Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltiger Sport

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Bestandteil verschiedener Lebensbereiche. Als gesellschaftliches Großereignis muss auch im Sport langfristig gedacht werden, denn das Ausführen sportlicher Aktivitäten wirkt sich auch immer auf die Umwelt aus. Deswegen ist es wichtig, ein nachhaltiges Sportmanagement zu entwickeln. Neben der Befriedigung immaterieller Bedürfnisse werden durch den Sport vor allem auch materielle Wünsche durch Sportartikel Hersteller und Sponsoren, geweckt. Damit der Sport nachhaltiger wird, muss ein zukunftorientiertes Denken zu einem zentralen Konzept dieser Akteure werden, und sollte bei der Produktion im Vordergrund stehen. Aber auch bei der Organisation und dem Durchführen von großen Sportereignissen sind umweltschonende Maßnahmen gefordert. In den letzten Jahren konnten auf dem Gebiet der ökologischen Nachhaltigkeit des Sports schon Erfolge erreicht werden. Hervorzuheben sind unter anderem die Entwicklung von Lösungen für das Ausüben von Natursportarten, die Bereitstellung von Qualifizierungsangeboten, die Entwicklung von Beratungsangeboten zur ökologischen Optimierung von Sportstätten und -materialien, sowie die intensive Information und Aufklärung über natur- und umweltverträgliches Verhalten.

Handlungsfelder
Zahlreiche Anstrengungen sind notwendig. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Herausforderungen und der Potenziale des Sports muss der Fokus für die kommenden Jahrzehnte auf die folgenden Handlungsfeldern gerichtet sein.
  1. Energiewende und Klimaschutz: Klimaschutz und Energiewende sind nationale und internationale Aufgaben, welche auch außerhalb des Sports von großer Bedeutung sind. Ziel muss weiterhin die Reduzierung des vom Sport verursachten CO2-Ausstoßes sein. Da sich durch die (energetische) Sanierung vorhandener Sportstätten viel Energie und Kosten sparen lässt, sollte diese dem Neubau von Sportanlagen vorgezogen werden. Maßgebende Beratungsangebote und Förderprogramme sollten deutlich stärker ausgeweitet und langfristig abgesichert werden. Neben dem Betrieb von Sportstätten tragen auch die Anfahrten zum und vom Sport zur Produktion von CO2 bei. Auf die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Mobilitätslösungen im Sport sollte somit verstärkt ein Auge geworfen werden.
  2. Naturschutz und Biodiversität: Trotz umfassender Bemühungen und vielfältiger Aktivitäten zum Schutz der biologischen Vielfalt stagniert diese nach wie vor. Dies wirkt sich nicht nur gefährlich auf lebenswichtige Bereiche der Ökosystemleistungen aus, sondern verändert zugleich den sportlichen Erlebniswert von Natur und Landschaft nachteilig. Wichtig wäre deswegen das Sportorganisationen verstärkt auf die Zusammenarbeit des Naturschutzes setzen. In einer Partnerschaft kann gemeinsam für den Erhalt der Biodiversität und den Schutz von Natur und Landschaft gekämpft werden. Zudem würden sich in diesem Rahmen negative Folgen aus eigenen Aktivitäten durch angepasste regionale Maßnahmen minimieren lassen.
  3. Sport in der Stadt: Sportstätten, in denen Wettkämpfe stattfinden sind bedeutsam. Jedoch stellt sich in näherer Vergangenheit immer mehr ein Trend heraus das sich zunehmend mehr Menschen außerhalb von ihnen Bewegen. Grünflächen, Straßen und Wege sowie offene Plätze werden immer häufiger für sportliche Aktivitäten genutzt. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verstädterung ist es bedeutsam das Sportverbände und -vereine daher zukünftig neben den Sportanlagen vermehrt ihren Fokus auch auf informelle Sportflächen legen und sich umfassender für deren Erhalt, Nutzung und Ausweitung einsetzen. Neben der aktiven Beteiligung an Stadtplanungsprozessen muss auch die Zusammenarbeit mit Partnern außerhalb des Sports intensiviert werden, die sich ebenfalls für lebenswerte Städte und Gemeinden engagieren.
Die Konzentration auf die genannten drei Handlungsfelder entspricht zentralen Anforderungen an eine nachhaltige Sportentwicklung und fügt sich in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie ein. Nachhaltigkeit stärkt damit den politischen Stellenwert des Sports. Die Instanzen wie Bund, Länder und Gemeinden, die Umweltverbände sowie die Akteure der genannten Handlungsfelder sollten die Sportorganisationen und die Potenziale des Sports in ihre politischen Konzepte, Leitlinien und Förderprogramme integrieren.

