werden, wenn eine Ausbeutung per Fracking der verfügbaren Reservoirs, die sich im Norden des Landes und in Bayern befinden, vorgenommen werden würde.

Die Nachteile der Methode sind jedoch auch nicht zu verachten, da Fracking einen harten Eingriff in die Natur bedeutet. Denn um die Aufnahme des Erdgases gewährleisten zu können, werden die Rohre mit unterirdischen Explosionen perforiert. Deshalb befürchten Kritiker, dass Fracking Erdbeben auslösen könnte. Eine weitere beunruhigende Tatsache ist, dass bisher die genaue Zusammensetzung der Bohrmischung nicht definiert worden ist. Laut Spiegel-online.de haben Energiefirmen bereits bis zu 750 Additive gennant und Umweltschützer unter anderem Chlorwasserstoffsäure und Metanol identifizieren können. Dies kann Studien zufolge verheerende Folgen, wie beispielsweise die Kontaminierung des Trinkwassers durch giftige Abwässer, Chemikalien und radioaktive Stoffe. Außerdem könne es zu Explosionen, Methangas-Emissionen und langfristigen Gesundheitsschäden führen.
Bisher hat die Bundesregierung die Fracking- Methode in einem Gesetzesentwurf prinzipiell genehmigt. Jedoch müssen, genau wie im Falle der USA die genauen Auflagen noch verhandelt werden.

Weitere Informationen zum Thema Fracking finden Sie hier bei uns im Lexikon.


Erdölförderung in den USA

Hier finden Sie ein Bild zur Erdölförderung von der Energy Watchgroup.

Einerseits teilt die EWG durch ihre Studie mit, dass unkonventionelle Ölfördermethoden überschätzt werden. Dabei verweist sie auf widersprüchliche Daten zwischen den Lokalbehörden in Texas und den Daten der US-Energiebehörde EIA. Demzufolge liegen die Daten der lokalen Behörde in den vergangenen Monaten unterhalb der Daten der EIA. Dies zeigt sich in der obigen Grafik an dem Auseinanderfallen der blauen Kurve und der roten Fläche.
Andererseits widerspricht die EWG ebenfalls den Hoffnungen der IEA, die davon ausgeht, dass sich die konventionell beförderten Ölquellen auf ein langjähriges Plateau einpegeln. Im Gegenteil zur IEW sieht die EWG den US-Tight-Oil-Boom noch vor 2020 am Peak. Der Studie der EWG zufolge könnte die Ölförderung bis 2030 gegenüber dem 2012er Niveau bereits um 40% zurückgehen.

Außerdem vermutet die EWG einen Zusammenhang zwischen der Automobilbauerkrise in den USA und den zuvor stark angestiegenen Ölpreisen. Daraus schließt sie, dass die Exportmengen von Öl noch stärker zurückgehen könnten als die Ölförderung selbst, da viele Ölförderländer ihren Eigenverbrauch weiter steigern und man damit weniger Öl für den Export zur Verfügung hat.


Gasförderszenario bis 2030

Hier finden Sie ein Bild zu den Gasförderszenarien bis zum Jahr 2030.

Sollte der Fall eintreten, dass es bis zum Jahre 2030 ebenfalls in der Gasförderung massive Einbussen zu verbuchen sind, müssten Energieversorger und Stadtwerke bereits jetzt darauf reagieren. Man geht zwar davon aus, dass der weltweite Förderrückgang nicht so stark wie beim Öl erwartet wird, jedoch könnte es zu zwischenzeitlichen Engpässen kommen. In den USA, erwartet die EWG-Studie den Peak in der unkonventionellen Gasförderung in 2015. Dies hätte drastische Auswirkungen zur Folge, da die unkonventionellen Förderkurven ja Rückgänge von 30% pro Jahr erwarten liessen. Dies könnte wiederum seitens der USA zu großen Importaktivitäten führen oder zu einem Zusammenbruch der US-Gasversorgung.
Im Bezug auf Europa, erwartet die Studie einen Rückgang um bis zu 80% bis 2030.


