Aachener Stiftung Kathy Beys

Gender

Begriffsdefinition: Gender

Für sich genommen bedeutet der Begriff "Gender" soviel wie "Geschlecht". Mit der Wahl des englischen Begriffes "Gender" wird hervorgehoben, dass männliche und weibliche Zuschreibungen auf gesellschaftliche Dynamiken zurückzuführen sind und sich somit kontinuierlich wandeln. Dies bedeutet das es den "Perfekten" Mann bzw. die "Perfekte" Frau nicht gibt.

Durch das BMFSFJ wurde der Begriff "Gender" bzw. dessen Spezifikation "Gender Mainstreaming" näher definiert:

"Die Bezeichnung "Gender Mainstreaming" hingegen bedeutet, dass bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein zu berücksichtigen sind.
Die tatsächliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern wird effektiv gefördert, wenn sich die Arbeit der gesamten Bundesverwaltung am Leitprinzip der Geschlechtergerechtigkeit orientiert. Diese Strategie, für die sich in Europa der Begriff "Gender Mainstreaming" etabliert hat, basiert auf der Erkenntnis, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt und Männer und Frauen in sehr unterschiedlicher Weise von politischen und administrativen Entscheidungen betroffen sein können. Das Leitprinzip der Geschlechtergerechtigkeit verpflichtet die politischen Akteure, bei allen Vorhaben die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse von Frauen und Männern zu analysieren und ihre Entscheidungen so zu gestalten, dass sie zur Förderung einer tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter beitragen. Ein solches Vorgehen erhöht nicht nur die Zielgenauigkeit und Qualität von politischen Maßnahmen, sondern auch die Akzeptanz der Ergebnisse bei Bürgerinnen und Bürgern.
Zur tatsächlichen Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist die Bundesregierung durch Art. 3, Abs. 2, Satz 2 GG ausdrücklich verpflichtet, sie ist wesentlicher Bestandteil des politischen Handelns der Bundesregierung in allen Politikbereichen." (Quelle: http://www.bmfsfj.de)

Der Frage ob das Gender-Mainstream-System wirklich sinnvoll ist ging Regina Frey für das Bundesamt für politische Bildung nach. Anhand von 3 Beispielen machte sie deutlich das es kein allgemeingültiges Rezept zur Umsetzung des Gender Mainstreaming gibt. Insgesamt ist die Autorin jedoch der Meinung das bei der richtigen Umsetzung das GM die Qualität von Arbeitsergebnissen optimiert. Dabei ist jedoch festzuhalten das GM keine versteckte Frauenförderung ist. Auch wird erneut die eigentliche Bedeutung des Gender-Begriffes betont.

Lesen Sie hier den ganzen Artikel über die Frage nach dem Sinn des Gender Mainstreamings.

Die Entwicklung des Gender Mainstreaming

Zurückzuführen lässt sich das Gender Mainstreaming, auf die Pekinger Weltfrauenkonferenz von 1995. Der Ursprung des Gender Mainstreaming liegt demnach, in den global vernetzten feministischen Bewegungen und in den Auseinandersetzungen über die unterschiedlichen Formen und Zugänge in der Entwicklungspolitik. In den 70er Jahren, erhielten Frauen vor allem Wohlfahrtsmaßnahmen die primär einen karitativen Charakter besaßen. Somit blieb das Mitspracherecht bei gesellschaftspolitische Macht- und Entscheidungsfragen außen vor. Um die Rolle der Frau zu stärken, wurden grundlegende Änderungen in der Förderung durch die Weltbank festgelegt: Rollenwechsel von der reproduktiven zur produktiven Rolle von Frauen. Das neue Ziel war die „Integration der Frauen in die Entwicklung“. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden in den entwicklungspolitischen Institutionen Women-in-Development-Stellen eingerichtet. Als zentrale Strategie galt die Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität von Frauen durch Kreditvergabe und Einkommen schaffende Aktivitäten. Daraus sollte ebenso eine eine soziale Statusverbesserung für Frauen geschaffen und einen Gleichstellungseffekt erzielt werden. Zur Stärkung der Frauenrolle führten die Women-in-Development-Stellen in den entwicklungspolitischen Institutionen gesonderte Frauenfördermaßnahmen. Diese Maßnahmen wurden jedoch von feministischen Entwicklungsexpertinnen kritisiert, da diese den Entwicklungsprozess selber als Ursache für die fehlende Gleichberechtigung ausmachten. Daraufhin folgte ein erneuter Strategiewechsel hin zum sogenannten Gender-Ansatz. Dieser sorgt für eine geschlechterdifferente Sichtweise und integriert Frauenorientierte Maßnahmen. Der Gender-Ansatz wird damit zur Querschnittsaufgabe, denn die jeweiligen Geschlechterverhältnisse sollen bei der Planung, Durchführung und Evaluierung Berücksichtigung finden.