Belastungen
Mit einher gehen zudem die Themenfelder Verkehr, Energie und Abfall. Da sportliche Großveranstaltungen stets mit hohen Stoffströmen in verschieden Bereichen verbunden sind, entsteht hier viel Abfall und es werden viele Energieträger und Baumaterialien benötigt. Der Austragungsort der Veranstaltung spielt in diesem Kontext nur eine sekundäre Rolle. Bei fast jedem Großereignis gibt es Überschneidungen mit Umweltbelangen. Die Belastungen für die Umwelt können dabei in unterschiedliche Kategorien gegliedert werden.
Die "Sportevent-Scorecard Ökologie" beschränkt sich dabei auf die Sektoren Verkehr, Energie und Abfall.
  • Verkehr: "Um die Umweltauswirkungen möglichst gering zu halten, ist die Anwendung eines Verkehrskonzepts bzw. die Förderung des öffentlichen Verkehrs sowie die Reduktion des (motorisierten) Individualverkehrs notwendig.
  • Energie: Eine weitere Möglichkeit die Umwelt zu schonen ist die Anwendung eines Energiekonzepts. Die daraus resultierenden Maßnahmen für den Verkehrssektor und den Einsatz von energiesparender Beleuchtung sind nur zwei Beispiele für Maßnahmen zum Schutze der Umwelt.
  • Abfall: Auch die Entsorgung des anfallenden Abfalls ist von zentraler Bedeutung. Zu den Maßnahmen des Abfallkonzeptes gehören somit die Abfallvermeidung (z.B unverpackte Esswaren), der Einsatz von Abfalltrennsystemen und wiederverwertbarem Material, die Möglichkeit zur Abfallentsorgung (ausreichende Zahl an Abfallbehältern) und die Aufrechterhaltung des Abfallentsorgungsdienstes während der Veranstaltung. Zudem soll die Abfallmenge möglichst gering gehalten werden."

Bekleidung

Der fränkische Sportartikelhersteller Puma ist einer der ersten Hersteller im Bereich Sport, der die Schäden seines Handelns in einer Umwelt-Gewinn-und-Verlust-Rechnung veröffentlicht hat. So wurde für vier einzelne Produkte ausgerechnet, wie stark sie die Umwelt schädigen. Beachtet wurden dabei der Bedarf an Rohstoffen, die Verarbeitung, der Vertrieb und letztendlich die Entsorgung. "Wir machen genau das Gegenteil von Greenwashing", sagt Zeitz. "Bei vielen anderen ist es nur eine schöne Story, aber wir können belegen, was wir behaupten." (Financial Times Deutschland, 2012: "Puma nimmt sich eine Auszeit im grünen").

Puma ließ mithilfe der Wirtschaftsprüfer von PwC und Umweltexperten von Trucost berechnen, dass ein herkömmliches T-Shirt die Umwelt mit 3,42 Euro belastet, wo hingegen ein biologisch abbaubares Incycle-T-Shirt lediglich mit 2,36 Euro Einfluss auf die Umwelt nimmt. Mit einbezogen wurden in diese Rechnung die Emissionen von Treibhausgasen sowie der Verbrauch von Rohstoffen wie z.B. Wasser, der Anfall von Abfall, die Luftverschmutzung und zu abschließend auch die Landnutzung. Ein weiteres untersuchtes Produkt ist der Puma-Ökofreizeitschuh aus Biobaumwolle und Leinen, dessen Belastungen für die Umwelt mit 2,95 Euro bei 95 Euro Verkaufspreis um knapp ein Drittel günstiger ist als bei der herkömmlichen Produktion des Schuhs aus Leder. Zwar ist der Ökoschuh im Preis um zehn Euro teurer, dafür aber 100 prozentig kompostierbar. Auch das Öko-T-Shirt kann vollständig abgebaut werden.