Kritik an der EWG-Studie

Doch die Studie weist einige Lücken auf: So fokussiert sich die Studie auf die Analyse von Fördermengen. Jedoch gibt sie keine Handlungsempfehlungen und zeigt auch nur punktuell die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft auf. Denn würden die Szenarien, wie in der Studie beschrieben, eintreten, gäbe es an vielen Stellen sofortigen Handlungsbedarf.
Außerdem wird auch nicht erklärt, wie die Diskrepanzen zwischen den Daten der Lokalbehörden und denen der Bundesbehörden zustande kommen.


Was kann ich tun ?

Die Website peak-oil.com bietet zahlreiche Informationen zu der Thematik. Darunter fallen auch die folgenden Tipps die jeder befolgen kann um Erdöl zu sparen.

  • Spare Sprit! Fahre lieber mit dem Fahrrad oder dem Öffentlichen Verkehr.
  • Vermeide Plastik-Produkte und signalisiere der Industrie, daß mit diesen Produkte kein Geld mehr zu machen ist: Einkaufsbeutel, Einweg-Verpackungen.
  • Sprich über Peak Oil: mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten.
  • Gründe eine Transition-Initiative bei dir vor Ort oder schließ dich einer bestehende Initiative an!
  • Veranlasse den Gemeinde- oder Stadtrat, einen Peak-Oil-Vorsorgeplan zu erstellen.
  • Investiere in Erneuerbare Energien oder nachwachsende Rohstoffe
  • Organisiere Vorträge - Referenten können wir vermitteln!
  • Gründe eine Gesellschaft zur regionalen Selbstversorgung, z.b. nach dem Vorbild der Regiostar.
  • Denke voraus! Neuanschaffungen, wie Maschinen, Autos oder Häuser sollten mit möglichst wenig fossiler Energie funktionieren! Geschäftskonzepte für Unternehmensgründungen oder potentielle Arbeitgeber sollten möglichst ohne Abhängigkeit vom Öl sein.
(Quelle: peak-oil.com


Dokumente
  • Stellungnahme BP: Öl: Falscher Alarm. Warum das Zeitalter des Öls noch längst nicht vorüber ist (gegenwärtig offline)]]
Hirsch-Report: Peaking Of World Oil Production: Impacts, Mitigation, & Risk Management
The Inevitable Peaking of World Oil Production - Executive Summary
EnergyWatchGroup; Studie, (PDF)


Interne Links
Externe Links

Positionen der Erdölindustrie

Deutsche BP:
"Wann geht uns das Öl aus?"
"Fehleinschätzung der Ölreserven kann teuer werden"
Chevron auf seiner Webseite "The era of easy oil is over"


Peak Oil

Peak Oil - Die Ära nach dem billigen Öl
Energiekrise-Das Portal von ASPO-Deutschland mit interressanten insider-News zum Thema Peak Oil
The End of Cheap Oil
Konventionelles Erdöl vor dem Aus? Fördermaximum ist spätestens 2020 erreicht.
Energy from fossil fuels.
Oil Depletion Analysis Centre (ODAC)
Post Carbon Institut
Internationale Energieagentur (IEA)
Oil Market Report (OMR)
Faktor X:
Was wird aus der Tiefseebohrung?
Postwachstumsökonomie: Niko Paech: Nicht die Welt retten, sondern uns selbst

Neue externe Quellen (ab März 2013) zu den Themen Peak Oil/Fracking:
IEA
EIA
Werner Zittel zur Fracking-Studie im ARD Interview
EnergyWatchGroup Die weltweite Erdölforderung ist auf einem Plateau und wird bald zurückgehen]]
Spiegel.de zum Thema Fracking

Schlagworte

Energie, Energieeffizienz, Nachwachsende Rohstoffe, Öl, Peak Oil, Probleme, Ressourcen, Rohstoff, Wachstum

Letzte Aktualisierung

03.11.2015 10:43

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