Die Prinzipien des Gender Mainstreaming

Die Strategie des Gender Mainstreaming stellt einen Top- Down-Ansatz dar. Das heißt die Verantwortung für den Implementierungsprozess liegt bei den weiblichen und männlichen Führungskräften. Ein weiteres Kennzeichen des Gender Mainstreaming ist dessen Ausrichtung als Doppelstrategie. Gemeint ist, dass spezifische Maßnahmen zur Förderung von Frauen neben spezifischen Maßnahmen für Männer in der Strategie des Gender Mainstreaming integriert sind. Anders als bei der bisherigen Politik, die sich ausschließlich an Frauen richtete, kommt es mit der neuen Geschlechterpolitik zu einem Perspektivenwechsel:
• Die Geschlechterfragen beziehen sich nicht mehr ausschließlich auf Frauen, sondern gelten für beide Geschlechter und dienen somit als Relation zwischen Frauen und Männern.
• Die Verantwortung für Geschlechterfragen tragen nicht mehr nur einzelne Frauenbeauftragte, sondern alle Fachressorts.

Ein Perspektivenwechsel bedeutet ebenso die Fähigkeit, sich in die Perspektiven des jeweils anderen Geschlechts hineinzudenken. Dies trägt zu einem gegenseitigen Verständigung bei.
Auf der politischen Ebene sollen alle Akteurinnen und Akteure über die Kompetenz verfügen Programme und Maßnahmen im Rahmen des Genfer Mainstreamings durchzuführen und somit gender-bezogene Aspekte und Inhalte in ihre Arbeit zu integrieren.
Auf der gesetzgebenden Ebene bezieht sich das Gender Mainstreaming auf sämtliche Ebenen. Gemeint sind die Europäische Union, die Bundesebene, die Bundesländer, die Kommunen als auch Nichtregierungsorganisationen wie Verbände, Vereine, Gewerkschaften und andere. Der Vertrag von Amsterdam stärkt dabei die Rechtsgrundlagen für die Umsetzung des Gleichstellungsgedankens zwischen Frauen und Männern, indem die Gleichstellung als gemeinsames Ziel festgeschrieben wird. Dies bedeutet, dass Projekte, die mit europäischen Geldern finanziert werden, nachweisen müssen, dass sie dem Gender-Mainstreaming-Prinzip folgen.

Was bringt Gender Mainstreaming?

Eine der am häufigsten gestellten Fragen im Kontext des Genfer Mainstreamings, ist die Frage nach dem Nutzen der Strategie. Im folgenden sind einige positive Effekte dargestellt die aus dem Gender Mainstreaming resultieren:
- Gleichstellungs-Effekt: Alle politischen Maßnahmen sind um den Faktor Chancengleichheit erweitert
- Abbau von Nachteilen beider Geschlechter
- Gleichstellungsmaßnahmen werden effizienter, da Gender-Aspekte von vornherein einbezogen werden
- Der ökonomische Strukturwandel wird besser gefördert
- Diskriminierungen werden sichtbar und können abgebaut werden
- Teamarbeit profitiert von unterschiedlichen Zugängen von Männern und Frauen
- Unternehmen können durch eine Gender-Orientierung bessere Zielgruppenkonzepte erarbeiten

Auf organisationsbezogener Ebene können folgende Vorteile zusammengefasst werden:
- Erweiterung des Demokratiebegriffes innerhalb der Gesellschaft. Die Gesellschaft wird demokratischer, wenn Frauen und Männer in ihrer Vielfalt gleichermaßen an ihrer Gestaltung teilhaben.
- Organisationen entwickeln mit der Anwendung von Gender Mainstreaming eine Art Geschlechterdemokratie und setzen damit nationale und europäische Anforderungen
- Nachhaltige Politik durch Anpassung an die Lebens- und Arbeitsentwürfe der Mitarbeitenden sowie an die vielfältigen Interessen und Ausgangssituationen von Männern und Frauen
- Organisationen und Unternehmen verbessern ihr Image, wenn sie Kundinnen und Kunden in ihrer Vielfalt differenziert ansprechen
- Die Attraktivität als Arbeitgeber oder als Organisation wird erhöht

Gender trifft Nachhaltigkeit

Das Gender Mainstreaming ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie und somit Bestand des Agenda 21-Programms. Gender Mainstreaming ist die Strategie der Europäischen Union zur Verwirklichung von Chancengleichheit für Frauen und Männer in Institutionen, Organisationen und Politik. Die Strategie wurde 1997 im Amsterdamer Vertrag mit dem Beschluss der Europäischen Kommission verankert und gilt seitdem für alle Mitgliedsstaaten als verbindliches Prinzip. Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik sind nicht geschlechtsneutral. So schlicht diese Aussage ist, so heftige Widerstände ruft sie immer noch hervor. Dabei sprechen die Fakten eine deutliche Sprache: Umweltbewusstsein und Umweltverhalten sind ebenso wie Konsum- und Ernährungsverhalten bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgeprägt, viele Umweltchemikalien reichern sich in unterschiedlichem Ausmaß in männlichen und weiblichen Körpern an, die Wahrnehmung von Umweltrisiken ist von erheblichen Geschlechterunterschieden geprägt – um nur einige Beispiele zu nennen.

Um mehr über das Zusammenspiel von Gender und Nachhaltigkeit zu erfahren, besuchen Sie die Seiten www.womenrio20.org oder www.genanet.de

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Schlagworte

Frauen, Gender, Gleichberechtigung

Letzte Aktualisierung

16.02.2015 14:46

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