Zeitz gab zu bedenken, dass jährlich weltweit schätzungsweise eine Milliarde Kleidungsstücke auf Mülldeponien landen.
Für Zeitz ist mit den Berechnungen der Beleg erbracht, dass Öko tatsächlich weniger die Umwelt schädigt. Dafür fehlte bisher bei Sportartikeln der exakte Nachweis. Zwar werden bei den vier Produkten die Umweltschäden künftig auch im Etikett sichtbar gemacht, doch soll die Botschaft keinesfalls sein, "dass sich der Verbraucher schuldig fühlt", sagte Koch. Er solle lieber das Gefühl haben, mit Ökoprodukten weniger als sonst die Umwelt zu schädigen. (Financial Times Deutschland, 2012: "Puma nimmt sich eine Auszeit im grünen").

Die Green-Goal Kampagne

Die Fußballweltmeisterschaft, die im Jahre 2006 zum zweiten Mal in Deutschland stattgefunden hat, stellte aus zweierlei Gründen eine besondere Herausforderung für eine nachhaltige Konzeption dar. Zum einen findet eine WM im Gegensatz zu den Olympischen Spielen dezentral in 12 verschiedenen Austragungsorten statt. Zum anderen hatte Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt kaum Erfahrungen mit Großveranstaltungen in diesen Dimensionen.
Daher haben der deutsche Fußball Bund (DFB) und das Organisationskomitee für die Weltmeisterschaft 2006 Deutschland (OK) umgehend nach dem Zuschlag ein Konzept zur Ausarbeitung von Umweltzielen beim Öko-Institut e.V. in Auftrag gegeben. Das Ergebnis dieses Auftrages war die Kampagne: Green Goal.

Ausgegangen wurde hier von einer Status-Quo-Analyse der 12 Spielstätten aus dem Jahre 2002, welche Umweltleitlinien für ausgewählte Themenfelder und Vorschläge für verbindliche Umweltziele entwickelte, die 2003 durch das Präsidium des OK verabschiedet wurden.

So wurde beispielsweise im Bereich Wasser wurde eine Reduzierung des Wasserverbrauchs in den Stadien um 20% angestrebt, dabei sollte die Reduzierung durch die Versorgung über Regen- und Oberflächenwasser abgedeckt werden. Zudem wurden nur Baustoffe verwendet, die dem Grundwasser nicht schadeten. Auch die Versiegelung von Oberflächen sollte minimiert werden. Das Abfallproblem sollte mit den zwei Leitlinien „Vermeiden und Vermindern“ und „Verwerten und Entsorgen“ geölt werden. So sollte zum Beispiel durch die Installation eines homogenen Müllsystems und die Nutzung von Mehrwegsystemen in den Stadien der Abfallanfall insgesamt um 20% reduziert werden. Bei Berechnung des heutigen Durchschnitts- Müllanfall von Bundesligaspielen ergibt sich eine Müllmenge für die WM 2006 von 360t.
Ein Großteil des Energiebedarfs entsteht in den Stadien durch die Beleuchtung (30%) und das Flutlicht (20%). Durch die Erschließung von Energieeinsparpotenzialen und der Verwendung von erneuerbaren Energien konnte der Stromverbrauch um ebenfalls 20% reduziert werden.
Auch beim Eventverkehr wurde auf Nachhaltigkeit geachtet. So sollen durch den Ausbau der ÖPNV- Angebotes 50% der Besucher mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes zu den Spielen anreise und dadurch das CO2-Aufkommen um 20% reduziert werden. Die Eintrittskarten lassen sich dabei auch als Kombiticket für den städtischen Nahverkehr nutzen. (Quelle: Eventkultur.lab)


