Aachener Stiftung Kathy Beys

Weltgipfel Rio de Janeiro, 1992

Einleitung
Die UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED = UN Conference on Environment and Development) wurde über mehrere Jahre vorbereitet, u.a. durch ein eigens dafür gegründetes Sekretariat in London, durch Berichte aus über 120 Ländern und durch Expertenarbeitsgruppen aus verschiedenen UN-Gremien wie der UN-Wirtschaftskommission UNCTAD, den UN-Entwicklungsprogramm UNDP und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO sowie der Weltorganisation für Meteorologie WMO. An der Konferenz in Rio de Janeiro vom 3.-14.6.1992 nahmen rund 10.000 Delegierte aus 178 Staaten teil.

Ergebnisse
Bis zur Rio-Konferenz und der Verabschiedung wichtiger Dokumente war es ein langer Weg, auf dem zwischen den beteiligten Regierungen teilweise heftig gerungen wurde. Am Ende der Konferenz sollten schließlich Ergebnisse stehen, die das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung von Empfehlungen einer unabhängigen Kommission zu politisch und rechtlich verbindlichen Handlungsvorgaben weiterentwickeln sollten. Nicht nur umweltpolitische Probleme waren Gegenstand der Konferenz; vielmehr sollten auch die drängenden globalen Entwicklungsprobleme im umweltpolitischen Zusammenhang behandelt werden. Ziel war es, die Weichen für eine weltweite, nachhaltige Entwicklung zu stellen. Dabei war insbesondere die Abhängigkeit des Menschen von seiner Umwelt und die Rückkopplung weltweiter Umweltveränderungen auf sein Verhalten bzw. seine Handlungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.

Schlussendlich kamen in Rio fünf „Dokumente“ zustande, die vor dem Hintergrund der Vielzahl der Interessengegensätze (z.B. beim Thema Wald oder Klimaschutz) von vielen Seiten als ein erfolgreicher Schritt für eine globale Umwelt- und Entwicklungspartnerschaft gesehen werden:

  • Die Deklaration von Rio über Umwelt und Entwicklung: In den 27 Prinzipien (Grundsätzen) der Rio-Deklaration wurde u.a. erstmals global das Recht auf nachhaltige Entwicklung (sustainable development) verankert. Weiter wurden das Vorsorge- und das Verursacherprinzip als Leitprinzipien anerkannt. Als unerlässliche Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung werden u.a. die Bekämpfung der Armut, eine angemessene Bevölkerungspolitik, Verringerung und Abbau nicht nachhaltiger Konsum- und Produktionsweisen sowie die umfassende Einbeziehung der Bevölkerung in politische Entscheidungsprozesse genannt.
  • Die Klimaschutz-Konvention: Die Rahmenkonvention der Vereinten Nationen über Klimaveränderungen sieht vor, dass die Belastung der Atmosphäre mit Treibhausgasen auf einem Niveau stabilisiert wird, welches eine gefährliche Störung des Weltklimas verhindert. Nach Einschätzung des IPCC muss der Ausstoß an CO2 bis 2050 weltweit um mindestens 60 Prozent reduziert werden, um den Klimawandel in vertretbaren, also "ungefährlichen" Grenzen zu halten.
  • Die Biodiversitätskonvention: Die Biodiversitätskonvention ist ein Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Die Welt soll die biologische Vielfalt erhalten und ihre Grundelemente auf gerechte und ausgewogene Art nachhaltig nutzen. Konkret heißt dies, dass die Nutzung so erfolgen muss, dass die biologische Vielfalt langfristig nicht weiter gefährdet wird. Die Länder haben das Recht, über ihre biologischen Ressourcen zu verfügen, sind aber auch dafür verantwortlich, dass ihre biologische Vielfalt erhalten bleibt und dass ihre biologischen Ressourcen auf nachhaltige Weise genutzt werden.
  • Die Walddeklaration: stellt Leitsätze für die Bewirtung, Erhaltung und nachhaltige Entwicklung der Wälder der Erde auf. Gemäß dieser eher unverbindlichen Absichtserklärung sollen Wälder nach ökologischen Maßstäben bewirtschaftet, erhalten und geschützt werden. Eine verbindlichere Wald-Konvention, wie sie von den Industriestaaten gewünscht wurde, scheiterte am Widerstand der Entwicklungsländer.
  • Die Agenda 21: Nach der Agenda 21 sind es in erster Linie die Regierungen der einzelnen Staaten, die auf nationaler Ebene die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung planen müssen in Form von Strategien, nationalen Umweltplänen und nationalen Umweltaktionsplänen. Dabei sind auch regierungsunabhängige Organisationen und andere Institutionen zu beteiligen.
  • Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung: auf der Rio-Konferenz wurde ein regierungsübergreifendes Verhandlungskomitee (INCD = Intergovernmental Negotiating Committee) ins Leben gerufen, dessen Aufgabe die Vorbereitung einer Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den Ländern, die schwer unter Dürre und/oder Wüstenbildung litten, insbesondere in Afrika, bestehen sollte. Dieses Komitee, 1993 gegründet, beschloss nach fünf vorbereitenden Sitzungen am 17. Juni 1994 in Paris die Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD = U.N. Convention to Combat Desertification).
Kurzeinschätzung der Konferenz
Die Kurzeinschätzung der UN zur Rio-Konferenz 1992:

