Aachener Stiftung Kathy Beys

Socially Responsible Investment (SRI)

SRI steht für „Socially Responsible Investment“, also gesellschaftlich verantwortliche Kapitalanlagen. Dies ist ein Oberbegriff für sehr unterschiedliche Anlagekonzepte. Darunter fallen einerseits strenge nachhaltige Geldanlagen, die teilweise 200 – 300 ökologische, soziale und ethische Kriterien überprüfen, also auch verantwortliche Investments, bei denen nur einzelne umstrittene Branchen wie die Rüstungsindustrie ausgeschlossen sind oder andere Konzepte gelten, um nicht zu Verstößen gegen internationale Standards beizutragen und entsprechend auf Unternehmen einzuwirken.

Darum haben manche Akteure den Oberbegriff SRI inzwischen im Englischen inhaltlich erweitert auf „Sustainable and Responsible Investment“, also „nachhaltiges und verantwortliches Investieren“. Der europäische Branchenverband für nachhaltiges Investment Eurosif hat lange unterschieden zwischen „Kern-SRI“, das strengere Konzepte enthält, und „breitem SRI“, das weniger strenge Konzepte von großen, überwiegend konventionellen Investoren umfasst. Diese Unterscheidung war aber umstritten, da es Überlappungen gibt und in unterschiedlichen europäischen Staaten verschiedene Ansichten dazu, was streng und weniger streng ist. Der Verband reagierte auf die heftige Kritik und stellte im Eurosif-Marktbericht von 2012 die Marktentwicklung nur bezogen auf die einzelnen Investmentstrategien dar.

Das Gesamtvolumen findet sich nur in einer Tabelle fast am Ende des Berichts: Demnach wurden Ende 2011 in Europa rund 6,8 Billionen Euro irgendwie nach nachhaltigen Kriterien verwaltet. Sämtliche verantwortlichen Investmentstrategien sind zwischen 2009 und 2011 mit zumeist plus 35 Prozent stärker gewachsen als der gesamte Markt. Das Volumen von drei Anlagestrategien hat sich gar mehr als verdoppelt: Ethische Ausschlüsse gelten nun für geschätzt 2,3 Billionen Euro, das ist ein Zuwachs von 137 Prozent. Der Ausschluss von Branchen, Unternehmen oder Geschäftspraktiken sowie die Anwendung von Best-in-Class-Strategien stiegen um 119 respektive 113 Prozent. Der Bericht informiert auch detailliert über Länderentwicklungen.

Ende 2010 waren erst fünf Billionen Euro nach SRI-Maßstäben verwaltet worden. Davon waren 1,2 Billionen Euro auf nachhaltige Geldanlagen im engeren Sinne entfallen und 3,8 Billionen Euro auf nachhaltige Geldanlagen im weiteren Sinne. Den Kernbereich schätzte der Verband damals auf zehn Prozent des gesamten europäischen Kapitalmarktes. Aktuell gibt es wegen der Definitionsschwierigkeiten dazu keine Schätzungen.

Nachhaltiges Investment (Kern-SRI)
Unter nachhaltigen Geldanlagen sind strengere Konzepte zu verstehen. Der europäische Interessensverband Eurosif hat bis 2011 folgende Konzepte des „Kern-SRI“ unterschieden, die im Markt immer noch so angewendet werden:

  • Mindestens drei ethische wert- oder normbasierte Ausschlusskriterien: z.B. Verstöße gegen Menschenrechte und Arbeitsnormen und die Prinzipien des UN Global Compact)
  • Positivkriterien / Best-in-Class-Konzepte: Positivkriterien beziehen sich auf positive Beiträge von Unternehmen und Staaten beispielsweise zum Umweltschutz oder Lebensbedingungen armer Menschen. Best-in-Class-Konzepte wählen die Unternehmen einer Branche aus, die die vergleichsweise höchsten ökologischen, sozialen Leistungen erbringen und am besten geführt sind.
  • Themenfonds: Sie enthalten Unternehmen insbesondere aus den Bereichen Wassertechnik, Umwelttechnik, Erneuerbare Energien. Doch Vorsicht: Nicht alle haben (ökologische und soziale) Nachhaltigkeitskriterien. Darum unterscheidet man bei Nachhaltigen Geldanlagen zwischen Umwelttechnikfonds und Nachhaltigkeitsthemenfonds.
  • Strenge Kombinationen aus den genannten Ansätzen
Verantwortliches Investment/ "breites SRI"
Unter verantwortliche Investments („Breites SRI“) fallen sehr unterschiedliche Konzepte enthalten, die nicht mit nachhaltigen Geldanlagen zu verwechseln sind. Folgende Konzepte gehören dazu, sie sind auch kombinierbar:

  • 'Einfache Ausschlusskriterien: mindestens ein Ausschlusskriterium, z.B. eine Branche; sehr oft Rüstungs- oder Tabakindustrie.
  • Engagement (englisch ausgesprochen): Bei diesem Konzept bleiben Großanleger bewusst in Unternehmen mit kritischen Geschäftsaktivitäten investiert und versuchen ihren Einfluss als aktive Aktionäre oder Gläubiger zu nutzen, um sie in direktem Dialog zu nachhaltigeren / verantwortlicheren Wirtschaftsweisen zu drängen. Engagement gewinnt international an Bedeutung.
  • Integration von ESG-Kernkriterien'': Institutionelle Investoren integrierten einige zentrale, finanziell bedeutsame Nachhaltigkeitskriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales oder Governance (ESG) - wie z.B. Klimaschutzdaten - in Aktienanalyse und Portfoliomanagement. Dieser Ansatz wird global immer bedeutsamer und ist zunehmend eine Basis für „Engagement“ (aktives Aktionärstum).
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Schlagworte

Börse, Börsenindex, Kapitalanlage, Nachhaltige Anlagekonzepte, Nachhaltiges Wirtschaften

Letzte Aktualisierung

18.11.2015 10:36

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