Arena „Auf Schalke“
Mit den Anforderungen die durch die Green-Goal Kampagne entstanden sind hat sich auch der FC Schalke 04 beschäftigt. Bereits 2001 beschloss die Geschäftsführung, ein Ökoprofit-Programm durchzuführen. Der Grundgedanke hinter diesem Ökoprofit-Programm ist ein Win-Win-Modell mit dem Ziel, Wirtschaftsbetriebe durch den Einsatz integrierter Technologien nachhaltig wirtschaftlich zu stärken und gleichzeitig die ökologische Situation in der Stadt und der Region zu verbessern. Unternehmen sollen durch Investitionen in den Umweltschutz ihre eigenen Kosten senken und ihre Öko-Effizienz steigern. Ein zentraler Faktor des Erfolges von Ökoprofit ist die spezielle Art der Kooperation zwischen Kommune, Beratern und Betrieben aber auch das Gemeinsame strukturieren von Trainingsprogrammen sowie die Vernetzung der teilnehmenden Betriebe in Public-Private-Partnerships. Der vertiefte Ausbau der Beziehungen ermöglicht einen aktiveren Informationsfluss sowie die Nutzung von Synergieeffekten. Der regionale Umweltgedanke und betriebliche Ziele befinden sich gleichermaßen im Mittelpunkt. Das Projekt enthält zudem auch eine soziale Komponente. Der ökonomische, ökologische und soziale Nutzen von Ökoprofit erfüllt demnach die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung.

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Die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotchi

Als das russische Sotchi zum Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014 auserkoren wurde, war der Jubel in Sotchi riesig. Mit der Austragung des sportlichen Ereignisses erhofften sich die Bürger einen Ausbau der Infrastruktur, der Arbeitsplätze und das große internationale Rampenlicht. Zumindest Letzteres ist ihnen sicher, wenn auch nicht immer im Guten. Denn eines ist klar, Sotchi ist weit davon abgekommen, nachhaltig oder ökologisch zu sein. Da sämtliche Wettkampfstätten, eine neue Autobahn, eine Bahnstrecke, Hotels, Unterkünfte für Athleten, Pressezentren und sogar eigene Kraftwerke neu gebaut werden mussten, stieg der Flächenbedarf immens. Um ausreichend Raum für die Winterspiele zu erhalten, wurde für den Ausbau der Sportstätten den Nationalparks der Schutzstatus entzogen. Die Folge ist die Eingliederung von Müllkippen in Berge und ein schwerer Eingriff in das Ökosystem. So wurde beispielsweise der natürliche Lebensraum der Bären stark beeinträchtigt und das Fischsterben weitete sich aus. Nicht nur die leeren Versprechungen welche die Verantwortlichen den Bürgen von Sotchi gemacht haben, sondern auch der Umgang mit der Natur lassen die Olympischen Winterspiele in keinem guten Licht stehen. Mit welcher Skrupellosigkeit die Verantwortlichen in die Natur eingreifen und mit den Umweltaktivisten umgehen, wird in diesem Bericht deutlicher Dargestellt.

Darüber hinaus ist die Höhe der Kosten ein kritischer Faktor. So sind die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotchi teurer als alle vorangegangenen Spiele zusammen. Wie bereits aus anderen Austragungsstätten ist jedoch auch hier die Frage: Was ist nach den Spielen ?

Dokumente

DOSB l: Nachhaltigkeitsstrategien von Sportverbänden


Interne Links

Externe Links

nachhaltiger Sport
SportsResponsibility
Drehscheibe nachhatiger Sport

Schlagworte

Fußball, Green Goal, Lebensstil, Ökoprofit, Sport

Letzte Aktualisierung

29.09.2015 09:38

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