"United Nations Conference on Environment and Development (Earth Summit, June 1992, Rio de Janeiro):
Gathered 108 heads of State, who adopted Agenda 21, a global blueprint for sustainable development that has become the basis for many national plans. Over 1,800 cities and towns worldwide have since created their own "local Agenda 21".

Motivated some 150 countries to set up national advisory councils to promote dialogue between government officials, businesspeople, environmentalists and others on sustainable development policies.
Led to four new international treaties, on climate change, biological diversity, desertification and high-seas fishing.

Set up the UN Commission on Sustainable Development to monitor the implementation of the Rio agreements and serve as a continuing forum for negotiating global environment and development policy.

In June 1997, a special session of the UN General Assembly to assess implementation of Agenda 21 found that, despite progress in many areas, the global environment continues to deteriorate. Government leaders, including over 50 heads of State, agreed to further action -- notably on fresh water, energy and transport -- but few concrete commitments were made.)"


Die Nichtstaatliche Organisationen (NGO) haben auf dieser Konferenz eine Reihe von alternativen Vertragsentwürfen beschlossen, die hier ebenfalls dokumentiert werden.

Rio-Folgekonferenzen
Auf den Weltgipfel in Rio 1992 folgten mehrere Folgekonferenzen:

  • Rio +5 in New York: vom 23. bis zum 27. Juni 1997 trafen sich 53 Staats- und Regierungschefs auf der UN-Sondergeneralversammlung um die Entwicklung der Vorgaben des ersten Weltgipfels zu diskutieren.
  • Rio +10 in Johannesburg: vom 26.08. bis 4.09.2002 wurden erneut die Umsetzungsmöglichkeiten der Rio-Konventionen in Zeiten der voranschreitenden Globalisiserung diskutiert.
  • Rio +20 in Rio de Janeiro: 2012 fand der Weltgipfel erneut in Rio de Janeiro statt.
auch die in Rio verabschiedeten Konventionen zogen internationale Folgekonferenzen, sogenannte Vertragsstaatenkonferenzen (COP - Conference of Parties), nach sich. Dies waren u.a.:
Dokumente
Deutschen Übersetzungsdienstes der UN: Dokumente zu UN-Konferenzen

Interne Links
Externe Links
The World Conferences: Developing Priorities for the 21st Century (englisch)
FAO: Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation
WMO: Weltorganisation für Meteorologie

Schlagworte

Agenda , Beginn, Erdgipfel, Johannesburg, Rio, Weltgipfel

Letzte Aktualisierung

15.09.2015 17:42

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